Ein Anruf beendete die Ungewissheit: Plötzlich sollte der verdutzte Daniel Ricciardo nach Salzburg reisen. Warum? "Mir wurde gesagt, man wolle mir eine gute Nachricht überbringen", erinnert sich der Red-Bull-Racing-Neuzugang, der sich nun das Prädikat Vettel-Teamkollege erarbeitet hat. Die Konkurrenz für diesen Posten war groß. Neben seinem Toro-Rosso-Teamkollegen Jean-Eric Vergne waren auch Kimi Räikkönen und sogar Fernando Alonso mehr oder weniger ernsthaft im Gespräch.

Die Entscheidungsfaktoren des Teams waren vielfältig. Zunächst musste der Neue schnell genug sein, um genügend Punkte für die Konstrukteurs-WM einfahren zu können. Wenn er dann auch noch schnell genug ist, um Vettel etwas zu fordern und anzuspornen, umso besser. "Er muss mit der Zeit auch siegfähig sein", betont Dr. Helmut Marko. Ein weiterer Punkt auf der Red-Bull-Liste: Die gewaltigen Regeländerungen im kommenden Jahr bedeuten, dass beide Fahrer sehr viel Einsatz mit den Ingenieuren und im Simulator zeigen müssen.

Ricciardo: Perfekte Zutaten für Red Bull

"Von all den Kandidaten war Daniel der Jüngste, aber mit tollem Potential", erklärt Marko. "In der Summe war es die logische und vernünftige Entscheidung." Diese Einschätzung bestätigt Stardesigner Adrian Newey, der in seiner Karriere schon mit vielen Toppiloten zusammengearbeitet hat. "Wir hätten einen erfahrenen Piloten nehmen können", betont Newey, der sich bei der Fahrerwahl an seine Williams-Zeit erinnert fühlte. "Damals hat uns Nigel Mansell verlassen und wir brauchten einen Fahrer neben Alain Prost." Zur Wahl standen Ricciardo Patrese und ein junger Testfahrer namens Damon Hill. "Ich halte eine Blutauffrischung für richtig."

Mit Ricciardo scheint das Team den Wunschkandidaten gefunden zu haben. "Er ist sehr talentiert, entschlossen und besitzt eine tolle Einstellung", lobt Teamchef Christian Horner. "Er hat in den Nachwuchsserien gezeigt, dass er Rennen und Meisterschaften gewinnen kann. Er war in jeder Serie herausragend und besitzt alles, was ein Fahrer für unser Team benötigt: er hat einen natürlichen Grundspeed, eine gute Persönlichkeit und ist ein toller Kerl, um mit ihm zusammenzuarbeiten."

Vergne bleibt bei Toro Rosso

Für Jean-Eric Vergne bedeutet die Entscheidung, dass er wohl auch 2014 bei Toro Rosso fährt, wie Teamchef Franz Tost schon vor der Sommerpause gegenüber Motorsport-Magazin.com verriet: "Man braucht nur einen guten Fahrer und den haben wir mit Jean-Eric. Neben diesem zieht man einen jungen Fahrer heran. Wenn wir dieses System beibehalten, werden wir irgendwann in die Situation kommen, dass wir vier sehr, sehr starke Red-Bull-/Toro Rosso-Fahrer haben. Das geht aber nicht von heute auf morgen."

Von Marko erhielt auch Vergne Lob. "Daniel und Jean-Eric haben sich stetig gesteigert, seit klar war, dass Mark Webber uns verlassen würde. Sie sind immer besser geworden und Jean-Eric ist noch ein Jahr jünger - er muss noch etwas Geduld beweisen." Vielleicht erhält auch er dann den ersehnten Anruf mit einer Einladung nach Salzburg.