Der Freitag in Bahrain stand ganz im Zeichen von Mercedes. Sowohl im ersten als auch zweiten Freien Training erzielten die Silberpfeile, jeweils in der Reihenfolge Nico Rosberg vor Lewis Hamilton, die überlegene Bestzeit. Beim großen Herausforderer Ferrari sah es hingegen ziemlich düster aus. Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen verzeichneten in beiden Trainingssessions deutlich über eine Sekunde Rückstand auf die Spitze.

Zum einen war dies Eigenfehlern geschuldet - Vettel brachte im zweiten Training auf den superweichen Reifen keine saubere Runde zustande -, zum anderen der Streckencharakteristik. Mit seinen vier langen Geraden ist der Bahrain International Circuit im Gegensatz zum Albert Park, wo der Saisonauftakt stattfand, eine absolute Power-Strecke und spielt Mercedes, das über den besten Motor im Feld verfügt, klar in die Karten. Ferraris Stärken kommen hingegen mehr auf Kursen wie Barcelona zum Tragen, wo Kurven dominieren.

Superweiche Reifen bauen stark ab

Die Volltanktests mit den superweichen Reifen untermauerten dieses Bild. Die Teams simulierten dabei den ersten Stint des Rennens, der, wenn der Einzug in Q3 erwartungsgemäß gelingt, auf der weichsten zur Verfügung stehenden Mischung absolviert wird. Hamilton und Rosberg waren deutlich schneller als die Ferrari-Piloten unterwegs, wenngleich sich die Zeiten ein wenig anglichen, je mehr Runden gefahren wurden.

Gut geht aus dem Diagramm hervor, wie stark die superweichen Reifen in Bahrain abbauen (die ungewöhnlich kühlen Temperaturen verstärken dies noch), weshalb im Rennen mit frühen ersten Boxenstopps zu rechnen ist. Selbst mit leichtem Auto war auf den rot markierten Reifen nur eine fliegende Runde möglich, danach war der Verschleiß bereits zu hoch und die Zeiten fielen merklich ab. Auch für das Qualifying ein nicht zu vernachlässigender Faktor - der erste Schuss muss sitzen, Nachbessern ist nicht möglich.

Ebenfalls in Bahrain zum Einsatz kommen die weichen Reifen, und auf diesen stellte sich das Kräfteverhältnis zwischen Silber und Rot etwas ausgeglichener dar. Allerdings müssen die Zeiten mit Vorsicht genossen werden, da nur eine geringe Anzahl von Runden auf dieser Mischung vorliegt, weil die Soft-Longruns gegen Ende des zweiten Trainings stattfanden, als das Virtuelle Safety Car im Einsatz war.

"Es war ein ermutigender erster Tag für das Team. Wir waren sehr schnell auf einer Runde und auch auf längeren Runs. Deshalb freue ich mich auf das Qualifying und das Rennen", weiß Rosberg, dass sich sowohl Mercedes als auch er selbst in einer hervorragenden Position befinden, den nächsten Sieg einzufahren. Gewinnt der Deutsche in Bahrain, wäre es für ihn saisonübergreifend der fünfte Erfolg in Serie.

Bei Ferrari tappt man hingegen noch ein wenig im Dunkeln, hofft jedoch, dass der Freitag nicht das wahre Kräfteverhältnis gezeigt hat. "Wir könnten hier bisschen näher dran sein. Aber es ist schwer zu sagen, wie stark Mercedes hier ist. Sie sind weiter das Team, das es zu schlagen gilt", meint Sebastian Vettel, der seinen Wagen am Ende der zweiten Session wegen eines losen Hinterrads abstellen musste.

Medium als Schlüssel im Rennen?

Die dritte Mischung, die Pirelli nach Bahrain gebracht hat, sind die Medium-Reifen. Als einziger der Spitzenpiloten absolvierte Kimi Räikkönen auf ihnen einen Longrun, der aus mehrerlei Gründen durchaus bemerkenswert war. Zum einen, weil Räikkönen teils deutlich schneller als auf den superweichen Reifen war, was mit deren Alter sowie der Spritmenge erklärt werden kann, und zum anderen wegen der stabilen Medium-Performance, die im Gegensatz zu den anderen Mischungen nicht abfiel, sondern weitestgehend konstant blieb.

Je nachdem, wie sich der Grand Prix entwickelt, könnte dem Umgang mit den Medium-Reifen eine ganz entscheidende Bedeutung zukommen. Die Piloten der zwei Spitzenteams haben nur noch je einen Satz zur Verfügung, wobei sich Vettel und Räikkönen im Gegensatz zu Rosberg und Hamilton bereits im Training auf den Medium-Pneus einschießen konnten, da Ferrari bei Pirelli mehrere Sätze geordert hatte, Mercedes hingegen nur einen.

Buttons ungewöhnlicher Freitag

Button auf Platz drei: Nur eine Momentaufnahme, Foto: Sutton
Button auf Platz drei: Nur eine Momentaufnahme, Foto: Sutton

Der sprichwörtliche Hecht im Karpfenteich war am Freitag Jenson Button, der völlig überraschend die drittschnellste Zeit fuhr. Der McLaren-Pilot nutzte die Probleme bei Ferrari und stellte seinen Honda-befeuerten Boliden hinter die Silberpfeile, wenn auch mit über einer Sekunde Rückstand. Dass es sich dabei jedoch nur um eine Momentaufnahme handelte, die nicht das wahre Kräfteverhältnis widerspiegelte, wird bei einem Blick auf die Longrun-Zeiten schnell deutlich - Button konnte das Tempo von Mercedes und Ferrari bei weitem nicht mitgehen.

Dessen war sich auch der britische Routinier bewusst, der dennoch das seltene Erfolgserlebnis genoss. "Es ist schön, ein Auto unter mir zu haben, das sich gut anfühlt", so der Weltmeister von 2009, der aber anfügte: "Es gibt noch viel Arbeit auf den Longruns, vor allem auf den härteren Mischungen, denn ich bin mir sicher, die anderen Teams werden morgen konkurrenzfähiger sein."

Fazit: Die Pole Position in Bahrain geht an Mercedes, daran besteht kaum Zweifel - die Silberpfeile können sich nur selbst schlagen. Auch für das Rennen ist Mercedes nicht zuletzt wegen der Streckencharakteristik besser als Ferrari aufgestellt, der Abstand sollte jedoch wie gewöhnlich geringer als über eine Runde sein. Der Schlüssel zum möglichen Erfolg für die Scuderia sind ein guter Start sowie eine ausgeklügelte Strategie. Taktische Patzer wie in Melbourne sollten tunlichst vermieden werden, will man Mercedes ernsthaft herausfordern.