Schön langsam gewöhnt man sich an eigenartige Bezeichnungen. COO, Head of Vehicle Performance, Head of Track Engineering und Co. gehören inzwischen zum Standard-Repertoire eines Motorsport-Journalisten - auch wenn manchmal nicht ganz klar ist, was sich dahinter verbirgt. Auch bei den Fahrern geht es inzwischen abenteuerlich zu.

Testfahrer, Ersatzfahrer und Dritter Fahrer reichen inzwischen nicht mehr aus. Sauber führte in diesem Jahr den 'Affiliated Driver' ein. Ein Fahrer - mit Simona de Silvestro eher eine Fahrerin, die nicht dem Team helfen soll, sondern umgekehrt. Silvestro soll von Sauber auf Formel-1-Niveau gebracht werden. Dazu durfte die Schweizerin sogar schon einen alten Sauber-Boliden um den Kurs in Fiorano lenken.

Die Testfahrt wurde natürlich medienwirksam inszeniert. Sonst - vor allem bei Testfahrten - verschlossen, zeigen die Teams gerne, dass eine Frau am Steuer ihres Boliden saß. Der Circuit of the Americas, also jene Strecke, auf der im November der US GP ausgetragen wird, hat nun den Vogel abgeschossen. Der CotA wird nun offizieller Trainingspartner der 'Affiliated Driver' Simona de Silvestro, hieß es in einer Presseaussendung.

Es wird zu viel

"Wir sind begeistert, Teil von Simonas Reise, die erste weibliche Vollzeit-Formel-1-Pilotin zu werden, zu sein.", lässt sich CotA Präsident Jason Dial zitieren. Was sich hinter dieser ominösen Partnerschaft verbirgt? Silvestro darf Anfang August in Austin trainieren. Wow. Mit welchem Auto, in welchem Umfang? All das geht es aus der Pressemitteilung nicht hervor.

Susie Wolff darf in Silverstone am Freitag fahren, Foto: Sutton
Susie Wolff darf in Silverstone am Freitag fahren, Foto: Sutton

Schön langsam wird es ein bisschen viel mit Frauen in der Formel 1. Nicht, dass die Frauen an sich zu viel würden - aber die ganze Fragerei bei Presserunden, all die Statements, all die Pressemitteilungen werden langsam etwas viel. Sergey Sirotkin verpackte es zuletzt etwas ruppig. Simona de Silvestro sei nur ein Marketing-Gag, für ihn also keine Konkurrenz bei Sauber, so der Russe.

Was sich viele denken, sprach der eigene Teamkollege aus - wobei der Begriff Teamkollege hier wohl auch in Frage gestellt werden muss. Ist ein Testfahrer Teamkollege eines Affiliated Drivers? Egal. Jubelt man nicht, wenn eine Frau in den Motorsport kommt, wird man schnell als Macho oder Chauvinist abgetan. Aber so ist es nicht: Es ist doch toll, wenn das Fahrerfeld vielseitiger wird. Wie oft beschweren wir uns über eintönige Antworten und langweilige Typen?

Da wäre eine Frau doch ganz gut. Aber nicht, wenn sie nur so gehypt wird, weil sie eine Frau ist. Und die Fahrerinnen wollen das doch auch nicht, sie wollen mit ihrem Können bestechen - nicht mir ihrem Frausein. Hier ist es wie mit der Frauenquote: Wieso sollten Frauen bevorzugt oder anders behandelt werden, nur weil sie Frauen sind? Wenn es eine Frau gibt, die einfach pfeilschnell ist und das entsprechende Talent mitbringt, dann wird sie sich ihren Weg in die Formel 1 bahnen. Auch ohne offiziellen Trainingspartner.