Da schwebt es wieder, das berühmtberüchtigte Damokles-Schwert über Mercedes. Wieder steht ein Silberpfeil auf der Pole-Position, wieder will sich niemand so richtig darüber freuen, weil ungewiss ist, wie lange das schwarze Gold am Sonntag hält. "Es ist frustrierend, es ist für uns alle frustrierend", beschreibt Teamchef Ross Brawn die Situation. Doch frustrierend heißt nicht gleich hoffnungslos. "Ich glaube, es wird wegen den Rekordtemperaturen ein schwieriger Nachmittag für alle. Es ist das erste Rennen mit dieser Reifenkonstruktion und diesen Mischungen für alle Teams."

Doch die Situation bei Mercedes scheint trotz prognostizierter 40 Grad Lufttemperatur nicht ganz so dramatisch wie von vielen befürchtet. "Wir hatten am Freitag nur eine Momentaufnahme der Reifen. Wir müssen sehen, wie sie sich im Rennen entwickeln, aber am Freitag gab es ein paar optimistische Anzeichen." Dass Mercedes am Freitag nicht besonders gut aussah, hatte einen einfachen Grund. "Wir waren am Freitag nicht in der besten Verfassung, weil wir diese Reifen zum ersten Mal gefahren sind. Zunächst war es ein bisschen frustrierend, dass das Auto nicht gut ausbalanciert war."

Bereits seit Saisonbeginn hadert Mercedes mit dem starken Reifenverschleiß des F1 W04 - keine Einfache Situation, wie der Teamchef gesteht. "Wir machen da eine schwierige Zeit durch, weil wir die Reifen verstehen und herausfinden müssen, wie man sie zum Arbeiten kriegt. Dass sind alles Sachen, die in Zukunft noch wichtiger werden." Dass die Konkurrenz die Reifen-Problematik besser im Griff hat, muss nicht zwingend mit besserem Verständnis auf deren Seite zurückzuführen sein.

"Ich garantiere ihnen, dass es Teams gibt, für die es gut läuft, sie aber nicht wissen warum", scherzte Brawn. Allerdings räumte er ein, dass man schließlich auch nicht wirklich nach Lösungen sucht, wenn keine Probleme auftreten. "Aber wir müssen eine Lösung finden", intervenierte er umgehend. Dafür versprach er zahlreiche neue Teile für die nächsten drei Rennen, die auf eben jene Problematik abzielen sollen. Doch auch schon in Budapest habe sich die Lage verbessert. "Wir haben in jeder Session Fortschritte gemacht und konnten unser Verständnis mit jeder Runde verbessern."

Dass es letztendlich zu den Startplätzen eins und vier reichte, führt Brawn auf eine steile Lernkurve mit den neuen Pneus zurück. Dabei hätte das Mannschaftergebnis durchaus noch besser werden können, hätte Nico Rosberg auf seiner schnellen Runde in Q3 nicht Probleme mit der Verstellung der Bremsbalance bekommen. "Ich weiß nicht, wie wir das Problem in Rundenzeit umrechnen können. Es ist etwas, was Fahrer im Auto sehr gerne benutzen. Das hat ihn sicherlich ein bisschen Zeit gekostet. Aber ehrlichgesagt weiß ich nicht, wie viel."