Das Weltmeisterteam hat eine erfolgreiche Geschichte in Melbourne und konnte bei den Testfahrten vor der Saison voll und ganz überzeugen. Wer unter diesen Umständen an einen Fehlschlag zum Saisonauftakt in Australien glaubt, hat wenige Argumente. Die Mahnungen einiger Teammitglieder, Ferrari habe aufgeholt, wirken da schnell wie hohle Phrasen. Doch tatsächlich wird die Scuderia stärker eingeschätzt als 2015. Dennoch bleibt Mercedes Down Under Favorit.

Die Neuerungen: Steigerung auf hohem Niveau

Bedenkt man den großen Erfolg des alten Autos, dann hat Mercedes sogar relativ viel geändert. Unter anderem wurde die Airbox größer, die Seitenkästen dafür kleiner. Außerdem gab es die neue Nase mit dem S-Schacht inklusive Hai-Maul-Öffnung. Der neue Auslass liegt nun so weit hinten, dass die Luft erst nach dem Knick auf der Nase austritt.

Nach den Testfahrten dürfte sich nicht mehr viel geändert haben, schließlich lieferte Mercedes dort eine beeindruckende Leistung ab. Über 6000 Kilometer fuhren die beiden Piloten - ohne nennenswerte Probleme. Die Performance scheint ebenfalls zu stimmen, auch wenn das Team in Barcelona nicht zeigte, was diesbezüglich im neuen Fahrzeug steckt.

Die Erwartungen: Duett der Mahner

"Die Testfahrten waren absolut unglaublich - soweit ich mich erinnern kann, waren es die besten in meiner Karriere", sagt Hamilton entsprechend im Vorfeld des Australien GP. Doch insgesamt ist im Team das Bemühen zu spüren, schon vor dem Saisonstart auf die Euphorie-Bremse zu drücken. Der Grund dafür hat eine rote Farbe. Rosberg: "Selbstverständlich wissen wir alle, dass Ferrari mit uns vorne dabei ist." Sein Teamchef stimmt zu. "Wir erwarten in diesem Jahr härtere Konkurrenz als jemals zuvor. Die Erwartungen sind hoch, sowohl intern als auch extern. Aber Ferrari scheint zuversichtlich zu sein und es werden wahrscheinlich noch andere Teams mitmischen", so Toto Wolff.

Die Statistik: Mercedes beim Australien GP

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Mercedes 2 223 89636
Lewis Hamilton 2 415 92626
Nico Rosberg 1 -23 64318

Mercedes: Melbourne Bilanz

Mercedes in Melbourne: Für die Silberpfeile lief es in Melbourne zunächst verhalten. 2010 holten Nico Rosberg und Michael Schumacher mit den Plätzen fünf und zehn zwar solide Punkte, doch danach zeigte der Trend nach unten. 2011 fielen beide Mercedes-Piloten vorzeitig aus, und 2012 kam Schumacher ebenfalls nicht ins Ziel, während Rosberg nur Zwölfter wurde. 2013 erreichte Lewis Hamilton bei seinem Debüt für Mercedes nach Startplatz drei den fünften Rang, Rosberg schied mit Elektronikproblemen hingegen aus. 2014 gelang dann unter dem neuen technischen Reglement aber der große Wurf und Rosberg feierte einen überlegenen Sieg. Im Vorjahr gab es sogar einen Doppelsieg, Hamilton gewann vor Rosberg.

Lewis Hamilton in Melbourne: Lewis Hamilton und Australien - das ist eine spektakuläre und oftmals auch erfolgreiche Kombination. Unvergessen bleiben seine Disqualifikation 2009 nach der Lügen-Affäre und das Donut-Dilemma mit dem Privatauto im Folgejahr. Aber Hamilton kann Down Under auch sportlich für Furore sorgen: Bei seinen bislang neun Starts fuhr der Brite fünf Mal auf das Podium, wobei er das Rennen sowohl 2008 als auch im Vorjahr gewann.

Auch wenn sich Hamilton und Rosberg (hier im Bild mit Toto Wolff) nicht besonders mögen, sind sie ein starkes Team, Foto: Sutton
Auch wenn sich Hamilton und Rosberg (hier im Bild mit Toto Wolff) nicht besonders mögen, sind sie ein starkes Team, Foto: Sutton

Nico Rosberg in Melbourne: Der Australien GP wird für Nico Rosberg wohl immer ein ganz besonderes Rennen sein, denn 2008 feierte er im Albert Park als Dritter in Diensten von Williams seinen ersten von bislang 41 Podiumsplätzen. In den Folgejahren kam Rosberg zwar nicht über den fünften Platz hinaus und schied zwei Mal aus, 2014 nutzte der Deutsche dann allerdings die Gunst der Stunde und münzte die Überlegenheit des Silberpfeils sowie das Technikpech seines Teamkollegen Hamilton in einen Sieg um. Im Vorjahr stand Rosberg als Zweiter erneut auf dem Treppchen.

Die Prognose: Die Zeichen stehen erneut auf Sieg

  • Die Silberpfeile sind in Topform
  • Die vergangenen beiden Rennen in Melbourne gewann das Team
  • Trotz einer starken Scuderia Ferrari bleibt Mercedes klarer Favorit

Motorsport-Magazin.com meint: Die von Rosberg und Wolff wiederholt gehörten Aussagen, Ferrari sei näher gekommen, sind nur teilweise Tiefstapelei. Tatsächlich scheint sich die Scuderia im Vergleich mit 2015 verbessert zu haben. Doch natürlich hat Mercedes das auch. Und die vergangenen beiden Jahre haben gezeigt, dass die Strecke in Melbourne den - ohnehin vielseitigen - Silberpfeilen liegt. Alles andere als ein Sieg für Hamilton oder Rosberg zum Auftakt wäre daher eine Überraschung. (Matthias Schwerdtfeger)