Mit Platz drei beim Großen Preis von China kann Sebastian Vettel gut leben, auch wenn die Ansprüche bei vielen Fans seit dem sensationellen Sieg vor zwei Wochen in Malaysia gestiegen sind. "Man darf nicht vergessen, dass es das dritte Rennen ist. Wir haben bisher alle Erwartungen übertroffen", freute sich der Heppenheimer.

Das dritte Rennen, das dritte Podium. Besser hätte Vettel mit Ferrari kaum starten können. In der Weltmeisterschaft liegt er sogar vor Nico Rosberg auf Platz zwei. Dass es im Reich der Mitte nicht ganz nach vorne reichte, war für Vettel keine große Überraschung. "Ich glaube, man muss realistisch sein: letztes Jahr war Mercedes weit voraus, über die Wintertests haben sie eine sehr starke Form gezeigt und so etwas löst sich nicht einfach in Luft auf."

Im Gegensatz zum Qualifying wirkte Vettel nach dem dritten Platz im Rennen deutlich zufriedener. Es war der Rückstand, der den vierfachen Weltmeister freute. "Wir waren auf jeden Fall näher dran, als noch vor vier Wochen", freut er sich.

Dennoch fehlten Vettel am Rennende - bevor das Safety Car ausrückte - gut 20 Sekunden auf Lewis Hamilton. Die brummte der Brite der Konkurrenz fast komplett im letzten Stint auf den Medium-Reifen auf. "Auf den weichen Reifen haben wir uns sehr wohl gefühlt, auch auf mehrere Runden gesehen. Gerade am Ende konnte ich da den Druck erhöhen. Auf den härteren Reifen haben die zwei dann doch ein bisschen zulegen können", musste auch Vettel gestehen.

Vettel: Verständnis für Hamilton

Es sah so aus, als hätte Hamilton das Rennen wegen der Reifen-Paranoia das Rennen an der Spitze nach Belieben dominiert und nur selten gezeigt, zu was der Mercedes tatsächlich zu leisten imstande ist. Der Ferrari-Pilot kann das nachvollziehen: "Jeder hat versucht, auf die Reifen aufzupassen. Man will nicht gegen Ende des Rennabschnitts vor dem Boxenstopp wirklich abfallen."

Für die meisten TV-Zuschauer, machte das Taktieren das Rennen nicht unbedingt spannend. "Das ist eine Grundsatzdiskussion", meint Vettel. "Es gibt langweilige Rennen und es gibt spannende Rennen... Es gibt Fußballspiele, da passiert gar nichts, da ist die Bratwurst in der Halbzeit der Höhepunkt, dann wiederum fallen bei einem anderen Spiel fünf, sechs Tore und es war klasse. Wenn sich eine Mannschaft hinten reinstellt, ist es auch nicht so schön für den, der im Stadion sitzt."

HamiltonRosbergVettelRäikkönen
StartSoftSoftSoftSoft
1. StoppSoft (R 14)Soft (R 15)Soft (R 13) Soft (R 15)
2. StoppMedium (R 33) Medium (R 31) Medium (R 30) Medium (R 34)

Trotzdem glaubt der Deutsche nicht, dass Mercedes ohne taktieren komplett weg gewesen wäre. "Wir schauen auf uns und natürlich war Nico in gewisser Weise in Reichweite." Zweimal versuchte Vettel mit einem frühen Stopp Druck auf seinen Landsmann aufzubauen. In Runde 13 holte sich Vettel zum ersten Mal einen Satz frischer Reifen, seinen zweiten Stopp legte er in Runde 30 ein. Beide Male vor Rosberg. Beide Male reichte es aber für Vettel nicht, Rosberg nach seinem Stopp zu überholen.

Auto bei allen Bedingungen gut

"Wir haben versucht, aggressiv zu sein, aber nicht dumm aggressiv. Denn wenn jemand mega aggressiv ist, holt er sich vielleicht die Position auf der Strecke, aber am Ende kommt man bei den Reifen in Not. Dann holt er sich die Position wieder zurück", erklärte Vettel seine Strategie. Außerdem musste Vettel aufpassen, am Ende noch genügend Reserven für Teamkollege Kimi Räikkönen zu haben. Der Finne ging nämlich genau den umgekehrten Weg und stoppte fünf Runden später als Vettel.

Vettel konnte sich den Mercedes auch im Rennen genau anschauen, Foto: Sutton
Vettel konnte sich den Mercedes auch im Rennen genau anschauen, Foto: Sutton

Einen Fehler leistete sich Ferrari im Rennen nicht, die Pace reichte schlichtweg nicht, um Mercedes in China schlagen zu können. Das sah auch Vettel ein: "Man muss akzeptieren, dass sie heute schnell waren. Und wenn man schnell ist, kann man sich verteidigen." Kleiner Trost: Hinter Rosberg konnte er den Mercedes studieren: "Es fällt einem viel auf in den Runden."

In Bahrain könnte das Pendel wieder leicht Richtung Ferrari ausschlagen. Die Strecke fordert den Hinterreifen wieder deutlich mehr ab, außerdem werden die Temperaturen höher sein. Schlecht für Ferrari: Seit dem letzten Jahr ist Bahrain ein Nachtrennen. Die Asphalttemperaturen sollten also nicht unbedingt hoch sein. "Aber am Ende haben wir ein starkes Auto bei allen Bedingungen", warf Vettel ein. "Wenn uns die Hitze hilft, warum nicht?"