Red Bull startet trotz einer Last-Minute-Vorbereitung verhalten zuversichtlich in die Saison 2016. Nicht nur Lokalmatador und Sunnyboy Daniel Ricciardo blickt positiv gestimmt auf den Australien Grand Prix voraus. "Die Testfahrten liefen dieses Jahr viel besser für uns", berichtete er. "Wir sind besser vorbereitet als letztes Jahr um diese Zeit, was uns einen Schub fürs Selbstvertrauen geben kann."

Auch Daniil Kvyat, der in seine zweite Saison mit dem Team geht, findet sich in einer ganz anderen Situation wieder als im Vorjahr. "Im Vergleich zu diesem Zeitpunkt vor einem Jahr fühle ich mich viel selbstbewusster und wohler im Team", erklärte er. Es gebe nach den Testfahrten keine großen Fragezeichen.

Das trifft zumindest auf die Technik zu, denn laut Teamchef Christian Horner lief nichts fundamental schief. "Es gab nichts, was uns dazu gebracht hätte, uns auf dem Rückflug den Kopf zu zerbrechen", sagte er. Auf Prognosen will er sich trotzdem nicht einlassen. "Absolut keine Ahnung bis wir die ersten drei Rennen hinter uns haben, denn natürlich ist Melbourne eine Ausnahmeerscheinung. Bringen wir die drei Rennen hinter uns, dann sollte es eine klare Reihenfolge geben."

Die Erwartungen von Motorsportberater Dr. Helmut Marko sehen konkreter, aber auch nicht besonders rosig aus. Er sieht Schwesterteam Toro Rosso zu Saisonbeginn vor Red Bull, womöglich sogar bis zur Sommerpause. Als Ursache macht er die nach wie vor unterlegene Power Unit von Renault aus, die bei Red Bull ab dieser Saison unter dem Banner von TAG Heuer zum Einsatz kommt. Deutliche Entwicklungsschritte erwartet Red Bull erst im Laufe der Saison.

Die Statistik: Red Bull beim Australien GP

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Team 1 313 106461
Daniel Ricciardo - --- 10-
Daniil Kvyat - --- 2-

Red Bull in Melbourne: Mit dem Sieg von Sebastian Vettel im Jahr 2011 gelang Red Bull, was zuvor nur wenige Teams geschafft hatten: Die Dominanz von Ferrari und McLaren in Melbourne zu durchbrechen. Ansonsten zählt der Grand Prix auf dem fünften Kontinent aber vermutlich nicht zu den absoluten Lieblingsrennen des britisch-österreichischen Teams, denn bei bislang zwölf Teilnahmen sprangen nur noch zwei weitere Podestplätze heraus. Beide ebenfalls durch Vettel, der 2013 Platz drei ergatterte und 2012 Zweiter wurde.

Daniel Ricciardo in Melbourne: Der Australier begeht zum vierten Mal sein Heimrennen im Albert Park. Seine erste Teilnahme wird Ricciardo vermutlich nie vergessen, denn vor jubelnden Aussies holte er 2012 in Diensten von Toro Rosso seine ersten beiden Punkte in der Formel 1. Auch 2014 wurde Ricciardo frenetisch beklatscht, als er in seinem ersten Rennen für Red Bull als Zweiter das Podium erklomm. Die Freude sollte allerdings nur kurz währen: Die FIA stellte an Ricciardos Wagen einen zu hohen Benzinfluss fest und disqualifizierte ihn. Red Bull ging zwar in die Berufung, die Entscheidung blieb aber bestehen. Im Vorjahr wurde der Australier Sechster und durfte die dafür ausgeschütteten Punkte diesmal auch behalten.

Daniil Kvyat in Melbourne: 2014 feierte der Russe in Melbourne sein Formel-1-Debüt und stellte prompt einen neuen Rekord auf. Im Alter von 19 Jahren und 324 Tagen überquerte er die Ziellinie als Neunter, womit er als damals jüngster Pilot der F1-Geschichte punktete. Im Vorjahr konnte Kvyat aufgrund technischer Probleme nicht am Rennen teilnehmen.

Die Prognose: Nicht gerade rosig

  • Spürbare Fortschritte bei der Power Unit werden noch ihre Zeit brauchen
  • Deswegen sind die Erwartungen gering
  • Red Bull muss auf Fehler und Ausfälle der anderen hoffen

Motorsport-Magazin.com meint: Trotz später Entscheidung für einen Motor und eines knappen Zeitplans mit letztem Crashtest am Tag der Präsentation der Lackierung, fühlt sich Red Bull gut vorbereitet. Die Erwartungen des Teams sind allerdings sehr verhalten. Das könnte nur Tiefstapelei sein, dient aber wohl eher dazu, keine Hoffnungen zu wecken, die dann doch wieder enttäuscht werden. Spätestens nach der Sommerpause sollten die Ansagen wieder selbstbewusster werden. In Melbourne muss das Team wohl auf einen chaotischen Rennverlauf hoffen, um ordentlich abzusahnen und nicht nur die Brotkrumen der anderen aufzusammeln. (Annika Kläsener)