Ein völlig verkorkstes Wochenende in Österreich endete für Sebastian Vettel mit einem vorzeitigen Ausfall im Rennen am Sonntag. Der Red-Bull-Pilot stellte sein Auto in der 36. Runde ab und gab auf - die dritte Nullrunde im achten Saisonrennen. Dabei war das Rennen schon nach wenigen Minuten für den Weltmeister gelaufen: In der zweiten Runde blieb Vettel plötzlich auf der Strecke ziehen - kein Vortrieb mehr im Red Bull. "Ich kann nicht mehr fahren, ich kann nicht mehr fahren", so der Heppenheimer am Teamfunk. "Sagt mir bitte, was ich machen soll.".

Kurze Zeit später funktionierte das Auto plötzlich wieder und Vettel konnte die Fahrt fortsetzen - allerdings mit einer Runde Rückstand. Als ob das nicht gereicht hätte, kollidierte er kurz vor seiner Aufgabe auch noch mit Esteban Gutierrez und musste sich seinen neuen Frontflügel an der Box abholen. Das Team entschied sich, Vettel wenig später aus dem Rennen zu nehmen, um die Power Unit zu schonen.

Hier stellt Vettel seinen Red Bull in der Box ab, Foto: Sutton
Hier stellt Vettel seinen Red Bull in der Box ab, Foto: Sutton

Sinnlose Weiterfahrt

"Es hat dann nicht mehr viel Sinn gemacht", erklärte Vettel den Grund fürs Aus. "Es sah nicht so aus, als ob ein Safety Car auf die Strecke kommen würde. Deshalb haben wir das Auto abgestellt, um Kilometer zu sparen." Laut Teamchef Christian Horner habe es ein elektronisches Problem mit einem der Knöpfe gegeben. "Da ist der Motor auf neutral gegangen und es war kein Vortrieb mehr da", erklärte der Brite. "Nach dem Reset ging es wieder, aber Sebastian hatte eine Runde verloren." Das Team hatte zunächst keine Ahnung, wo genau das Problem lag. Erst nach Rücksprache mit Motorenlieferant Renault konnte es gelöst werden. Horner: "Das hat aber lange gedauert."

Horror-Trip für Vettel beim prestigeträchtigen Heimspiel auf dem Red Bull Ring. Von Startplatz 12 hatte er sich sowieso nicht allzu viel ausgerechnet, doch Technikdefekt und Kollision waren dann doch eine Nummer zu viel. "Wir hatten viele neue Teile, aber das Zusammenspiel hat nicht funktioniert", sagte Helmut Marko. "Wenn einen die Pechsträhne verfolgt, dann massiv. Das war unser schlechtestes Ergebnis - das müssen wir zur Kenntnis nehmen und noch härter arbeiten."

Vettel war sichtlich geknickt und seine Laune dürfte sich beim Blick auf die WM-Wertung nicht verbessern. Bei knapp 100 Punkten Rückstand auf die Spitze ist der Titelzug quasi schon abgefahren. "Ergebnistechnisch hätten wir uns die erste Saisonhälfte sparen können", räumte er ein. "Das ist bitter. Es ist aber nicht so, als ob sich das nicht abgezeichnet hätte. Es sind bittere Lehrstunden, aber das gehört dazu."

Bei Sebastian Vettel lief gar nichts zusammen, Foto: Sutton
Bei Sebastian Vettel lief gar nichts zusammen, Foto: Sutton

Vettel ärgert sich über Technik

Stichwort: Lehrstunde. Red Bull muss offenbar noch einiges lernen in Sachen Power Unit. Technische Probleme seit den Testfahrten vor der Saison nagen immer mehr an Vettel. Sicherlich auch, weil Teamkollege Daniel Ricciardo aktuell den glücklicheren Teil der Red Bull-Garage erwischt hat. Vettel ließ sich nicht nehmen, seinem Ärger über die Technikprobleme freien Lauf zu lassen. "Die Technik ist hoch kompliziert", stellte Vettel fest. "Ob man das braucht, darüber lässt sich streiten."

Da passte es perfekt ins Bild, dass Vettel keine Ahnung hatte, warum sein Auto nach dem frühen Defekt plötzlich wieder funktionierte. "Es gibt viel zu drücken, aber ich frage mich immer wieder, was der richtige Knopf ist", sagte er mit einem gewissen Trotz in der Stimme. "Dann habe ich gewartet, ob was Schlaues von der Box kommt - aber da kam nichts. Das war frustrierend und es ist schade, wenn der Motor kein Gas annimmt. Da wünscht man sich den alten Seilzug wieder." Im Innern wünscht er sich wohl auch sein altes Auto wieder...