Am Sonntag endeten die zweiten Testfahrten der neuen F1-Saison. Motorsport-Magazin.com hat sich die bisherigen acht Testtage genauer angesehen.

Mercedes

Der Mercedes entpuppte sich früh als Dauerläufer, Foto: Mercedes-Benz
Der Mercedes entpuppte sich früh als Dauerläufer, Foto: Mercedes-Benz

2285 abgespulte Kilometer in Jerez, 2076 gefahrene Kilometer in Barcelona - an acht Testtagen fuhr das Team 962 Runden, respektive 4361 Kilometer. Diese beeindruckenden Zahlenspiele bescheinigen die Konstanz des Weltmeister-Teams. Mercedes avancierte bereits während des Testauftakts in Jerez zum Dauerläufer unter den Teams und konnte die Stabilität auch auf dem Circuit de Catalunya bestätigen. Während Lewis Hamilton und Nico Rosberg zwar mit der Laufleistung des F1 W06 brillierten, blieben ihnen Bestzeiten versagt.

Weder in Jerez noch in Barcelona stand ein Mercedes an der Spitze des Tableaus. Dennoch beeindruckte Rosberg mit einer Fabelzeit auf Medium-Reifen an seinem letzten Einsatztag in Barcelona. Mercedes Engineering Director Aldo Costa war sich aber schon in Jerez sicher: "Wir haben erst sehr wenig von der Performance gesehen."

Red Bull

Daniel Ricciardo holte am Freitag Bestzeit in Barcelona, Foto: Sutton
Daniel Ricciardo holte am Freitag Bestzeit in Barcelona, Foto: Sutton

Eine Katastrophe wie im vergangenen Jahr blieb Red Bull zu Beginn der diesjährigen Testfahrten zwar erspart, dennoch lief zum Auftakt in Jerez nicht alles rund. Insgesamt 735 Testkilometer konnten Daniel Ricciardo und Daniil Kvyat mit der Power-Unit von Renault abspulen - allerdings gespickt von etlichen Kinderkrankheiten. In Barcelona lief es für den Camouflage-Red Bull deutlich besser: Fast 2000 Kilometer, sprich 418 Runden bedeutete Platz zwei in der Ausdauer-Wertung hinter Mercedes.

"Es ist beruhigend, so viel Distanz zurückgelegt zu haben. Das bedeutet, dass wir jetzt eine solide Basis haben, auf der wir aufbauen können", erklärte Red-Bull-Chefingenieur Guillaume Rocquelin. Zum Abschluss umrundete Daniil Kvyat den Kurs in Montmelo über 100 Mal. Insgesamt kann Red Bull mit der Zuverlässigkeit des RB11 zufrieden sein - das Team steigerte sich zu Jerez deutlich.

Ferrari

Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen beindruckten vor allem in Jerez, Foto: Ferrari
Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen beindruckten vor allem in Jerez, Foto: Ferrari

In Jerez überraschte die krisengeschüttelte Scuderia mit Bestzeiten am Fließband. Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel rundeten einen fast fehlerfreien Testauftakt mit reichlich Kilometern und wenigen Zwischenfällen ab, sodass die Tifosi bereits ins Träumen gerieten. Zudem heimste auch der Ferrari-Kundenmotor im Sauber eine Bestzeit ein.

Die rosa-rote Ferrari-Welt wurde in Barcelona jedoch etwas getrübt. Zeigte sich Räikkönen bei seinen ersten beiden Testtagen in Catalunya noch voll bei der Musik und musste nur über wenig Probleme klagen, gelang Sebastian Vettel kein großer Schritt nach vorne - und das obwohl das Team 61 Kilometer mehr als in Jerez abspulte. "Wir konnten nicht so viel fahren, wie wir wollten, aber zu diesem Zeitpunkt der Wintertestfahrten gibt es immer ein paar Kinderkrankheiten, mit denen man zurechtkommen muss", resümierte Vettel.

McLaren-Honda

Ein McLaren in der Box war bei den bisherigen Tests ein gewohntes Bild, Foto: Sutton
Ein McLaren in der Box war bei den bisherigen Tests ein gewohntes Bild, Foto: Sutton

Mit Honda als Neo-Motorenlieferant und Fernando Alonso als Heilsbringer erhoffte sich McLaren die Rückkehr an die Spitze des F1-Feldes. Die Erwartungen von Verantwortlichen, Fahrern und Fans wurden jedoch schon in Jerez bitter enttäuscht. Abgeschlagen mit lediglich 79 absolvierten Runden fand sich McLaren-Honda am Ende des Feldes wieder. Zudem kränkelte die japanische Power-Unit auch noch in Barcelona an allen Ecken und Ende.

Bei den zweiten offiziellen Tests kamen Fernando Alonso und Jenson Button zwar etwas besser in Fahrt, dennoch fuhr das Traditionsteam lediglich 577 Kilometer - kein Vergleich zur Konkurrenz. "Es sieht schlechter aus, als es ist. Es gibt Probleme, die wir lösen müssen. Aber die werden wir lösen", gab sich McLaren-Renndirektor Erik Boullier trotz der katastrophalen Tests optimistisch.

Williams

Valtteri Bottas sieht sich für die Saison 2015 gut gerüstet, Foto: Sutton
Valtteri Bottas sieht sich für die Saison 2015 gut gerüstet, Foto: Sutton

In der vergangenen Saison noch die Überraschung im Grid, hielt sich das englische Traditionsteam bei den ersten beiden offiziellen Tests noch zurück. Zwar sammelte Williams sowohl in Jerez, als auch in Barcelona Fleißpunkte, trotzdem überraschte das Team weder positiv noch negativ. Einziger Aufreger war der Crash zwischen Susie Wolff und Ex-Williams-Testfahrer Felipe Nasr.

Sehr auffällig waren hingegen die vielen Boxenstopps, die das Team in Barcelona absolvierte. "Der gesamte Ablauf muss schnell sein. Das schaffen wir nur, indem wir trainieren", sagte Felipe Massa. Insgesamt sieht sich Williams sehr gut auf die kommende Saison vorbereitet. "Ich habe das Gefühl, dass wir als ganzes Team jetzt besser gerüstet sind als im Vergleich zum letzten Jahr", sagte Valtteri Bottas.

Toro Rosso

Max Verstappen und Carlos Sainz Jr. pilotieren den neuen Toro Rosso, Foto: Sutton
Max Verstappen und Carlos Sainz Jr. pilotieren den neuen Toro Rosso, Foto: Sutton

Toro Rosso stellte vor den Testfahrten das jüngste Fahrer-Duo der Formel-1-Geschichte vor. Der 17-jährige Max Verstappen sowie der 20-jährige Carlos Sainz Jr. sollen Toro Rosso in der kommenden Saison zum Erfolg führen. Beim zweiten Testtag in Barcelona war Verstappen sogar fleißigster Pilot auf der Strecke. "Es war eine gute Session und das erste Mal für mich, dass ich mehr als hundert Runden an einem Tag zurückgelegt habe. Wir konnte eine Menge Aufgaben von unserem Zettel erledigen und auch einige schnellere Runs am Vormittag fahren", sagte Verstappen im Anschluss.

Dennoch war Teamchef Franz Tost nicht mit der Wahl der Teststrecke zufrieden. "Ich persönlich mag die Tests im Februar in Europa nicht, da man dort nicht das Feedback zu all den technischen Themen bekommt, das man braucht, um für den Saisonstart gut vorbereitet zu sein. Der Test letztes Jahr in Bahrain war viel nützlicher", kritisierte Tost die FIA-Entscheidung nach Barcelona zurückzukehren. Trotz einiger Zwischenfälle können die Jung-Bullen mit den ersten acht Testtagen der Saison zufrieden sein.

Sauber

Trotz Problemen ließ Sauber bei den bisherigen Tests aufhorchen, Foto: Sutton
Trotz Problemen ließ Sauber bei den bisherigen Tests aufhorchen, Foto: Sutton

Vergangenes Jahr noch am Ende des Feldes, bei den Testfahrten in Jerez plötzlich an der Spitze des Tableaus. Sauber und sein neues Fahrer-Duo scheinen von der neuen Power-Unit aus dem Hause Ferrari zu profitieren - zumindest was die Pace angeht. Marcus Ericsson und Felipe Nasr zeigten sowohl in Jerez als auch in Barcelona ansprechende Leistungen. Das Team aus der Schweiz spulte an beiden Tests insgesamt etwa 1500 Kilometer ab.

Trotzdem war die Mannschaft in Sachen Power-Unit nicht vor Problemen gefeit. Ein Getriebeproblem zwang Marcus Ericsson am Samstag in Barcelona zu einer längeren Pause. "Es war kein einfacher Tag für uns", gab Ericsson unumwunden zu, der auch mit der Balance seines Wagens nicht zufrieden war. "Wir haben einige Dinge verändert, haben das Auto aber nicht so zum Arbeiten bekommen, wie wir wollten." Dennoch hat das Team in der kommenden Saison die Punkteränge im Blick. "Wir sind total auf Punkte fokussiert. Wir wollen alle zurück in die Punkte", erklärte Nasr nach dem Barcelona-Test.

Lotus

Der Lotus E23 glänzte besonders in Barcelona., Foto: Sutton
Der Lotus E23 glänzte besonders in Barcelona., Foto: Sutton

Ähnlich wie Sauber erlitt Lotus in der Saison 2014 Schiffbruch. Zudem verpasst das Team aus Enstone den Testauftakt in Jerez - der E23 war schlichtweg noch nicht fertig um an den Testfahrten teilzunehmen. Also konnten die Testarbeiten erst einen Tag später als geplant beginnen, doch aufgrund von Getriebeproblemen mit der neuen Mercedes-Power-Unit musste Lotus den ohnehin schon verkürzten Test vorzeitigt abbrechen.

In Barcelona schlug das Team jedoch zurück: Pastor Maldonado erzielte an seinen beiden Tagen auf dem Circuit de Catalunya Bestzeit und auch Romain Grosjean heimste am letzten Tag in Montmelo eine Top-Zeit ein. "Wir haben einen soliden ersten Test in Barcelona mit guter Zuverlässigkeit und einer ermutigenden Performance genossen", sagte Lotus-Technikchef Nick Chester. Vor allem die Standfestigkeit hob der Technik-Chef hervor. Dank 361 Runden respektable 1680 Kilometern in Jerez habe man gute Fortschritte erzielen können.

Force India

Neue Lackierung und altes Auto. Für Force India wurden die bisherigen Testfahrten zum Desaster, Foto: Sutton
Neue Lackierung und altes Auto. Für Force India wurden die bisherigen Testfahrten zum Desaster, Foto: Sutton

Force India verpasste den Jerez-Test gänzlich. Der VJM08 wurde zwar mit großem medialem Interesse in Mexico-City enthüllt, gefahren ist der neue Force India allerdings nicht. Weder in Jerez noch in Barcelona. Dort trat das Team nämlich mit dem Vorjahreswagen an. Mit dem VJM07 war Sergio Perez zwar zeitenmäßig gut unterwegs und auch Mercedes-Rookie Pascal Wehrlein zeigte sich nach seinem Debüt zufrieden.

Dennoch brachte der Barcelona-Test für das indisch-britische Team keinen Mehrwert. Schließlich trat das Team mit alter Mercedes-Power-Unit und altem Chassis an. Somit konnten lediglich nur die neuen Pirelli-Pneus von Sergio Perez und Nico Hülkenberg getestet werden. Der Deutsche hatte an seinem Einsatztag zudem Pech, denn nach 36 gefahrenen Runden verrauchte sein Mercedes-Motor.