Mercedes

Letzte Runde des Zweikampfs vor der Sommerpause: Nico Rosberg ist nahezu verdammt, das Rennen zu gewinnen, denn sonst würde der Vorsprung Hamiltons auf über 20 Punkte anwachsen. Turnusmäßig wäre Rosberg wieder dran, doch Geschenke gibt es in der Formel 1 nicht. Zumal Lewis Hamilton den Hungaroring liebt: Schon viermal hat der Engländer hier triumphiert. Mit Sieg Nummer fünf würde er zum alleinigen Spitzenreiter in Ungarn avancieren - mit mehr Siegen als Michael Schumacher. Die Statistik spricht gegen Rosberg, doch er hat sich diese Saison schon mehrfach aus Situationen mit dem Rücken zur Wand befreien können.

Ferrari

Kimi Räikkönen fährt vielleicht das wichtigste Rennen seiner Karriere, schließlich ist der Ungarn GP das letzte Rennen vor Ablauf der Ferrari-Deadline am 31. Juli. Also, Pole, schnellste Runde und Sieg müssen für Räikkönen her. Schöne Wunschvorstellung, nur leider stehen da zwei silberne Boliden im Weg. Das rote Lager wird zwar sicher noch einmal Hoffnung schöpfen, irgendwie die Streckencharakteristik für einen nochmaligen Angriff auf Mercedes nutzen zu können. Realistisch betrachtet wird man aber wohl eher wieder zweite Kraft sein. Viel reparieren kann Räikkönen in einem Rennen ohnehin nicht, aber nochmal eine schwache Vorstellung wäre wohl gleichbedeutend mit dem endgültigen Aus des Finnen für 2016.

Gute Ungarn-Bilanz: Ein weiterer Hamilton-Sieg wäre für Rosberg ein Schlag, Foto: Sutton
Gute Ungarn-Bilanz: Ein weiterer Hamilton-Sieg wäre für Rosberg ein Schlag, Foto: Sutton

Williams

Vorfreude dürfte nicht unbedingt in Grove herrschen, wenn man das Wort "Hungaroring" hört. Enge Strecken standen bei Williams in letzter Zeit ohnehin nicht hoch im Kurs, seit dem Totaldesaster in Monaco dürfte sich die Stimmung gegenüber Kursen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von unter 200 km/h noch weiter ins Negative gewandelt haben. Die Mercedes-Power hilft in Ungarn nur bedingt weiter. In einem rationalen Geschäft wie der Formel 1 binnen weniger Wochen einen heiligen Gral zu finden, ist extrem unwahrscheinlich. Augen zu, auf die Zähne beißen und auf Spa und Monza freuen, dürfte hier die Devise lauten.

Red Bull

Letzte Chance auf einen Podestplatz? Die enge Strecke bedeutet, dass der PS-Nachteil nahezu egal ist. Christian Horner verkündete bereits, dass Ungarn die stärkste Strecke des Jahres für Red Bull sein dürfte. Wenn also ein Bulle diese Saison noch unter regulären Bedingungen auf das Stockerl fahren soll, dann wäre dies die beste Chance dazu. Daniel Ricciardo feierte im Vorjahr einen Sieg, Daniil Kvyat hat bereits in Juniorkategorien in Budapest gewonnen. In Monaco hagelte es bereits massig Punkte, die Voraussetzungen stimmen also. Allerdings ist das Abschneiden von Red Bull auch davon abhängig, ob Williams sich wieder so verbaut wie in Monaco.

Force India

Hält Hülkenbergs Höhenflug bis zur Sommerpause an?, Foto: Sutton
Hält Hülkenbergs Höhenflug bis zur Sommerpause an?, Foto: Sutton

Die Mannschaft von Vijay Mallya und speziell Nico Hülkenberg befinden sich seit Monaco auf einem Höhenflug. 28 der 39 insgesamt erkämpften Punkte holte Force India in den letzten vier Rennen und katapultierte sich auf die fünfte Position in der Konstrukteurswertung. Vor den Angriff auf Red Bull sieht der Kalender aber jetzt noch den engen Hungaroring vor, wo die Mercedes-Power nicht richtig zur Geltung kommt. Aerodynamisch funktioniert der VJM08 in der B-Version ausgezeichnet, wie Silverstone bewiesen hat. Ungarn wird zeigen, ob man Teams wie Red Bull auch im mechanischen Grip ebenbürtig ist.

Lotus

Wie Force India und Williams kann auch das Lotus-Team auf den Leistungsvorteil des Mercedes-Motors in Ungarn nicht ausspielen. Nach dem Desaster in Silverstone, als beide Fahrzeuge in der ersten Runde ausschieden, gilt es in erster Linie, den langsam entwischenden indischen Rivalen wieder einzufangen. Der ist nämlich in den letzten beiden Rennen nicht nur vorbei-, sondern auch um zehn Punkte davongezogen - mit einem Auto, das zu Beginn der Saison gar nicht fertig gewesen war. Lotus droht in der Entwicklung zurückzufallen, Silverstone ist ein Warnschuss gewesen. Pastor Maldonado und Romain Grosjean hoffen auf eine verbesserte Performance des E23 in langsamen Kurven.

Sauber

Die 14 Punkte vom Saisonauftakt scheinen bei Saisonhälfte bereits gefühlte drei Ewigkeiten zurückzuliegen. Inzwischen hat das Team rund um Monisha Kaltenborn drei Nullrunden in Folge ertragen müssen. Die Mercedes-Teams sind längst aus dem Visier entschwunden, nun klopft auch noch Toro Rosso an, die in Silverstone schon drohten vorbeizuziehen. In erster Linie wird Sauber versuchen müssen, sich bis zur Sommerpause zu retten, um danach noch einmal neuen Anlauf zu nehmen.

Nach der enttäuschenden Doppelnull in Silverstone nimmt Toro Rosso neuen Anlauf auf Sauber, Foto: Sutton
Nach der enttäuschenden Doppelnull in Silverstone nimmt Toro Rosso neuen Anlauf auf Sauber, Foto: Sutton

Toro Rosso

Für die Jungbullen kommt die Sommerpause eigentlich zum falschen Zeitpunkt, schließlich sah Toro Rosso in Silverstone sehr stark aus, bis ein ärgerlicher Doppelausfall sichere Punkte kostete. Auch der PS-Nachteil in Ungarn wirkt sich in Ungarn kaum aus. Doch als Casus Knacksus könnte sich auf dem engen Hungaroring die schlechte Fahrbarkeit der Power Unit von Renault erweisen. Das muss STR in den Griff bekommen. Sauber noch vor der Sommerpause abzufangen wäre sicher ein moralischer Boost für die italienische Truppe.

McLaren

In Silverstone sprang endlich der erste WM-Punkt auf einer "richtigen" Formel-1-Strecke heraus, der die vier Zähler aus Monaco gut ergänzt. Wenn McLaren noch einmal eine Chance haben will, ein paar Punkte auf das Konto einzuzahlen, wäre der Hungaroring neben Singapur die beste Chance dazu. Von den gefürchteten schnellen Kurven gibt es nur wenige, das PS-Defizit macht sich kaum bemerkbar und beide Fahrer feierten einst in Budapest ihre ersten Karrieresiege. Ob diese Faktoren ausreichen, um weitere Punkte zu sammeln? Ein nicht durch außergewöhnliche Strecken oder Wetterkapriolen erkämpfter Zähler wäre jedenfalls das nächste Ziel, das anzustreben wäre.

Einmal im Fokus: Wie wird Manor auf die jüngsten Ereignisse reagieren?, Foto: Sutton
Einmal im Fokus: Wie wird Manor auf die jüngsten Ereignisse reagieren?, Foto: Sutton

Manor Marussia

Die Formel-1-Welt fragt sich, wie Manor wohl auf den Tod von Jules Bianchi reagieren wird. Durch die tragischen Ereignisse dürfte das Team an diesem Wochenende etwas mehr im Fokus stehen als gewohnt. Jedes Teammitglied wird für sich entscheiden müssen, ob es die Nachricht als Schock oder Erleichterung, dass die Ungewissheit endlich vorbei ist, aufnimmt. In sportlicher Hinsicht darf man keine Wunderdinge erwarten. Die in Silverstone gebrachten Updates wollen nun setuptechnisch ausgereizt werden, es dürfte also noch etwas Luft nach oben geben.