Am vergangen Donnerstag hat Red Bull offiziell Berufung gegen Daniel Ricciardos Disqualifikation bei der FIA eingelegt. In den kommenden Tagen wird eine Datumsbekanntgabe für die Verhandlung vor dem FIA-Gericht in Paris erwartet. Bis eine endgültige Entscheidung zu den Vorkommnissen in Melbourne fällt, steht nicht fest. Es könnte jedoch mehrere Wochen dauern und wird voraussichtlich nicht vor dem kommenden Grand Prix in Malaysia in gut einer Woche geschehen.

Die Chancen, dass Red Bull mit seinem Protest erfolgreich ist und Ricciardo seinen zweiten Platz vom Australien Grand Prix zurückerhält, schätzen die meisten Experten als ziemlich gering ein. Dazu zählt auch Eddie Jordan. "Es scheint mir ein bisschen arrogant zu sein von Red Bull", so der frühere Formel-1-Teamchef. "Regeln sind Regeln. Entweder man richtet sich danach, oder man geht heim und fährt seine eigenen Rennen."

Jordan versteht Horner nicht

Im Laufe des Qualifying-Samstags sowie während der ersten Rennrunden hatte ein FIA-Delegierter Red Bull darauf hingewiesen, dass es Probleme mit dem Durchfluss des Benzins in Ricciardos RB10-Bolide gebe. Das Team wurde angehalten, den Durchfluss des Fuel Flow Meters zu beschränken, doch Red Bull widersetzte sich dieser Weisung in der Annahme, dass das System falsche Werte ausgab. Stattdessen vertraute das Team auf seine eigenen Messwerte.

"Sie haben weitergemacht und auf das falsche System gesetzt - das ist zumindest die Annahme", sagte Jordan gegenüber Talksport. "Wenn das der Fall ist, sehe ich nicht, wie Christian Horner mit einer Berufung bei der FIA durchkommen will. Es macht für mich keinen Sinn, warum sie sagen, dass das System nicht zuverlässig sei und nicht mit Teilen des Reglements übereinstimme."

Keine Beanstandungen der FIA

Motorsport-Magazin.com hatte kürzlich beim Hersteller der FIA Fuel Flow Meter, Gill Sensors, nachgehakt. Der Hersteller machte deutlich, dass es nach dem Rennwochenende seitens der FIA keine Beanstandungen des Messgeräts gegeben habe. Das Fuel Flow Meter war zuvor schon während der Testfahrten ein Thema gewesen, als es im Lauf des Winters bei einigen Teams, darunter auch Ferrari, falsch gemessen hatte.

Ricciardo: Lieber Disqualifikation als Ausfall

Ricciardo selbst war nach der Disqualifikation natürlich deprimiert, wollte seine Leistung aber nicht unter den Tisch kehren. Das Gefühl, beim Heimrennen auf dem Podium von den Fans gefeiert zu werden, sei unglaublich gewesen. "So etwas nimmt dir niemand weg", sagte der junge Australier. "Wie es weitergeht, liegt nicht in meiner Macht. Aber um ehrlich zu sein: Lieber so, als wenn ich das Rennen wegen eines mechanischen Problems hätte aufgeben müssen. Da ist mir ein Podium mit anschließender Disqualifikation immer viel lieber."

Ricciardo räumte allerdings ein, dass das Urteil, das fünf Stunden nach Rennende gefällt worden war, nicht spurlos am dauergrinsenden Teamkollegen von Sebastian Vettel vorbei ging. Ricciardo über die Zeit unmittelbar nach dem Rennen, in dem er die erste Podiumsplatzierung seiner Formel-1-Karriere erzielt hatte: "Das hat den eigentlich brillanten Tag ein bisschen runtergezogen. So hatte ich mir nicht vorgestellt, mein erstes F1-Podium zu feiern. Ich bin trotzdem raus und habe mich mit ein paar Freunden getroffen. Ich kann aber sagen, dass meine Stimmung nicht so ausgelassen war wie sie es hätte sein können."