Es gibt wohl keinen unglücklicheren Ort für Motorenprobleme als den Highspeed-Tempel Monza. Nico Rosberg erwischte es genau dort. Eigentlich hat Mercedes eine neue Ausbaustufe der Power Unit im Gepäck, doch Rosberg musste nach Problemen im dritten Freien Training wieder auf einen alten Motor zurückgehen.

Deshalb war für den Deutschen schon vor dem Qualifying klar, dass er schlechte Karten haben würde. Am Ende musste er sich nicht nur Teamkollege Lewis Hamilton geschlagen geben, sondern auch noch beiden Ferrari. "An sich ist mir eine gute Runde gelungen. Die paar Hundertstel auf Ferrari waren aber auf jeden Fall drin", ärgerte sich Rosberg. "Auch Lewis ist nicht zu weit weg."

Rosbergs Problem ist weniger, dass der Motor nicht die neueste Spezifikation hat, eher die Laufleistung bereitet dem WM-Zweiten Kopfzerbrechen. "Er hat schon fünf Rennen auf dem Buckel und extrem viele Kilometer, das hat mich beeinträchtigt. Es ist deshalb schon enttäuschend", so Rosberg.

Doch dass er überhaupt im Qualifying fahren konnte, hatte Rosberg seinen Mechanikern zu verdanken. Zwischen dem Ende von FP3 und dem Beginn des Qualifyings liegen lediglich zwei Stunden. "Das war eine tolle Leistung von den Jungs, die den Motor in anderthalb Stunden gewechselt haben. Sie haben das Auto halbiert und beiseite geschoben. Echt unglaublich, wie schnell das geht."

Rosberg darf Motor nicht wechseln

Die eigentlich starke Power Unit macht Sorgen, Foto: Mercedes-Benz
Die eigentlich starke Power Unit macht Sorgen, Foto: Mercedes-Benz

Weil nach dem Qualifying Parc-fermé-Bestimmungen herrschen, darf der Motor für das Rennen nicht mehr gewechselt werden. Ausnahme: Es würde eine Beschädigung vorliegen - wovon allerdings nicht auszugehen ist. "Pech, dass ich gerade auf dieser Strecke den ältesten Motor überhaupt fahren muss", ärgert sich Rosberg.

Rosberg muss sich an den Ferrari vorbeikämpfen, Foto: Sutton
Rosberg muss sich an den Ferrari vorbeikämpfen, Foto: Sutton

Trotzdem schickte er eine Kampfansage Richtung rote Konkurrenz: "Es wird nicht einfach morgen, aber ich gebe nicht auf. Ich werde versuchen, die Ferrari zu knacken!" Der Deutsche sieht vor allem bei der Strategie Möglichkeiten, an Vettel und Räikkönen vorbeizugehen. Rosberg rechnet mit ein bis zwei Stopps. Allerdings sieht es derzeit klar nach einem Stopp aus.

Rosberg hatte auch noch mit einem altbekannten Problem zu kämpfen: Untersteuern. Schon in den letzten Qualifyings hatte er Probleme mit dem Setup, regelmäßig hatte die Vorderachse zu wenig Grip. Niki Lauda hat noch einen anderen Erklärungsansatz: "Beim Motorwechsel muss der Unterboden abgebaut werden, da kann es sein, dass irgendetwas schiefgegangen ist und deshalb vorne der Anpressdruck nicht optimal war. Das müssen wir analysieren."

Eine Erklärung, warum der neue Motor bei Rosberg wieder ausgebaut werden musste, gibt es derzeit noch nicht. "Dazu müssen wir ihn komplett zerlegen", erklärt Mercedes Motorsportchef Toto Wolff. "Es ist beim Reinrollen passiert, es gab keine Anzeichen, keinen Leistungsverlust. Es ist ein Problem, das wir erst erkennen müssen. Es könnte auch bei Hamilton passieren, wir sind ein wenig im Ungewissen."