Aufgrund der aktuellen Krise werden bei Renault verschiedene Zukunftsszenarien durchgespielt. "Ich kann bestätigen, dass wir uns viele Optionen ansehen, inklusive aus der Formel 1 auszusteigen", offenbarte Cyril Abiteboul in Malaysia. "Ehrlich gesagt, wenn die Formel 1 für den Ruf von Renault so schlecht ist, wenn wir sehen, dass wir mit der aktuellen Formel zu kämpfen haben, wenn die Formel 1 nicht den Wert liefert, die sie Renault kostet... Man muss bedenken, dass man als Motorenhersteller keinen finanziellen Anreiz hat, zu entwickeln und Motorenentwicklung zu finanzieren."

Renault habe die Möglichkeit, mit verschiedenen Parteien Diskussionen zu führen, im Moment liege der Fokus jedoch auf den Motoren. Abiteboul erteilte damit Kaufabsichten - sei es Toro Rosso, Lotus oder Force India - vorerst eine Absage. Lotus und Force India zeigten ebenfalls kein Interesse an einer Übernahme. "Mein erster Kommentar ist, dass Lotus nicht zum Verkauf steht. Wir sind daher nicht auf der Suche nach einem Käufer", sagte Lotus-CEO Matthew Carter.

"Und der zweite Kommentar ist, dass wir gerade erst einen langfristigen Vertrag mit Mercedes Benz abgeschlossen haben, der bis 2020 reicht. Daher ist jegliches Gespräch über jedweden Wechsel des Motors oder des Besitzers kein Thema für Lotus." Robert Fernley, stellvertretender Teamchef bei Foce India, hieb in dieselbe Kerbe, denn auch Force India hat mit Mercedes einen Vertrag bis 2020 geschlossen und habe absolut keine Gespräche mit Renault.

Toro Rosso-Teamchef Franz Tost hingegen steht einer Übernahme durch Renault offen gegenüber. "Ich denke, es wäre eine fantastische Chance für Toro Rosso, den nächsten Schritt nach vorne zu machen, denn das Team will sich in der Zukunft unter den ersten fünf in der Konstrukteurswertung etablieren. Und Teil eines Herstellers zu sein, mit einem Hersteller zusammenzuarbeiten, sich im Besitz eines Herstellers zu befinden, wäre exakt dieser Schritt nach vorne, den das Team braucht, um sich unter den Top-5 zu etablieren", sagte Tost.

Noch sind das alles jedoch Gedankenspiele, weshalb die langfristige Zukunft von Renault weiter offen ist. Auch kurzfristig sollte sich nichts tun, denn Abiteboul sieht keinen Bedarf an personellen Konsequenzen aus der Krise. Schließlich wurde die Motorenabteilung erst im Dezember vergangenen Jahres umstrukturiert. Im Januar griffen die Neuerungen. "Wir haben März und ich denke, es wäre ein wenig eine Überreaktion, wenn man versuchen würde, die Struktur, die wir gerade erarbeitet haben, wieder zu ändern", gab er zu bedenken. "Dennoch müssen wir Fortschritte machen, sowohl auf der Strecke als auch in der Fabrik. Diese Tatsache verleugne ich nicht."