Nico Rosberg führt die Weltmeisterschaft vor dem vierten Rennen der Saison an, doch Lewis Hamilton ist seit Wochen der Favorit auf den Titel. Der Brite schickt sich nach der Pole Position beim China Grand Prix an, seinen dritten Sieg in Folge zu erzielen - das ist ihm während seiner Formel-1-Karriere noch nie gelungen.
"Um ehrlich zu sein, habe ich gar nicht darüber nachgedacht", sagte Hamilton nach seiner dritten Saison-Pole in Shanghai. "Als ich noch in der Formel 3 war, habe ich mal zehn Rennen in Folge gewonnen - Siege fühlen sich großartig an und deshalb bin ich hier, ich will aber das ganze Jahr über gewinnen."
Die Pole bei nassen Bedingungen am Samstag auf dem Shanghai International Circuit war der erste Schritt - und ein weiterer Meilenstein in der beeindruckenden Karriere des 29-Jährigen. Zum 34. Mal wird Hamilton am Sonntag ein Rennen vom ersten Startplatz aufnehmen. Damit übertraf er die Bestmarken von Jim Clark und Alain Prost, die es auf je 33 Poles brachten. Hamilton ist nun der erfolgreichste britische Qualifying-Fahrer. Mehr Pole Positions haben nur noch Michael Schumacher (68), Ayrton Senna (65) und Sebastian Vettel (45) auf dem Konto.
Auf den Spuren der Besten
Rekordjäger Hamilton! Siegt er am Sonntag, stellt er weitere Bestmarken in der Königsklasse ein und klettert die Leiter der Ikonen herauf. Mit 24 Siegen liegt er aktuell gleichauf mit dem fünffachen Weltmeister Juan Manuel Fangio. Bei der 25er-Marke warten Landsmann Jim Clark und Niki Lauda, sein 'Chef' bei Mercedes.
Setzt Mercedes seine Serie fort und bleibt die dominierende Kraft der Formel 1, könnte Hamilton sogar eine ganz besondere Marke knacken. Noch sieben Siege fehlen ihm zum 31-fachen GP-Gewinner Nigel Mansell - dem aktuell bestplatzierten Briten in der ewigen Siegerliste.
Intakte Siegchancen
"Es ist zwar toll, Rennen zu gewinnen und Pole Positions zu holen, aber ich will einfach die Weltmeisterschaft gewinnen", machte Hamilton kein Geheimnis aus seinem großen Ziel. "Heute haben wir einen Schritt in die richtige Richtung gemacht, aber jetzt müssen wir für den Sieg weiter Gas geben."
Die Konkurrenz ist beeindruckt von der Silberpfeil-Power in dieser Saison. Noch-Weltmeister Red Bull sieht nur eine Siegchance, wenn es regnet. Selbst Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff machte keinen Hehl mehr daraus, dass der Erfolg nur über Mercedes führen kann: "Die Siegchancen sind intakt, im Trockenen noch ein bisschen mehr als bei nassen Bedingungen."
Psychologischer Vorteil
Hamiltons größter Konkurrent steht in der Garage direkt nebenan: Nico Rosberg. Der 28-Jährige hat seinen britischen Teamkollegen schon seit längerer Zeit als größten Gegner ausgemacht. Ob es ihn stört, dass Hamilton derzeit von Erfolg zu Erfolg eilt? "Immer wenn du rausgehst, willst du schneller werden, Pole Positions holen und Rennen gewinnen, weil das einen psychologischen Effekt auf die anderen Wettbewerber hat", wusste Hamilton zumindest. "Das versuchen sie mir anzutun und ich mache es genauso."
Rosberg würde sich in China sicherlich nicht über seinen zweiten Saisonsieg beklagen - noch liegt er mit elf Punkten in der WM vor Hamilton, doch das Momentum droht in Richtung Hamilton zu kippen. Auch wenn der Weltmeister von 2008 das anders beurteilte. "Das Gefühl habe ich nicht", so Hamilton. "Nico fährt sehr gut, er pusht hart und bleibt mir dicht auf den Fersen. Ich arbeite so hart wie ich nur kann."
Kopf an Kopf mit Rosberg
Eine Siegesserie erwartete Hamilton nicht - zumindest nicht von sich selbst. Gut möglich aber, dass noch häufiger ein Silberpfeil an der Spitze landen wird. "Wir schauen von Rennen zu Rennen", so Hamilton über das Duell mit Rosberg. "Es wird Zeiten geben, wenn er schneller ist und welche, in denen ich schneller bin. Das haben wir schon im vergangenen Jahr gesehen." Vieles sei streckenabhängig, glaubte Hamilton. Etwa in Bahrain, wo Rosberg traditionell stark sei - und sich auch die Pole schnappte, auch wenn der Sieg schließlich an Hamilton ging.
Hamilton dazu: "Auf Strecken, auf denen ich schwächer bin und nicht so nah an ihm dran sein könnte, versuche ich die Lücke zu schließen. Schadensbegrenzung also und ich denke, dass das am vergangenen Wochenende so ein Rennen war." Es ist Schadensbegrenzung auch allerhöchstem Niveau.
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