"Die Stimmung ist intensiv, das ist wohl das beste Wort", erklärte Nico Rosberg nach dem Qualifying in Abu Dhabi zur Lage bei Mercedes. Für ihn und Lewis Hamilton geht es am Sonntag im Rennen um schlicht alles. Wer gewinnt den Titel und wer ist der große Verlierer? Für Rosberg ist die Ausgangslage bei 17 Punkten Rückstand klar: "Lewis hat alles zu verlieren und ich alles zu gewinnen, daher lastet der Druck auf ihm."

Wer wird am Ende lachen?, Foto: Mercedes AMG
Wer wird am Ende lachen?, Foto: Mercedes AMG

Den Konkurrenten in Fehler treiben

Auf diesen Druck setzt Rosberg im finalen Showdown all seine Hoffnungen. "Ich möchte nicht von Psychotricks sprechen, das wäre übertrieben. Ich muss schauen, wie ich Druck auf ihn ausüben oder ihn hochhalten kann, um ihn vielleicht in den ein oder anderen Fehler zu treiben", erklärte Rosberg auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Das ist eine meiner Chancen an diesem Wochenende. In Brasilien ist mir das bereits teilweise gelungen, denn er hat sich gedreht und genau das muss ich dieses Wochenende erneut versuchen."

Im Qualifying zeigte das nach Rosbergs Meinung erste Erfolge. "Lewis hat heute ein bisschen Nerven gezeigt", spielte er nicht perfekten Runden des Briten an. Das wollte Hamilton aber nicht auf sich sitzen lassen und konterte auf die Sticheleien seines Teamkollegen: "Ich achte nicht wirklich darauf. Aber heute denke ich tatsächlich, wenn ich irgendwelche Fehler gemacht habe, dann genauso viele wie er."

Nico Rosberg drückte wie bereits in Austin die falschen Knöpfe, Foto: Sutton
Nico Rosberg drückte wie bereits in Austin die falschen Knöpfe, Foto: Sutton

Rosberg und die falschen Knöpfe

Speziell spielte Hamilton auf Rosbergs Ausrutscher in Q2 an. "Er musste heute nach einem Fehler eine Extrarunde auf seinen Rennreifen fahren und ich hoffe, dass das einen Einfluss auf das Rennen nehmen wird", so Hamilton. Seine Reifen für das Rennen seien hingegen perfekt. Dieser Fehler von Rosberg in Q2 war erneut der Krux der vielen Knöpfe geschuldet, wie der Deutsche im Nachhinein ehrlich zugab. "Es ist wirklich schwierig, weil es so viele Details sind. In Q2 drückte ich die Knöpfe in der falschen Reihenfolge und bin dann in Kurve acht nach der langen Geraden abgeflogen. Ich habe nicht zu spät gebremst, sondern nur den falschen Knopf gedrückt."

Insgesamt wollte sich Hamilton aber nicht an Rosbergs Fehlersuche beteiligen und erkannte auch keine großen Schwächen seinerseits. "Ich habe das Jahr hindurch sehr wenige Fehler gemacht und bin daher auch nicht besorgt", stellte der Brite klar - nicht ohne noch einen Seitenhieb in Richtung des Teamkollegen zu schicken. "Nico versucht alles Mögliche, das ist seine Art damit umzugehen. Ich mache die Dinge hingegen mit mir selbst und der Rennstrecke aus."

Auf selbiger Rennstrecke brummte Rosberg in Abu Dhabi seinem Teamkollegen knappe vier Zehntel auf der schnellsten Runde auf. Ein Vorsprung, der für den Deutschen selbst unerwartet kam, zumal er sich über das gesamte Wochenende nicht richtig wohlfühlte. "Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass ich noch etwas in der Hinterhand habe. Bis zum dritten Qualifying-Segment habe ich es nicht hinbekommen an diesem Wochenende, aber als es drauf ankam, hatte ich den richtigen Rhythmus und alles passte."

Lewis Hamilton lässt sich nicht unter Druck setzen, Foto: Sutton
Lewis Hamilton lässt sich nicht unter Druck setzen, Foto: Sutton

Das Rennen der Entscheidung

Nun trennt nur noch eine einzige Nacht Lewis Hamilton von seinem zweiten, oder Nico Rosberg von seinem ersten WM-Titel. Eine durchaus lange und aufreibende Nacht, in der viele Teammitglieder unruhig schlafen werden - nicht so der WM-Leader Hamilton. "Ich habe da keine Probleme. Wenn ich an 2007 oder 2008 zurückdenke, habe ich immer geschlafen wie ein Baby - und das werde ich auch heute Nacht", gab sich Hamilton vollkommen entspannt.

Über das Rennen nachzudenken und großartige Pläne zu machen, sei ohnehin nicht sinnvoll. Das Ziel sei in jedem Rennen das gleiche: Gewinnen. "Natürlich werde ich immer versuchen, ans Limit zu gehen, aber nicht darüber hinaus." Die jeweilige Situation würde darüber entscheiden, ob er tatsächlich an seine Limits gehen müsse oder sogar darunter bleiben könne. Eines wird aber nicht mehr passieren: "Beispielsweise bin ich im letzten Rennen über mein Limit hinausgegangen. Ich bin fest überzeugt, dass ich morgen schnell genug sein werde und gewinnen kann, ohne dieses Limit zu überschreiten. Und genau das werde ich versuchen."

Wird Bottas das Zünglein an der Waage?, Foto: Sutton
Wird Bottas das Zünglein an der Waage?, Foto: Sutton

Bottas braucht einen guten Start

Wie Hamilton hofft auch Rosberg, nicht an sein Limit gehen zu müssen und dennoch am Ende der strahlende Sieger zu sein. Das Zünglein an der Waage stellt für den Deutschen ein guter Start von Valtteri Bottas im Williams dar. "Es ist megaschwer, hier zu überholen - speziell einen Williams", erklärte Rosberg. Er selbst machte während der Freien Trainings am Freitag den Versuch mit einem Ferrari. Obwohl der F14 T über deutlich weniger Top-Speed als die beiden Williams verfügt, gab es laut Rosberg kein Vorbeikommen.