Warum ist Hamilton der König von Shanghai?

Lewis Hamilton zelebrierte auf dem Shanghai International Circuit das perfekte Rennwochenende. Der Mercedes-Pilot markierte in allen Trainingssitzungen die Bestzeit, sicherte sich die Pole Position, fuhr die schnellste Rennrunde und gewann den Grand Prix souverän. Es war bereits Hamiltons vierter Sieg in China, der seine WM-Führung auf 13 Punkte ausbaute und seinem dritten Titel entgegenzufahren scheint. Es gibt nur eine weitere Strecke im Kalender, auf der sich der Brite genauso wohl fühlt wie in Shanghai: Auf dem Hungaroring gewann er ebenfalls bereits vier Mal.

Warum splittete Mercedes nicht die Strategien?

Rosberg und Hamilton setzten auf dieselbe Strategie, Foto: Sutton
Rosberg und Hamilton setzten auf dieselbe Strategie, Foto: Sutton

Hamilton und Rosberg setzten in Shanghai auf dieselbe Strategie. Beide Piloten starteten mit den weichen Reifen und behielten diese auch beim ersten Boxenstopp bei, ehe sie für den letzten Stint die härteren Medium-Pneus ausfassten. Mercedes sah somit davon ab, die Strategien zwischen den beiden Piloten aufzuteilen und machte es Rosberg nahezu unmöglich, Hamilton dank einer anderen Taktik zu überholen.

Ausschlaggebend für dieses Vorgehen waren Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen. Die Ferrari-Piloten saßen dem Mercedes-Duo das gesamte Rennen über gefährlich im Nacken und verhinderten damit das Splitten der Strategie. "Wenn man den Luxus hat, mit etwas mehr Abstand einem Doppelsieg entgegenzufahren, kann die Strategie für den hinteren Fahrer wechseln, damit er die Chance hat zu gewinnen, aber heute mussten wir einfach den Sieg sicherstellen", erklärte Mercedes-Technikchef Paddy Lowe.

Warum war Rosberg auf Hamilton sauer?

Vom Start weg konnten beide Mercedes ihre Doppelführung halten. Doch Hamilton schlug vorne ein etwas geringeres Tempo an, um seine Reifen zu schonen. Nico Rosberg beklagte sich bereits am Funk während des Rennens darüber und legte nach dem Rennen auf der Pressekonferenz nochmal nach. Nachdem Hamilton sagte, er habe nur sein eigenes Rennen kontrolliert, giftete Rosberg: "Es ist interessant von dir zu hören, dass du nur an dich selber gedacht hast, was die Pace vorne betrifft."

Der Deutsche war sauer, da Sebastian Vettel dran bleiben konnte und dieser den Mercedes-Piloten mit einem frühen Stopp unter Druck setzen konnte. "Darauf musste ich reagieren. Es war unnötig, so nah mit Sebastian beieinander zu fahren. Das hat mir am Ende Zeit gekostet, weil die Reifen am Ende waren. Darüber bin ich nicht glücklich", so Rosberg. Hamilton konterte: "Es ist nicht mein Job, auf Nicos Rennen zu achten."

Toto Wolff glaubt nicht, dass Hamilton Rosberg absichtlich einbremste. "Ich denke, er hat es nicht absichtlich getan. Es gab von Lewis keinerlei Intention, Nico einzubremsen, damit er Dritter oder sogar noch schlechter wird - 100 Prozent", so der Mercedes-Motorsportchef. Er versteht jedoch auch die Sichtweise des Deutschen. "Du kannst nicht überholen, denn sobald du aufholst, verlierst du sofort Reifenperformance. Nico war gefangen in dieser Situation. Gleichzeitig steigerte Sebastian dahinter seine Pace. Daher ist es aus Sicht von beiden verständlich."

Warum ging das Rennen hinter dem Safety Car zu Ende?

Der Große Preis von China ging zwar als eines der knappsten Rennen in die Geschichte der Formel 1 ein, Spannung kam aber dennoch nicht auf. Ausschlaggebend für diese kuriose Situation war Max Verstappen, dessen Toro Rosso wenige Runden vor dem Fallen der Zielflagge mit einem Motorproblem auf der Start- und Zielgerade liegengeblieben war.

Verstappen rief das Safety Car auf den Plan, Foto: Sutton
Verstappen rief das Safety Car auf den Plan, Foto: Sutton

"Wir hatten dieses Problem noch nie zuvor, weder auf dem Motorenprüfstand, noch auf der Strecke", war Cedrik Staudohar von Renault ratlos, wie es zum Defekt kommen konnte. Da sich die chinesischen Streckenposten nicht übermäßig geschickt beim Entfernen des Fahrzeugs anstellten, wurde das Rennen nicht mehr freigegeben. Zwar bog das Safety Car in der letzten Runde noch in die Box ab, Überholmanöver waren aber nicht mehr gestattet.

Warum kam Ricciardo am Start so schlecht weg?

Daniel Ricciardo hatte ein technisches Problem beim Start. Sein Renault-Motor ging beim Losfahren in den sogenannten 'Anti-Stall-Modus', der dafür sorgt, dass der Motor nicht ausgeht. Nachteil des Modus ist, dass das Auto kaum Leistung abrufen kann, was am Start natürlich katastrophale Folgen hat und zum Verlust zahlreicher Positionen führte.

"Es sieht aus, als wäre es ein menschlicher Fehler gewesen", vermutete Red-Bull-Teamchef Christian Horner nach dem Rennen kein technisches Gebrechen. "Das erste Feedback, das ich bekommen habe, lässt auf einen Fehler am Pedal schließen", führte er aus. "Ich weiß nicht, ob er [Ricciardo] alle Lichter am Display hatte oder nicht."

Was war zwischen Button und Maldonado?

Maldonado wurde von Button abgeschossen, Foto: Sutton
Maldonado wurde von Button abgeschossen, Foto: Sutton

Pastor Maldonado erlebte ein äußerst ereignisreiches Rennen. Zunächst kam der Lotus-Pilot in der Einfahrt zur Boxengasse von der Strecke ab, dann drehte er sich auf offener Bühne und schlussendlich wurde er von Jenson Button bei der Anfahrt zur ersten Kurve abgeschossen. Der Brite war mit seinem McLaren am Ende der Start/Zielgeraden in das Heck von Maldonado gefahren. Dieser drehte sich daraufhin von der Strecke und musste später mit Bremsproblemen aufgeben.

"Das ist ein Zwischenfall, den du eigentlich vermeiden willst - ich meine, es war einfach eine Fehleinschätzung. Ich crashe nicht oft und daher bin ich natürlich nicht glücklich darüber", nahm Button die Schuld auf seine Kappe. Er bekam von den Stewards eine fünf-Sekunden-Strafe sowie zwei Strafpunkte aufgebrummt. Maldonado zeigte sich naturgemäß enttäuscht über seinen Ausfall. "Wir waren komplett weg von der Ideallinie und er hatte DRS offen. Daher denke ich, dass er einen Fehler gemacht hat", kommentierte er die Szene.

Warum schied Hülkenberg aus?

Während sein Teamkollege Sergio Perez wertvolle Punkte machte, musste Nico Hülkenberg dem Treiben auf der Strecke tatenlos zusehen. Der Force India des Deutschen war bereits nach neun Runden ausgerollt. "Ausgangs Kurve sechs habe ich auf einmal Vortrieb verloren. Irgendetwas ist schiefgegangen und ich musste das Auto abstellen", schilderte Hülkenberg, der die exakte Ursache für das Aus noch nicht kannte. "Es ist enttäuschend, das Rennen früh zu beenden, vor allem wenn man unsere Bilanz an solider Zuverlässigkeit bedenkt", ärgerte er sich.

Warum schied Kvyat aus?

Ein weiterer Pilot, der die Zielflagge nicht sah, war Daniil Kvyat. 15 Runden lang konnte der Russe am Rennen in Shanghai teilnehmen, dann war auch für ihn technikbedingt Feierabend. Ein Problem mit dem Renault-Verbrennungsmotor zwang ihn zur Aufgabe. "Dieses Wochenende war ein bisschen schwierig und nahm nicht das Ende, wie wir es uns vorgestellt haben", rekapitulierte der Russe. Bereits an den Tagen zuvor war Kvyat von technischen Problemen heimgesucht worden, am Freitag versagten etwa seine Bremsen.

Warum war das Rennen für McLaren und Manor besonders?

Sowohl McLaren als auch Manor brachten zum ersten Mal in dieser Saison beide Autos ins Ziel. Zwar weit hinter den Punkterängen, dennoch war die Freude in beiden Lagern groß. "Mein längster Run bei den Wintertestfahrten waren zwölf Runden, in Malaysia bin ich 22 gefahren und heute habe ich das Rennen beendet. Das war sehr nützlich für mich, freute sich Fernando Alonso, der die Ziellinie als Zwölfer überquerte und wichtige Daten für Honda sammelte. Teamkollege Button wurde nach seiner Kollision mit Maldonado als 14. abgewinkt.

Beide McLaren kamen ins Ziel, Foto: Sutton
Beide McLaren kamen ins Ziel, Foto: Sutton

Hinter Button kamen die Manor-Piloten Will Stevens und Roberto Merhi mit je zwei Runden Rückstand auf die Spitze ins Ziel. "Ein großartiges Rennen für mich und das Team und eines, das zeigt, wie weit wir in sehr kurzer Zeit gekommen sind", jubelte Stevens, der zum ersten Mal in dieser Saison einen Grand Prix beendete. Für Merhi war es hingegen bereits die zweite Zielankunft. "Wenn man auf das ganze Wochenende zurückblickt, haben wir seit Malaysia viele Fortschritte gemacht und die Pace verbessert sich von Session zu Session", sagte der Spanier, dessen Freude auch durch eine Fünf-Sekunden-Strafe wegen zu langsamen Fahrens hinter dem Safety Car nicht getrübt werden konnte.