Zum ersten Mal kamen in Kanada mit Tokens weiterentwickelte Motoren zum Einsatz. Ferrari hat den Verbrennungsmotor mit drei Tokens weiterentwickelt, Honda setzte derer zwei ein. Gleichzeitig müssen natürlich auf frische Komponenten eingesetzt werden - sonst können die Verbesserungen nicht in Betrieb genommen werden. Doch nicht jeder durfte sich über die überarbeiteten Triebwerke freuen. Motorsport-Magazin.com liefert einen Überblick, wer was gewechselt hat und warum - und wer warum nicht gewechselt hat.

Mercedes brachte zwar keine wirkliche Power-Ausbaustufe mit nach Kanada, dafür aber Spezifikation zwei der Power Unit Generation 2015. Änderungen im Vergleich zum Vorgänger durften nur aus Standfestigkeits-, Kosten- oder Sicherheitsgründen durchgeführt werden. Man mag argumentieren, dass Mercedes keine Standfestigkeitsprobleme beheben musste, doch die Ingenieure finden immer etwas - auch mit den neuen, strengeren Auflagen -, da können Sie sich sicher sein.

Hersteller Benutzte Tokens Übrige Tokens
Ferrari22 10 (-3)
Honda 9 (-2)
Mercedes25 7
Renault20 12

Deshalb sind die Exemplare, die erstmals in Kanada zum Einsatz kamen, tatsächlich von der zweiten Spezifikation. Das Werksteam durfte sich natürlich über die überarbeiteten Power Units freuen. Bei Nico Rosberg und Lewis Hamilton wurden alle sechs Komponenten gewechselt, sprich Verbrennungsmotor, Turbolader, beide Energierückgewinnungssysteme, Batterie und Steuergeräte. Nur bei Lewis Hamilton mussten die Steuergeräte nicht gewechselt werden, er hatte bereits früher neue Control Units eingesetzt.

Bei Williams und Lotus gab es ebenfalls zweimal komplett neue Power Units der Spezifikation zwei. Somit befinden sich die drei Teams perfekt im Soll. Es ist immer am besten, wenn alle Komponenten gemeinsam ausgewechselt werden können.

Als einziger Mercedes-Kunde musste Force India in die Röhre gucken. Bei Nico Hülkenberg nicht so dramatisch, denn er musste früh nach einem noch immer ungeklärten Motorschaden alle Komponenten bis auf die Batterie wechseln. Doch Sergio Perez' Power Unit hatte schon vor Kanada sechs komplette GPs auf dem Buckel. Er musste auch das siebte Rennen mit PU Nummer eins überstehen.

ICETCMGU-KMGU-HESCE
Mercedes
Lewis Hamilton222222
Nico Rosberg222222
Red Bull
Daniel Ricciardo433212
Daniil Kvyat433212
Williams
Felipe Massa222222
Valtteri Bottas222222
Ferrari
Sebastian Vettel322222
Kimi Räikkönen322222
McLaren
Fernando Alonso443334
Jenson Button455433
Force India
Nico Hülkenberg222222
Sergio Perez111122
Toro Rosso
Max Verstappen523323
Carlos Sainz322222
Lotus
Romain Grosjean222222
Pastor Maldonado222222
Manor
Will Stevens333322
Roberto Merhi333322
Sauber
Marcus Ericsson222233
Felipe Nasr222222

4.737 Kilometer hat dieser Antrieb nun auf dem Buckel - das entspricht einer Le-Mans-Distanz. Ob sein im Vergleich zu Hülkenberg schlechtes Abschneiden damit zu tun hatte? Der Unterschied beim Topspeed war nur marginal.

Bleibt die Frage, warum Force India keine neuen Komponenten erhielt. Die Vermutung liegt nahe, dass die Zahlungsmoral von Force India nicht die allerbeste ist. Bestätigen wollte das freilich keiner. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com sollen aber beim nächsten Rennen in Österreich beide Piloten mit frischen Aggregaten an den Start gehen.

Sauber muss ebenfalls warten

Ferrari wechselte im Gegensatz zu Mercedes nicht die ganze Power Unit. Für Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen gab es lediglich einen neuen Verbrennungsmotor - den überarbeiteten eben. Das ist aber insofern verständlich, weil Ferrari bereits vor zwei Rennen die Power Unit komplett erneuert hat. Somit ist der neue Motor bei Vettel und Räikkönen bereits Exemplar Nummer drei.

Sauber muss noch auf die Ausbaustufe warten, Foto: Sutton
Sauber muss noch auf die Ausbaustufe warten, Foto: Sutton

Allzu große Sorgen über die Zuverlässigkeit müssen sich die Ferrari-Piloten aber wohl nicht machen. Denn Motor eins und Motor zwei können noch immer am Freitag im Training eingesetzt werden, später im Jahr werden die Komponenten ohnehin regelmäßig durcheinandergewürfelt, so dass Motor zwei gemeinsam mit Turbolader drei und MGU-K vier seinen Dienst verrichtet. Mix and Match nennen die Ingenieure das.

Doch warum bekam Sauber nicht den überarbeiteten Motor? Die einfachste Erklärung wäre, dass Sauber beim normalen Turnus bleiben will. Das stimmt aber so nicht ganz. Sauber hätte in Montreal sicher gerne auf Extra-Power zurückgegriffen, aber bei Ferrari ist der Kunde nicht König. Erst in Spa soll Sauber die Ausbaustufe bekommen.

Renault und Honda streiten sich um den letzten Platz

Jetzt wird es aber richtig undurchsichtig: Am Freitag bekamen Fernando Alonso und Jenson Button jeweils ihren vierten Honda-Turbolader. Zur Erinnerung: Vier sind für die ganze Saison erlaubt. Buttons Power Unit bekam auch noch die vierte MGU-H implantiert.

Damit aber noch nicht genug bei Honda: Am Samstag bekam Alonso seinen vierten Verbrennungsmotor. Button musste noch am Sonntag vor dem Rennen mit seinem Teamkollegen gleichziehen: Auch für ihn gab es ICE Nummer vier.

Button musste in Montreal leiden, Foto: Sutton
Button musste in Montreal leiden, Foto: Sutton

Damit aber noch immer nicht genug: Obwohl Turbolader und MGU-H an diesem Wochenende schon gewechselt wurden, bekam er für das Rennen noch von beiden das jeweils fünft Exemplar. Weil er schon nicht am Qualifying teilnehmen und die Startplatzstrafe deshalb nicht absitzen konnte, bekam er für das Rennen gleich noch eine Stop and Go Strafe.

Immerhin bei Renault ist Besserung in Sicht. Zwar nicht, was die Power angeht, aber zumindest bei der Zuverlässigkeit. Ganz ohne Strafe ging es dann aber doch nicht: Max Verstappen bekam Verbrennungsmotor Nummer fünf und Steuergerät Nummer drei. Weil der Kanada GP wegen der Startplatzstrafe aus Monaco eh schon so gut wie gelaufen war, machte es die Zeitstrafe für Motor Nummer fünf auch nicht mehr viel schlimmer.