"Das sieht nach einem frühen Bad für Romain aus. Vielleicht leistet er Seb im Pool Gesellschaft", konnte sich Lotus einen Seitenhieb in Richtung des Vierfachweltmeisters nicht verkneifen. Nach seinem dominanten Sieg im Vorjahr in Singapur erklärte Vettel Red Bulls Erfolgsrezept damit, dass die anderen bereits ihre 'Eier in den Pool hängen, während das Team noch immer am Auto arbeitet'. Doch auch wenn Red Bull bis dato einen Testalptraum erlebt, so sollte Lotus angesichts des dritten vorzeitigen Feierabends in Folge lieber vor der eigenen Türe kehren.

Nachdem der Rennstall den ersten Test in Jerez auslassen musste, sah man sich in der ersten Bahrain-Testwoche vor etliche Kinderkrankheiten gestellt. Nach vier Tagen hatte der E22 605 Kilometer abgespult, die zweitwenigsten hinter Marussia (157), trotzdem tönte Lotus das womöglich beste Renault-Team im Feld zu sein. Zumindest räumte Technikchef Nick Chester ein: "Selbst wenn wir das beste Renault-Team sind, müssen wir noch die anderen einholen." Blickt man auf die Statistik der bisherigen, finalen Bahrain-Woche, dann hat Lotus eine ganze Menge aufzuholen.

Nach jeweils 31 Runden an den ersten beiden Tagen, musste Romain Grosjean am Samstag nach 33 Runden den Tag vorzeitig beenden. "Wir hatten am Morgen ein elektrisches Problem, am Nachmittag beendete ein Problem an der MGU-K unseren Test vorzeitig", erklärte Grosjean. Der Franzose kann nicht verbergen, dass er sich Sorgen macht. "Ja und nein. Das Auto hat Potenzial. Die Zahlen im Simulator sehen vielversprechend aus, die Zahlen auf der Strecke sind wie erwartet - das ist positiv. Leider ist es um die Zuverlässigkeit weniger gut bestellt", erklärte Grosjean. Software-Probleme, Getriebeschaden, Probleme mit dem Auspuff - die Liste ist lang.

Der E22 am Abschleppwagen, Foto: Sutton
Der E22 am Abschleppwagen, Foto: Sutton

"Und die Schwierigkeit ist, dass es in diesem Jahr 2-3 Stunden braucht, um ein Problem zu reparieren. Dadurch ist uns sehr viel Testzeit verloren gegangen. Es gibt noch so vieles, was wir vor dem Saisonauftakt ausprobieren wollten, aber wir haben nur mehr einen Testtag - und auch die Freien Trainings in Melbourne werden nicht ausreichen, um alles zu testen", gibt Grosjean offen zu. Dabei will er die Schuld nicht allein auf Motorenpartner Renault schieben, auch wenn der Ausfall am Samstag auf die kappe der Franzosen ging. "Wir haben eine Vielzahl an Probleme. Schon ein kleines Problem kann zu einem anderen Problem führen und die Kettenreaktion löst dann ein Feuer aus wie bei den Tests gesehen", so der Lotus-Pilot. Seitens Renaults sucht man noch nach der Ursache.

"Wir haben festgestellt, dass die Temperatur anstieg. Das hätte verhindern können, dass das Auto richtig bremst. Wir wissen nicht, warum die Temperatur angestiegen ist, am Teil selbst haben wir keinen Fehler entdeckt", verriet Remi Taffin. Bei Lotus macht man sich gar nicht mal die größten Sorgen darüber, ob der E22 in Melbourne die schwarz-weiß-karierte Zielflagge sieht. "Aufgrund des engen Zeitplans kann es passieren, dass einige Teams gar nicht erst am Qualifying teilnehmen können. Wenn im dritten Training ein Problem auftritt, dann ist es fast unmöglich das Auto bis zum Qualifying zu reparieren. Es ist für uns alle eine toughe Zeit", betont Grosjean. Doch Aufgeben kommt für das Team nicht in Frage. "Die Ausgangslage ist sicherlich nicht perfekt, aber das heißt nicht, dass wir 2014 nicht imstande sind, Rennen zu gewinnen. Wir werden unser Bestes geben."