Pro: Red Bull und Renault haben die Ressourcen

Bislang verlief die Saison für Red Bull einigermaßen ernüchternd. Nach sieben Rennen ist der erfolgsverwöhnte Rennstall aus Milton Keynes nur Vierter in der WM-Wertung - mit reichlich Abstand nach hinten, aber auch nach vorne. Kann es dennoch in dieser Saison klappen, ein Podium einzufahren? Aber natürlich! Ja, es ist wahr, das Gesamtpaket aus Auto und Motor ist in diesem Jahr nicht spitzenmäßig. Aber dennoch kann auf den richtigen Strecken immer noch ein tolles Ergebnis eingefahren werden. Monaco ist dafür ein gutes Beispiel. Keiner der Topfahrer schied aus, dennoch gab es am Ende die Plätze vier und fünf für die Österreicher. Und es folgen noch einige Kurse mit einer ähnlichen Charakteristik wie im Fürstentum - Ungarn oder Singapur zum Beispiel.

In Monaco lief es für Red Bull bislang am besten, Foto: Sutton
In Monaco lief es für Red Bull bislang am besten, Foto: Sutton

Doch auch auf anderen Strecken wird es bald weiter nach vorne gehen. In Kanada war die fehlende Konkurrenzfähigkeit des Renault-Motors deutlich zu sehen. Aber es geht kontinuierlich nach oben. Während sich zu Beginn der Saison Defekt an Defekt reihte, blieben die französischen Aggregate in den letzten drei Rennen verschont. Renault kündigte bereits an, sich ab sofort auf die Entwicklung der Performance zu konzentrieren. Und hier steht dem Hersteller mit 12 Tokens das größte Verbesserungspotential aller vier Motorenlieferanten zur Verfügung. Ein großer Schritt nach vorne ist also nur eine Frage der Zeit.

Der Motor wird in den kommenden Wochen Stück für Stück verbessert, fehlen also nur noch Updates im Bereich des Chassis. Und darin muss Red Bull keiner etwas vormachen. Auch wenn sich die partielle Abwesenheit von Adrian Newey bemerkbar machte und der Bolide nicht mehr der stärkste im Feld ist, so werden auch hier noch einige Verbesserungen kommen. Ob Aerodynamikchef Dan Fallows, Chefdesigner Rob Marshall oder wer auch immer an der Entwicklung des Autos noch beteiligt ist - sie alle können aus dem großen Schatten des Gurus treten. Und neben ihren Ideen haben sie sehr viel Geld zur Verfügung, denn das Budget von Red Bull gehört zu den größten im Feld.

Ein weiterer entscheidender Punkt ist die Fahrerpaarung. Während bei Mercedes bereits auf den nächsten Zwischenfall auf der Strecke gewettet werden kann, entwickelt sich Ferrari allmählich zu einer One-Man-Show. Sebastian Vettel fährt überragend, Kimi Räikkönen wirkt teilweise lustlos oder ist von Beginn an chancenlos, wenn er erneut von einer schlechten Position aus startet. In Anbetracht seines auslaufenden Vertrages könnte vielleicht bald die Motivation nachlassen. Bei Red Bull hingegen sind zwei junge Fahrer am Werk, die sich auf Augenhöhe bekämpfen und gegenseitig pushen. Dazu geht es auch darum, wer in die Fußstapfen Vettels treten kann. Und das wollen sowohl Ricciardo, als auch Kvyat.

Contra: Der Rückstand ist zu groß

Zuletzt musste sich Red Bull mit Force India herumschlagen, Foto: Sutton
Zuletzt musste sich Red Bull mit Force India herumschlagen, Foto: Sutton

Red Bull hat zwar in Monaco ein starkes Einzelergebnis erzielt, doch schon Kanada hat gezeigt, wo die roten Bullen von der eigentlich Leistung hingehören. Der Grund dafür ist simpel. Der Renault Motor bringt einfach nicht genug Power auf den Geraden. In den Straßenschluchten von Monaco war das zwar noch zu kompensieren, aber eine so extreme Strecke gibt es im Rennkalender sonst nicht mehr. Zudem sieht Daniel Ricciardo den RB11 erst auf dem Niveau vom RB10 Ende des vergangenen Jahres.

Doch nicht nur die Leistung der Antriebseinheit des französischen Autoherstellers lässt zu wünschen übrig. Die Zuverlässigkeit hat Red Bull und auch das Schwesterteam bereits viele Nerven gekostet. So sind Daniil Kvyat und Daniel Ricciardo bereits mit ihrem jeweils letzten Motor unterwegs und müssen für jeden weiteren Motor mit Strafen rechnen, die gute Positionen nahezu unmöglich machen.

Ein viel schwerwiegenderer Grund, warum Red Bull kein Podium mehr schafft, ist jedoch, dass Mercedes und Ferrari von sich aus deutlich schneller sind. Damit sind die ersten vier Plätze für Kvyat und Ricciardo schon unerreichbar. Da auch Williams im Normalfall vor dem Team aus Milton Keynes anzusiedeln ist, braucht sich Red Bull in dieser Saison keine Hoffnungen mehr auf eine Podestplatzierung zu machen.