Der bis dato letzte tiefgreifende Umbruch in der Formel 1 datiert auf die Winterpause 2013/14. Nach der Erfolgsära Red Bulls und Sebastian Vettels gab die Königsklasse den Startschuss für das neue Hybrid-Zeitalter. Seitdem dominiert Mercedes. Die nächste Revolution der Formel-1-Regeln steht für 2017 in den Startlöchern, noch ist das Reglement aber stabil. Dennoch gibt es für die Formel-1-Saison 2016 eine ganze Reihe an Neuerungen - nicht nur im Regelwerk.

Motorsport-Magazin.com nennt die 16 wichtigsten Änderungen, die jeder Fan inhaliert haben sollte, bevor er am Wochenende das erste Mal den Fernseher zum F1-Saisonstart in Melbourne einschaltet und die Live-Ticker im Netz verfolgt.

1. - Neue Rennställe: Haas F1 Team und Renault

Das Haas F1 Team ist 2016 neu in der Formel 1, Foto: Sutton
Das Haas F1 Team ist 2016 neu in der Formel 1, Foto: Sutton

Ein neues und ein neues, altes Team begrüßen wir 2016 in der Formel 1. Mit dem Haas F1 Team will ein neuer US-amerikanischer Rennstall endlich nachhaltig in der Königsklasse Fuß fassen. Dazu bedient sich Haas ausgiebiger Hilfe von Ferrari. Mit Renault kommt zudem eine altbekannte Größe zurück. Die Franzosen haben Lotus übernommen und starten wieder mit einem Werksteam in der F1.

2. - Neue Seilschaften: Manor & Mercedes, Toro Rosso & Ferrari

Weil Renault Lotus übernommen hat und naturgemäß mit eigenen Power Units fährt, ist bei Mercedes ein Kundenplatz frei geworden. Diesen füllt Manor Racing. Die Hinterbänkler fahren 2016 also mit dem stärksten Aggregat im Feld. Renault liefert derweil weiterhin an Red Bull. Deren Power Unit trägt allerdings den Namen eines Herstellers von Luxusuhren. Juniorteam Toro Rosso kehrt derweil zu seinen Anfängen zurück und bezieht Vorjahres-Power-Units von Ferrari. Für alle anderen ändert sich nichts.

3. - Neue Fahrer: Magnussen-Comeback und Wehrlein-Debüt

Mit dem Manor-Motorendeal einher geht eine Fahrerverpflichtung: Mercedes parkt seinen Testfahrer Pascal Wehrlein in einem Stammcockpit bei Manor. Teamkollege des DTM-Champions wird der junge Indonesier Rio Haryanto. Der weist eine mäßige Bilanz im F1-Unterbau vor, kann aber auf finanzstarke Sponsoren zählen. Alexander Rossi bleibt als Testfahrer bei Manor, Roberto Merhi und Will Stevens sind raus.

Team Fahrer 1 Fahrer 2
MercedesLewis HamiltonNico Rosberg
Red BullDaniel RicciardoDaniil Kvyat
WilliamsValtteri BottasFelipe Massa
FerrariSebastian VettelKimi Räikkönen
McLarenFernando AlonsoJenson Button
Force IndiaSergio PerezNico Hülkenberg
Toro RossoMax VerstappenCarlos Sainz
RenaultKevin MagnussenJolyon Palmer
ManorPascal WehrleinRio Haryanto
SauberMarcus EricssonFelipe Nasr
HaasRomain Grosjean Esteban Gutierrez

Mit Esteban Gutierrez bei Haas und Kevin Magnussen bei Renault kehren zudem zwei Ehemalige nach einem Jahr Pause zurück. Teamkollege des Dänen wird der bisherige Testfahrer des übernommenen Lotus-Teams, Jolyon Palmer. Pastor Maldonado wurde ausgebootet, Romain Grosjean wechselte zu Haas.

4. - Neues Qualifying-Format: Knockout-Modus

Nach langem Hickhack, viel Gezeter und Geschrei steht fest: 2016 gibt es ein neues Qualifying. Die drei Segmente bleiben, allerdings wird in jedem von ihnen ein neuer Knockout-Modus praktiziert. Nach gut der Hälfte jeder Einheit scheidet der langsamste Pilot aus, dann alle 90 Sekunden der nächste zu diesem Zeitpunkt Letzte und so weiter - bis der Abschnitt beendet ist. Im Q3 steigt am Ende also ein 1:1 um die Pole Position.

5. - Neue Strecke bringt Rekord-Rennkalender: Europa GP in Baku

2016 fährt die Formel 1 zum ersten Mal in Baku. Dort steigt Mitte Juni und parallel zu Le Mans der Europa GP. Weil auch Deutschland - in Hockenheim - wieder ein Rennen austrägt und der US GP in Austin nach monatelangen Verhandlungen sicher dabei ist, wächst der Rennkalender auf einen neuen Rekord von 21 Rennen. Dafür musste sogar das Reglement umgeschrieben werden. Es hatte bisher nur 8 bis 20 Grands Prix vorgesehen. Änderungen gibt es auch an der Abfolge: So wandert der Malaysia GP ins letzte Saisondrittel, während Russland als Ersatz auf Platz vier nach vorne rutscht.

6. - Neue Token-Regel: Mehr Entwicklung

Ja, die ungeliebten Token - eine Art Währung für die Entwicklung der Power Units - gibt es auch 2016 noch. Und es sind nicht weniger geworden, wie ursprünglich noch geplant. Statt Reduzierung auf 25 Token gibt es 2016 weiterhin 32 Einheiten, die während der Saison verbraten werden dürfen. Und das ohne Beschränkung gewisser Bereiche. Grund: Die Performance-Lücke zwischen den einzelnen Herstellern war 2015, im zweiten Jahr der Regelung, noch immer viel zu groß. Ab 2017 soll das System ganz fallen.

7. - Neue Power-Unit-Regel: Doppel-Homologation

Die Regel, nur eine Power Unit pro Saison homologieren zu dürfen, gehört der Vergangenheit an. Die Einschränkung hatte es aus Gründen der Chancengleichheit gegeben. So sollte sichergestellt werden, dass ein Hersteller seinen Kunden keine schlechteren Powertrains auftischt. Weil dann aber sowieso auch innerhalb der Saison entwickelt werden durfte, war diese Regel sinnlos.Updates kamen verspätet oder erst gar nicht. Dass zusätzlich Red Bull und Toro Rosso lange Zeit händeringend nach Motoren suchten, bedingte schließlich die Lockerung. Nun dürfen ganz offiziell auch Vorjahres-Aggregate homologiert werden, nicht nur per Ausnahme-Regelung wie bei Manor 2015. Toro Rosso hat diese Möglichkeit sofort genutzt (siehe oben).

8. - Neue Extra-Auspuffrohre: Mehr Sound als Ziel

Der Sound der Formel 1 wird seit Beginn der Hybrid-Ära scharf kritisiert. Bislang wurde keine nennenswert gute Lösung gefunden. Der neue Versuch: 2016 sind entweder ein oder zwei zusätzliche Auspuffrohre verpflichtend, um ungenutzte Abgase auszublasen. Bisher geschah das einzig über das zentrale Auspuffrohr. Das wirkte wie ein Schalldämpfer. Bis auf Renault entschieden sich alle Teams für die zweite Variante à la Mickey Maus. Erste Hörproben bei den Testfahrten in Barcelona haben jedoch keinen Durchbruch bestätigt.

9. - Neue VSC-Regel: Auch im Training

Das Virtuelle Safety Car ist eine Alternative zum normalen Safety Car, deren Vorteil im Rennen darin besteht, nicht künstlich in die Zeitabstände einzugreifen, da diese durch vorgegebene Sektoren-Deltazeiten weitestgehend gleich bleiben. So weit so gut. 2016 gilt das VSC nun auch im Training, um Zeit zu sparen. Im Rennen ist nach einer VSC-Phase zudem das DRS sofort wieder freigegeben. Auch das ist neu. Nach einem Safety Car bleibt es bei drei Runden DRS-Sperre.

10. - Neue Cockpitwände: Mehr Sicherheit

Die Sicherheit kann man immer verbessern. Deshalb müssen die Cockpitwände der Boliden 2016 höher und größer sein. Es gilt eine Fläche von 35.750 mm² statt bisher 33.000 mm². Zudem muss die Cockpitwand beim Crashtest statt 15 nun gleich 50 Kilonewton aushalten. Eine Cockpitkanzel oder ein Halo-Schutz wie ihn Ferrari in Barcelona testete, kommt jedoch frühestens 2017.

11. - Neue Highspeed-Kameras: Bessere Unfall-Aufklärung

Und noch ein Feature für die Sicherheit - allerdings für die Unfallanalyse, nicht die Verletzungsvorbeugung: Ab 2016 müssen alle F1-Boliden mit einer Highspeed-Kamera ausgestattet sein - auch bei Testfahrten. Diese filmt den Helm des Piloten. So sollen in der Unfalldatenbank wichtige Daten über die Bewegung des Kopfes bei Unfällen vorliegen. Eine Reaktion auf den Fall Alonsos bei den Testfahrten 2015.

12. - Neue Reifenmischung: Der Ultrasoft

Es gibt einen neuen Reifen. Der siebte im Bunde des Pirelli-Sortiments heißt 'Ultrasoft' und trägt - Fan-Votings sei Dank - die Markierung Lila. Der weichste aller fünf Trockenmischungen soll insbesondere auf Stadtkursen und in der Qualifikation zum Einsatz kommen. Der neue Pneu ist laut Pirelli je nach Strecke nochmal zwischen 0,5 und 0,9 Sekunden schneller als der Supersoft, taugt allerdings nur zu einer wirklich schnellen Zeit und sehr kurzen Stints im Rennen. Eine neue taktische Spielerei also. Bei den Testfahrten haben wir den Ultrasoft bereits gesehen, im Rennen gibt er sein Debüt mit großer Wahrscheinlichkeit in Monaco.

13. - Neue Reifenauswahl: Mehr Freiheit

Ganz sicher ist der Monaco-Einsatz des Ultrasoft noch nicht. Das hängt mit dem Zeitpunkt der Reifen-Nominierung zusammen. Monaco steht allerdings unmittelbar bevor. Ohnehin ändert sich 2016 eine Menge, was die Auswahl der Sätze angeht. Es gibt zwar weiterhin 13 Sätze Trockenreifen pro Fahrer und Wochenende, aber jetzt bestimmt Pirelli fix nur drei davon. Zwei der drei müssen für das Rennen zurückgehalten, einer davon auch zwingend eingesetzt werden. Den dritten Satz müssen alle für Q3 aufheben - es handelt sich hierbei um die weichste an diesem Wochenende erlaubte Mischung. Gestartet wird in den Top-10 weiterhin auf dem Reifen der schnellsten Runde in Q2. Wer nicht ins Q3 einzieht, darf den Satz im Rennen nutzen.

Die übrigen zehn Sätze dürfen die Teams frei aus drei durch Pirelli vorgegebene Mischungen zusammenstellen - teaminterne Unterschiede sind gestattet.

14. - Neue Reifentestfahrten: Fokus auf 2017

Regenreifentest für Ricciardo in Paul Ricard, Foto: Sutton
Regenreifentest für Ricciardo in Paul Ricard, Foto: Sutton

Die Wintertestfahrten wurden von 12 auf 8 Tage reduziert, die beiden zweitägigen Testfahrten, diesmal im Anschluss an Spanien GP und Großbritannien GP sind geblieben. Zusätzlich gab es bereits einen Regenreifentest in Paul Ricard, zudem sollen im Saisonverlauf noch bis zu sechs zweitägige Reifentestfahrten folgen. Hintergrund sind Probeläufe der für 2017 geplanten breiteren Pneus. Das Problem: Der extrem enge Rennkalender räumt dazu so gut wie nie Zeit ein.

15. - Neue Einheitstelemetrie: Kostenbremse

Weil die Formel 1 immer Wege sucht wie vor allem kleine Teams und Privatrennställe Kosten sparen können, gibt es 2016 eine Einheitstelemetrie. Diese sendet mittels Sensoren am Auto unzählige Daten in Echtzeit direkt in die Garage und in die Werke.

16. - Neue Sperrstunde: Entlastung für Mechaniker

Nicht nur an der Kosten-, sondern auch an der Stressschraube dreht die Formel 1 anno 2016. Zwar gibt es den Rekord-Rennkalender (siehe oben), doch werden den Mechanikern an den Rennwochenenden zumindest längere Pausen gegönnt. Die Sperrstunden vor dem ersten und dritten Training wachsen auf acht Stunden Arbeitsverbot in den elf Stunden vor Start der beiden Sessions. Die zwei Ausnahmen pro Saison bleiben.