Sein Comeback in der Formel 1 startet der früher so wortkarge Kevin Magnussen mit einer klaren Ansage. In seiner ersten Medienrunde vor dem unmittelbar bevorstehenden Australien GP in Melbourne redet sich der Däne für seine Verhältnisse fast schon in Rage. Hält Magnussen nichts von dem langfristig angelegten Renault-Projekt? Hat er keine Lust, seine Rückkehr in der F1 nur mit mageren Aussichten auf Punkte zu starten? Fürchtet er gar, dass es mit Renault nie aufwärts gehen könnte?

Nein - das ist es nicht. "Da habe ich großes Vertrauen", sagt Magnussen. Der Auslöser ist also ein ganz anders Thema, Stichwort Boxenfunk.

2016 soll bekanntlich der längst im Sportlichen Reglement implementierte Artikel 27.1 auch ernsthaft umgesetzt werden. Der Passus besagt einzig grob, jeder Fahrer müsse seinen Boliden alleine, also ohne jedwede Hilfe pilotieren. Diese Vorgabe wurde bislang allerdings recht liberal gehandhabt. Einzig Driver-Coaching und zuletzt auch haarkleine Anweisungen zum Startprozedere waren tabu.

Zur neuen Saison soll all das strenger werden, der Boxenfunk also noch wesentlich restriktiver ausfallen. Die Ingenieure dürfen ihren Fahrern damit nurmehr die wesentlichsten Dinge ins Cockpit funken. Die Details regelt eine nicht öffentliche Direktive des Formel-1-Rennleiters Charlie Whiting, die Motorsport-Magazin.com vorliegt (siehe Link oben).

Für die Fahrer bedeutet deren Inhalt zusammengefasst: Mehr Arbeit, mehr Eigeninitiative und mehr Verantwortung am Lenkrad. Und genau das stört Kevin Magnussen ganz gewaltig. "Ich sehe darin keinen Sinn. Dass du dir jetzt so viel merken, dich an Zahlen und so etwas erinnern musst, ist einfach frustrierend", poltert der Däne. "Es wäre schöner, sich einfach aufs Racing zu konzentrieren. Die Idee war immer, dass wir uns mehr aufs Rennenfahren fokussieren sollen, aber so tun wir das eher weniger, weil wir uns die ganze Zeit gewisse Dinge in Erinnerung rufen müssen", erklärt Magnussen seine Sicht.

Magnussen: Erwarte nicht, dass Fahrer Unterschied macht

Demgegenüber steht das Argument, gerade so würde sich doch erst zeigen, welcher Fahrer den Rennsport und das dazugehörige Arbeitsgerät - nämlich den Boliden - am Besten versteht. Während sonst nur im Wechsel mal von Motoren-, mal von Reifen-Formel die Rede ist, könne so der Pilot endlich wieder den Unterschied machen. "Es ist sicher eine Möglichkeit, den Unterschied zu machen", meint etwa Mercedes-Fahrer Nico Rosberg. Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner sieht es genauso - zumindest wenn der Funk tatsächlich auf die rudimentärsten Basics beschränkt werde.

Kevin Magnussen widerspricht dem Duo. "Der Fahrer kann da keinen großen Unterschied machen. Denn nicht viele Fahrer, werden etwas vergessen. Wir werden einfach sicherstellen, dass wir uns alles merken", kontert der Renault-Fahrer auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. Tatsächlich trainierten die Teams bei den Testfahrten in Barcelona speziell mit Blick auf diese Neuerung 2016.

Magnussen warnt vor Abhängigkeit vom Display

"Das ist eine große Veränderung, die es viel schwerer macht. Du musst Dir viel mehr merken. Es gibt so viele Prozesse, die wir durchgehen müssen. Wir müssen Wege finden, uns das zu merken", erklärt Lewis Hamilton gegenüber Motorsport-Magazin.com. Für Magnussen eine ziemlich Bürde. "Es liegt einfach weniger Fokus auf dem Fahren, weil du dir die ganze Zeit Gedanken machst statt einfach schnell zu fahren. Das wäre schöner", stellt der Däne klar.

Noch dazu sei es nicht gerade vorteilhaft, sich noch mehr von den Informationen im Lenkrad-Display abhängig zu machen. Selbigem verpassen die Teams zum Ausgleich des Funk-Embargos an die Fahrer nämlich ein Info-Update. "Wir haben deshalb das Display überarbeitet", sagte etwa Toro Rossos James Key zu Motorsport-Magazin.com - eine Entwicklung auch in Hinblick auf die Zuverlässigkeit. Trotzdem: Nur ein Defekt hier, und schon könne ein bis dahin gutes Rennen ruiniert sein, warnt Magnussen.