Was wäre wenn: Nicht wenige Fans fragten sich nach dem China GP, was passiert wäre, wenn das Safety Car drei Runden vor Schluss nicht gekommen wäre. Kimi Räikkönen holte zuvor mit frischeren Reifen peu a peu auf Sebastian Vettel auf. Hätte der Finne ohne das Safety Car sein erstes Podium der Saison holen können?

Vettel sicherte sich Platz drei knapp vor Räikkönen, Foto: Sutton
Vettel sicherte sich Platz drei knapp vor Räikkönen, Foto: Sutton

"Gegen Ende des Rennens holte ich auf, ich wusste dass ich den Speed hatte und dachte, dass auch meine Reifen noch gut waren. Ich hätte noch eine Chance haben können, um das Podium zu kämpfen, aber das Safety Car kam", ärgerte sich Kimi Räikkönen nach dem Rennen.

"Mit dem Safety Car am Schluss war es ehrlichgesagt ein bisschen schade", stimmte ihm Vettel zu. Allerdings meint es der Deutsche anders: "Es ist ein komisches Gefühl, die Zielflagge zu sehen, ohne dass man bis zum Schluss alles geben konnte."

Die Chancen sieht Vettel naturgemäß anders als Räikkönen. "Naja, es waren ja nur noch drei Runden", sagte der Deutsche und sah sich dabei in der besseren Position: "Der Abstand war bei zwei oder zweieinhalb Sekunden. Vielleicht wäre er noch ein Stück näher rangekommen, aber sobald man näher rankommt, wird es auch schwieriger."

So war es wirklich

Motorsport-Magazin.com nimmt das Rennende genau unter die Lupe und sagt, ob Kimi Räikkönens Hoffnungen begründet waren, oder ob Sebastian Vettel die Frage zu recht abschmetterte.

Ausgangssituation: Um an Nico Rosberg vorbeizukommen, stoppt Sebastian Vettel früher, als eigentlich nötig. Ein sogenannter Undercut. Sowohl beim ersten Boxenstopp, als auch beim zweiten hat es Vettel damit probiert. Entsprechend summiert sich die Differenz zu Teamkollege Räikkönen, der auf seiner geplanten Strategie bleibt.

HamiltonRosbergVettelRäikkönen
StartSoftSoftSoftSoft
1. StoppSoft (R 14)Soft (R 15)Soft (R 13) Soft (R 15)
2. StoppMedium (R 33) Medium (R 31) Medium (R 30) Medium (R 34)

Vettel kommt in Runde 30 zu seinem finalen Stopp, Räikkönen erst vier Umläufe später. Weil beide am Ende auf die härteren Reifen zurückgreifen mussten, ist der Undercut nicht besonders effektiv. Der Soft-Reifen war in China deutlich mehr als eine Sekunde pro Runde schneller. Dafür sollte der Medium die 26 Runden bis zum Ende problemlos halten.

Räikkönen kommt mit lediglich fünf Sekunden Rückstand auf Vettel zurück auf die Strecke. Der Finne knabbert von nun an ständig am Rückstand, allerdings in kleinen Schritten. Überrundungen verzerren das Bild etwas, aber der Trend ist klar: Von den 4,8 Sekunden, die Vettels Vorsprung in Runde 34 betrug, sind in Runde 53 noch 1,4 Sekunden übrig. Nicht zwei oder zweieinhalb.

In 20 Runden holte Räikkönen im Schnitt 0,25 Sekunden pro Umlauf auf. Das ist nicht dramatisch. Bei Fortführung der Tendenz wäre er im Ziel gerade einmal an Vettel rangekommen. Mit DRS hätte er vielleicht noch ein bisschen mehr aufholen können. Jedoch stimmt natürlich, was Sebastian Vettel sagt: "Sobald man näher rankommt, wird es auch schwieriger."

Das gilt in China im speziellen. In den schnellen Kurven verliert man nicht nur Abtrieb und deshalb auch Zeit beim dichten Auffahren, sondern rutscht auch mehr und nutzt deshalb die Reifen stärker ab. Das Problem, das Nico Rosberg das gesamte Rennen über hinter Lewis Hamilton hatte. Je älter die Reifen sind, umso größer ist die Gefahr, sie im Windschatten zu ruinieren. In diesem Sinne: Rankommen ja, überholen eher unwahrscheinlich.

Bleibt natürlich noch die Möglichkeit, dass Vettels Reifen komplett eingebrochen wären. Fazit: Nach Analyse der Rundenzeiten ebenfalls unwahrscheinlich. Die Zeiten des Deutschen entwickelten sich quasi parallel zu denen des Finnen - mit den Überrundungs-Schwankungen. Von Einbrechen kann nicht die Rede sein.

Nachdem Vettels Undercut bei Rosberg nicht funktioniert hatte, war dem Ferrari-Piloten klar, dass er keine Chance mehr auf Platz zwei haben würde - auch weil der Mercedes mit dem Medium-Reifen besser zurechtkam. Von da an konnte er sich voll und ganz darauf konzentrieren, den Reifenverschleiß zu kontrollieren.

Fazit: Es wäre sicherlich ein schöner Zieleinlauf geworden, für ein Überholmanöver hätte es aber im Normalfall nicht gereicht. Natürlich hätte die ein oder andere Überrundung noch für etwas mehr Spannung sorgen können und Räikkönen hätte Vettel auch in einen Fehler treiben können. Insgesamt sind es aber zu viel hätte, wäre wenn: Die Chance für Räikkönen war gering.