So sieht das erste Fazit des Autos aus

"Wir haben einen tollen Motor, ein tolles Getriebe, das Chassis ist gut", schwärmte Haas. "Die Charakteristiken des Autos sind sehr neutral. Es hat eine gute Aerodynamik und ist an beiden Enden gut ausbalanciert. Es geht sehr neutral durch die Kurven, es bricht nicht aus oder macht irgendetwas Seltsames. Bislang ist es gut. Wir müssen immer schneller werden, um herauszufinden, wo die Limits sind."

Deshalb fiel der Frontflügel ab

Nach 13 Runden auf dem Circuit de Catalunya musste Romain Grosjean unfreiwillig bereits die erste Pause einlegen. Er hatte während der Fahrt ohne Fremdeinwirkung seinen Frontflügel verloren und damit die erste Rot-Phase der Tests ausgelöst. Haas erläuterte, dass der Abtriebsdruck, der auf dem Flügel lastet, dafür sorgte, dass sich die Befestigung löste. Die Befestigung besteht aus Aluminium, die mit der Karbonstruktur des Autos verbunden ist.

Grosjean verlor den Frontflügel auf der Strecke und löste rote Flaggen aus, Foto: Sutton
Grosjean verlor den Frontflügel auf der Strecke und löste rote Flaggen aus, Foto: Sutton

"Die Theorie ist, dass sich das Aluminium erhitzt und dann abkühlt und dann einen Teil des Karbons rauszieht. Dadurch entsteht eine Schwachstelle", erläuterte Haas. Diese wiederum konnte dem Abtrieb und den Vibrationen auf der Strecke nur eine Zeit lang standhalten. Der Flügel wanderte demnach aus seiner Befestigung und unters Auto. Dabei zerbrach er in kleine Teile. Haas hat jedoch eine Lösung gefunden, damit sich das nicht wiederholt. "Wir haben nun die Schrauben senkrecht zur Achse angebracht, statt sie gleichgerichtet zu schrauben. Auf die senkrechten Schrauben wirken nun Scherkräfte. Das ist die Lösung."

So viel ändert sich bis zum Saisonstart in Melbourne noch am Auto

Da das Chassis homologiert ist, wird sich dahingehend bis zum Saisonauftakt nicht viel ändern. Lediglich der Frontflügel wird wegen der Zuverlässigkeitsprobleme noch einmal überarbeitet. "Aber was ihr hier seht, ist das, was in Melbourne fahren wird", erklärte Haas. Unter der Haube wird sich jedoch etwas tun. Denn Haas fährt mit einem Test-Paket von Ferrari. Das heißt, bis zum Saisonstart wird sich an der Power Unit noch etwas ändern.

Haas fährt bei den Testfahrten wohl auch nicht mit dem gleichen Motor-Paket wie Ferrari. Das nimmt Haas zumindest an. "Sie haben viele Veränderungen vorgenommen, es ist ein ganz neuer Motor. Sie haben wohl verschiedene Pakete mit verschiedenen Merkmalen und wollen sichergehen, dass diese zuverlässig sind. Ich vermute daher, dass jeder Motor eine Variation hat", erläuterte Haas auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Sie wollen, dass wir viele Runden abspulen, damit sie ihn mitnehmen und anschauen können, ob es irgendwelche Probleme mit dem Design gibt."

Darum sind noch keine Sponsorenlogos auf dem Auto

"Es gibt viele Leute, die uns sponsern wollen, aber sie geben uns nicht das Geld, das wir wollen", scherzte Haas. Das eigentliche Problem sei, dass das Auto noch kein Rennen bestritten hat. "Die Leute haben einfach Angst, dass wir auf die Strecke gehen und ihren Namen blamieren. Aber ich bin optimistisch, dass wir professionell aussehen werden, wenn wir da rausgehen, dass wir auf einem Level kämpfen werden, den die anderen Teams respektieren werden." Dann würden sich die Sponsoren wohl dabei fühlen, ihre Logos aufs Auto zu bringen, meinte Haas.

"Aber wir sind nicht verzweifelt. Wir brauchen keine Sponsoren, um zu tun, was wir tun. Wir sind sehr effizient, unsere Budgets sind sehr vernünftig für das, was wir versuchen zu tun", betonte er jedoch. Ohnehin geht es dem Geschäftsmann vor allem darum, sein eigenes Unternehmen Haas Automation zu promoten. "Es funktioniert gut für unsere Marke, wir sind glücklich. Aber wenn uns jemand Sponsoring anbieten will, werden wir uns das definitiv anhören."

Vor allem an Verbrauchermarken ist Haas interessiert. Diese seien auch auf den anderen Autos am meisten vertreten. "Alles, was die Massen anzieht - daran wären wir interessiert. Wir könnten gute Arbeit dabei leisten, ein Produkt zu vermarkten, vor allem ein amerikanisches Produkt weltweit bekannt machen", sagte Haas.

Darum ist die Lackierung nicht in den Farben der US-Flagge

Über die Lackierung des ersten Haas-Boliden war viel spekuliert worden. US-amerikanische Farben schienen eine logische Wahl für das erste Team der Vereinigten Staaten seit 1986 zu sein. Stattdessen kommt der US-Renner nun in dezenten Grautönen mit roten Akzenten daher. "Die Farben entsprechen den Bearbeitungsmaschinen, den Farben von Haas Automation. Unsere Maschinen sind hauptsächlich grau und wir wollten diese nachahmen, da es unser Ziel ist, mehr Bearbeitungsmaschinen zu verkaufen", erläuterte Haas.

Das bewirkt Haas in den USA für die Formel 1

"Wir haben noch nicht viel darüber nachgedacht, welche Wirkung wir auf den Sport haben", gestand Haas. Er hoffe jedoch, dass viele Amerikaner sein Projekt unterstützen. Dafür spricht zum einen, dass seine Landsleute Sport lieben. Entscheidend dabei ist, dass sie sich mit ihm assoziieren können. "Wenn man ein amerikanisches Team hat und die Leute wissen, dass man etwas tut, was keiner zuvor getan hat, dann sind die Amerikaner daran sehr interessiert", erklärte Haas.

"Das Problem mit der Formel 1 war in der Vergangenheit, dass sie nichts damit assoziiert haben. Sie sehen nur Europäer und fragen sich: 'Wer sind diese Leute?'. Aber einen Amerikaner in einem europäischen Sport wollen die Leute sehen", betonte er. "Sie wollen sehen, ob du sie schlägst und wenn nicht, wie schlimm du crashst."

So fühlt sich ein Amerikaner in der Formel 1

"Es fühlt sich vertraut an. Ich fühle mich wohl. Hier wird nichts vollkommen anders gemacht, alles ist anders aber gleichzeitig auch das gleiche", meinte Haas, der seit 15 Jahren in der NASCAR involviert ist. "Ich fühle mich nicht wie ein Fisch außerhalb des Wassers. Es ist wie ein NASCAR-Rennen - nur die Autos sind anders." Er kenne die Formel 1 ohnehin schon lange und habe damals den gescheiterten Versuch von USF1 verfolgt.

So sieht ein Neuling die Probleme in der Formel 1

Haas-Teamchef Günther Steiner ist nach Genf zu den Meetings der Strategy Group und F1-Kommission gereist - in erster Linie, um zuzuhören, wie Haas auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com erklärte. "Wir sind Neulinge, deswegen weiß ich nicht, ob ich mich wohl genug fühle, meine Meinung zu sagen, was sie tun sollten."

Einblicke hat Haas allerdings auch als Neuling schon gewonnen. Es gebe viele Kontroversen, sei es wegen des Motors oder der Sicherheit, und die Formel 1 sollte seiner Ansicht nach eine nach der anderen angehen. "Ich habe gesehen, dass in der Formel 1 viele Ideen aufkommen. Aber die meisten werden verworfen, weil sie nicht vernünftig sind oder sie nicht genug Zeit haben. Sie brauchen so viel Zeit, ehe sie etwas beschließen. Daher sind die Regeln eigentlich stabiler als es aussieht."

Das haben Formel 1 und Football gemeinsam

Die ersten Hürden auf dem Weg in die Startaufstellung hat das Haas F1 Team genommen. Das Auto hat die Crashtests bestanden und spult auf dem Circuit de Catalunya die ersten Runden ab. "Jetzt kommt es auf das Team an", sagte Haas. "Es ist ihr Job, das Auto zuverlässig zu machen. Wir haben praktisch die richtigen Teile zusammen und müssen nur noch machen. Es ist wie bei einem Football-Team: Sie müssen die Pässe und Touchdowns machen."

Darum wird Haas Punkte holen

"Unser Plan ist, aus der Zuverlässigkeit Kapital zu schlagen", verriet Haas. "Wenn wir zuverlässig sind und Rennen beenden, können wir vielleicht auf Platz acht oder neun ins Ziel kommen." Mit einem guten Chassis, einem guten Motor, Zuverlässigkeit und einem soliden Team sei das leicht zu schaffen. "Wenn wir noch Leistung haben, können wir von da aus noch weiter nach vorne. Aber es ist unser Hauptziel, die Rennen zu beenden."

Darum hat Haas keinen US-amerikanischen Piloten verpflichtet

Ein US-Amerikaner in einem US-amerikanischen Team - ein Marketing-Geniestreich, möchte man meinen. Stattdessen fahren bei Haas ein Mexikaner und ein Schweizer mit französischer Rennlizenz anstelle des Kaliforniers Alexander Rossi. "Wir wollten das Beste, was wir kriegen können", betonte Haas. "Wir haben uns nicht die Nationalitäten angesehen, als wir dieses Team zusammengestellt haben. Wir wollten die bestmöglichen Leute, Produkte, Motoren oder Getriebe, die wir haben können, damit wir Rennen gewinnen können. Dafür sind wir hier - um Rennen zu gewinnen. Wir sind hier nicht im Urlaub."