Kevin Magnussen war nach seinem Test-Einsatz am Samstag in Barcelona gut gelaunt. Der Däne präsentierte sich vor den wartenden Journalisten offen und locker, wie die ganze letzte Saison nicht. Neben den ersten Eindrücken im neuen McLaren war auch seine Zukunft ein großes Thema.
Erst durch Fernando Alonsos Testunfall ist Magnussen zu seinem Einsatz gekommen. Eigentlich müssten die Stammpiloten Testkilometer um Testkilometer aufholen. Obwohl es als äußerst unwahrscheinlich gilt, dass Alonso in Melbourne nicht an den Start gehen kann, wollte sich McLaren auf alle Eventualitäten vorbereiten. "Kevin fährt hier, weil wir nicht wollten, dass er das Auto womöglich das erste Mal in Australien fährt", erklärte Ron Dennis.
In den 39 Runden konnte sich Magnussen zwar mit dem MP4-30 anfreunden, besonders gut vorbereitet wäre er aber auf einen möglichen Einsatz nicht. "Das wäre schwierig, weil ich kein eigenes Ingenieursteam habe und keine eigenen Mechaniker, mit denen ich den ganzen Winter arbeiten konnte", erklärte der 22-Jährige.
"Ich könnte deshalb ein bisschen im Hintertreffen sein, denn es ist anders, wenn man ein eigenes Team hat, mit dem man jeden Tag arbeiten kann", so Magnussen weiter. Nein würde er aber sicherlich nicht sagen: "Es wäre schwierig, aber wenn ich müsste, dann wäre ich glücklich, es zu tun."
Magnussen: Ich könnte auch Trucks fahren
Ob Alonso-Ersatz oder nicht, in Melbourne wird Magnussen wohl auf jeden Fall sein. Sollte er 2015 nicht in einer Rennserie an den Start gehen, die sich mit den Formel-1-Terminen überschneidet, wird Magnussen mit dem Team zu jedem Rennen mitreisen.
Bislang ist aber noch nicht klar, ob Magnussen in diesem Jahr in einer anderen Rennserie an den Start gehen wird. "Vielleicht fahre ich auch Trucks - oder Motorräder", scherzte er. "Honda hat ein gutes Motorradteam." Der Däne machte gute Laune zum bösen Spiel - denn viele Alternativen bleiben ihm nicht, das weiß auch er. "Ich habe erst recht spät erfahren, dass ich nicht in der Formel 1 fahre, deshalb waren einige Türen schon geschlossen, die Optionen sind sehr limitiert."
Eine Option wäre Le Mans gewesen. Kevins Vater Jan Magnussen geht 2015 wieder mit Corvette in der LMGTE Pro-Klasse an den Start. "Ich habe meinen Dad nach einem freien Sitz bei Corvette gefragt, weil es sehr cool wäre, Teamkollege von meinem Dad zu sein und zu versuchen, die Klasse zu gewinnen", träumt Magnussen Junior. Allerdings sind die Plätze neben Papa Jan schon vergeben. "Dieses Jahr hätte ein gutes Jahr dafür sein können, aber ich muss ihn fragen, ob er noch für 15 weitere Jahre fährt", fügte er mit einem Schmunzeln hinzu.
Für Magnussen stellt sich nun die Frage, ob es besser ist sich in irgendeiner Serie fit zu halten, oder ob es besser ist, sich auf seinen Ersatzfahrer-Job bei McLaren zu konzentrieren. "Ich muss die richtige Wahl treffen und die richtigen Dinge tun, um mich in die richtige Situation zu bringen." Sein Problem: Er fürchtet abseits der Formel 1 in Vergessenheit zu geraten und den Sprung zurück nicht mehr zu schaffen. Andererseits muss er im Gespräch bleiben und sich als Fahrer weiter entwickeln.
Mit McLaren bleibt der Däne aber auf jeden Fall weiter verbunden. Er will gemeinsam mit dem Rennstall aus Woking das Formel-1-Comeback schaffen. Auch wenn die Enttäuschung zunächst groß war, kein Cockpit mehr zu haben, kann Magnussen McLaren verstehen. "Es war sehr frustrierend, ich wollte unbedingt dieses Jahr Rennen fahren und es war hart. Unmittelbar nachdem ich wusste, dass ich kein Cockpit habe, war es eine sehr traurige Zeit. Ich habe mich auf ein weiteres Jahr gefreut, habe mich darauf gefreut, mich weiter zu entwickeln, ich habe gefühlt, dass ich noch viel mehr lernen kann. Es war mein erstes Jahr und ich war massiv enttäuscht, aber ich habe die Situation verstanden."
Möglicherweise ein freies Cockpit
Aktuell ist in der Formel 1 eigentlich kein Cockpit frei - außer Manor schafft es tatsächlich, in Melbourne zwei Autos an den Start zu bringen. Dann wäre der Platz neben Will Stevens frei, der bereits als Fahrer bestätigt wurde. "Ich glaube es wäre falsch, komplett nein zu sagen, aber das ist nichts, worauf ich schaue", schränkte Magnussen ein. Gespräche mit dem Team hätte es jedenfalls noch nicht gegeben. "Es ist nicht so, dass ich mich darauf stürzen würde, aber wir schauen auf alles."
Ganz unrealistisch ist Magnussen im Manor - sollte das Team tatsächlich an den Start gehen - aber nicht. Der Rennstall hat bei McLaren rund neun Millionen Euro Schulden. Ob es besonders realistisch ist, das Geld zurückzubekommen, ist fraglich. Dafür könnte man McLaren vielleicht ein Cockpit für Magnussen anbieten. Auf der anderen Seite wartet Ferrari auf mehr als 20 Millionen Euro. Und ob Manor tatsächlich am Schuldenabbau interessiert ist, ist ebenfalls fraglich. Ein "richtiger" Paydriver bringt sofort Geld, das wiederum anders investiert werden kann.
diese Formel 1 Nachricht