Wer krönt sich am Sonntag gegen 16 Uhr MEZ zum Weltmeister? Diese Frage beschäftigt die Millionen F1-Fans weltweit in den nächsten Stunden. Lewis Hamilton geht mit klaren 17 Punkten Vorsprung in das Rennen, doch durch die Doppelte-Punkte-Regelung beim Finale ist noch längst nicht alles entschieden.

Motorsport-Magazin.com wagt den Check des WM-Duells.

Faktor 1: Das direkte Duell

Je länger das Wochenende in Abu Dhabi dauert, desto mehr schwingt das Momentum in die Richtung von Rosberg. Im ersten und zweiten Training hatte noch Hamilton die Nase vorne, im dritten Training und dem Qualifying war es bereits Rosberg. Auch im Laufe der Qualifikation zeigte sich ein ähnlicher Trend, denn Q1 und Q2 gehörten noch Hamilton, der im wichtigsten der drei Qualifying-Segmente aber nicht mehr signifikant zulegen konnte.

Rosberg Hamilton
1:41.308 Q1 1:41.207
1:41.459 Q2 1:40.920
1:40.697 Q3 - 1. Versuch 1:41.021
1:40.480 Q3 - 2. Versuch 1:40.866

Rosberg drückte seine Zeit zwischen Q1 und dem zweiten Versuch in Q3 um über acht Zehntelsekunden, Hamilton hingegen konnte sich nur um dreieinhalb Zehntel verbessern. Selbst Rosbergs erster Versuch in Q3 hätte zur Pole Position genügt, mit einer Zeit von 1:40.480 drückte er seinem Teamkollegen aber eine anständige Packung von 0,386 Sekunden auf.

Dennoch hatte Hamilton die besseren Longrun-Zeiten am Freitag, als er auf insgesamt sechs Runden die Longrun-Bestmarke von Rosberg unterbieten konnte. Ein Blick in die Statistik spricht für Hamilton. Der Brite hat in Abu Dhabi bei fünf Starts einen Sieg, einen zweiten Platz, einen siebenten Rang und zwei Ausfälle zu Buche stehen. Rosberg hingegen hat einen dritten Platz aus dem Vorjahr als bestes Ergebnis, punktete zwei weitere Male und blieb zweimal (davon ein Ausfall) ohne Punkte. Hamiltons Vorteil: Er muss Nur Zweiter.

Faktor 2: Die Williams

In jedem Fall braucht Rosberg am Sonntag Schützenhilfe von einem Kollegen oder einen Defekt bei Hamilton. Bei einem Blick auf die Startaufstellung ist schnell klar, von wem die Hilfe kommen sollte: Williams, das mit Valtteri Bottas und Felipe Massa die zweite Reihe besetzt. Ein gewisses Bedrohungspotenzial haben die beiden Williams für Hamilton, auch wenn sie an den vergangenen beiden Tagen weder die Einzelrundenzeiten des Briten, noch seine Pace im Longrun matchen konnten.

Mercedes-Boss Toto Wolff wie: "Die Williams sind richtig schnell auf der Geraden. Es ist wichtig, die Williams auf der ersten Runde hinter sich zu halten. Das wird entscheidend für Lewis." Tatsächlich konnte sich Williams im Qualifying wieder einmal die absoluten Topspeed-Werte sichern. Bottas erzielte in der Messung 341,8 km/h, Massa nur 1,7 km/h weniger. Rosberg und Hamilton kamen hingegen nur auf 333,1 bzw. 332,8 km/h. In den Trainings war dieser Abstand aber nie so groß gewesen und hatte nicht mehr als ein bis vier km/h betragen.

Sonstige Faktoren

Nach dem Qualifying sah es noch so aus, als könnte Red Bull ein Wörtchen mitreden. Zwar hatten es Sebastian Vettel und Daniel Ricciardo nur in die dritte Reihe geschafft, bei den Longrun-Zeiten war Red Bull allerdings hinter Mercedes das einzige Team, das konstant unter 1:48 fahren konnte. Nach der Disqualifikation der Red Bulls ist aber klar, dass beide Piloten am Sonntag keine Rolle spielen werden.

Über die Strategie dürfte nicht allzu viel machbar sein. Alle Top-Piloten werden auf den Supersoft-Reifen in das Rennen starten und Pirelli rechnet daher mit einer unspektakulären Zwei-Stopp-Strategie, in der die meiste Zeit auf Softs gefahren wird. Immerhin hält der italienische Hersteller auch Drei-Stopp-Sprint-Strategie für möglich.