Eigentlich soll Marcus Ericsson einfach nur seinen Traum leben dürfen - den Traum des Formel-1-Fahrers. Ericsson ist kein schlechter Rennfahrer, aber mit reinem Talent hätte er sich den Traum von der Formel 1 wohl nicht erfüllen können. Doch der Schwede ist in einer glücklichen Position: Ericsson hat einen extrem finanzstarken Gönner im Hintergrund, der die Renneinsätze seines Schützlings finanziert.

Anderes Auto, gleicher Sponsor, Foto: Sutton
Anderes Auto, gleicher Sponsor, Foto: Sutton

Eigentlich könnte es so einfach sein. Zu Beginn seiner Formel-1-Karriere zahlte der mysteriöse Gönner für das Caterham-Cockpit. Als die Finanz-Sorgen bei Caterham gegen Saisonende größer und größer wurden, sah sich der Ericsson-Clan nach Alternativen um. Mit Sauber gab es bereits im Jahr zuvor Verhandlungen, doch Adrian Sutil erhielt da noch den Vorzug.

Sauber - zwischenzeitlich finanziell weiter angeschlagen - und Ericsson einigen sich beim US GP 2014 auf einen Vertrag für 2015. Nur wenige Tage darauf wird auch Felipe Nasr bei den Schweizern bestätigt. Ein Schlag ins Gesicht für Adrian Sutil und Giedo van der Garde, die bis dahin beide davon aus ausgegangen waren, 2015 selbst im Auto zu sitzen.

Ericsson Unterstützer Retter in der Not

Warum bei den aktuellen Sauber-Probleme so weit zurückgehen? Weil es in Melbourne 2015 zum Eklat kam. Giedo van der Garde wollte sich ins Cockpit klagen. Erst in letzter Sekunde konnte die Angelegenheit noch geregelt werden, van der Garde wurde ausgezahlt. Woher das Geld plötzlich kam? Man munkelt aus der Ericsson-Ecke.

Giedo van der Garde wollte sich 2015 in Melbourne ins Sauber-Cockpit klagen, Foto: Sutton
Giedo van der Garde wollte sich 2015 in Melbourne ins Sauber-Cockpit klagen, Foto: Sutton

Marcus Ericssons Gönner will öffentlich so wenig wie möglich in Erscheinung treten. Wenn er Rennen besucht, meidet er TV-Kameras. Es soll sich beim Unterstützer um einen Geschäftsmann aus dem Tetra Laval Konzern handeln. Bekannt ist der eigentlich schwedische Konzern vor allem durch seine Marke Tetra Pak. Tetra Laval taucht aber nicht direkt auf dem Sauber auf, dafür ein anderes Projekt, mit dem der schwedische Gönner verbandelt ist: Die in Australien ansässige Halbleiterfirma Silanna.

Eigentlich wollen Unterstützer auch immer prominent platziert werden, bei Ericsson ist das anders. Allerdings will der Schwede nicht zweistellige Millionensummen bezahlen und dann immer wieder hören müssen, dass Sauber am Abgrund ist und sportlich nichts geht, weil die dafür nötigen Finanzen fehlen.

Steigt Ericsson-Unterstützer bei Sauber ein?

Aktuell wird deshalb über einen größeren Einstieg der Schweden bei Sauber verhandelt. Der Hauptsitz des Tetra Laval Konzerns liegt inzwischen übrigens in der Schweiz. Wegen den Verhandlungen war Teamchefin Monisha Kaltenborn auch nicht beim letzten Grand Prix in Bahrain. Wie die Beteiligung jedoch aussehen könnte, ist noch unklar. Wer so viel Geld investiert, will die Zügel in der Regel auch selbst in der Hand halten. Fraglich allerdings, wie das mit der bisherigen Philosophie des Gönners - nämlich öffentlich nicht in Erscheinung zu treten - einhergehen soll.

Fakt ist: Sauber braucht schnell eine Lösung. Zum zweiten Mal in Folge sollen die Löhne nicht rechtzeitig an die Belegschaft überwiesen worden sein. Seit dem Ausstieg von BMW hat Sauber nun jedes Jahr mehr mit der finanziellen Lage zu kämpfen. Seit der Einführung der teuren Turbo-Hybrid-Motoren wächst das Schuldenkonto schneller als das Punktekonto des Traditionsrennstalls. Die Situation vor dem China GP ist prekär, auch wenn ein Start vorerst nicht in Gefahr ist - Flüge und Hotels sind ohnehin schon längst gebucht.

Sauber droht Ungemach

Felipe Nasr ist mit dem Status Quo nicht zufrieden, Foto: Sutton
Felipe Nasr ist mit dem Status Quo nicht zufrieden, Foto: Sutton

Sauber muss nun schnell eine Einigung mit den Schweden finden, sonst sieht es zappenduster aus. Es ist die einzige Chance für Sauber: Entweder ein Milliardär, oder ein Hersteller. Doch ein Hersteller ist aktuell nicht in Sicht. Und allzu viele Milliardäre mit Formel-1-Begeisterung wird es nicht geben. Alles andere bedeutet wohl das Aus.

Für Marcus Ericsson selbst hat die aktuelle Situation auch Gutes: Im Gegensatz zu Teamkollege Felipe Nasr bekommt er die besten zur Verfügung stehenden Teile. Deshalb macht sich beim Brasilianer langsam Unmut breit. Auch die Millionen von Nasr-Unterstützer Banco do Brasil sichern Sauber bislang noch das Leben.