Viele Beobachter des Test-Gate rund um Mercedes und Pirelli glaubten, dass Mercedes auf die Strategie setze, mit einem Einverständnis von FIA-Renndirektor Charlie Whiting punkten zu können. Beim Tribunal in Paris machte die FIA nun aber klar, dass es seitens des Weltverbandes nie eine offizielle Erlaubnis gab, den Reifen-Test in Barcelona mit einem aktuellen Formel-1-Auto durchzuführen. Es sei irrelevant, welche Entscheidung Whiting getroffen habe. Laut FIA-Anwalt Mark Howard hätte nur das World Motor Sport Council (WMSC) sein Okay geben können. "Ob Whiting zugestimmt hat oder nicht, ist irrelevant", führte Howard aus. "Testfahrten bedeuten laut Artikel 22 einen Bruch der Regeln, es sei denn, eine Regeländerung wird vom World Motor Sport Council bewilligt."

Laut Howard habe Mercedes' Team-Manager Ron Meadows am 2. Mai mit Whiting telefoniert und sich generell erkundigt, ob es möglich sei, einen Test mit einem Auto der aktuellen Generation durchzuführen. Howard: "Whtiting wurde eine generelle und nicht-spezifische Frage gestellt - die allgemeine Frage nach der Zulässigkeit, ein 2013er Auto zu benutzen." Whitings vorläufige Antwort sei gewesen, dass solch ein Test mit Artikel 22 des Reglements übereinstimmen würde, wenn es für Pirelli einen Grund gebe, die Reifen zu testen. Daraufhin erkundigte sich Whiting bei FIA-Anwalt Sebastien Bernard und erhielt die Antwort, dass solch ein Test durchaus möglich sei.

Laut Bernard sei es jedoch an Pirelli, jedes Formel-1-Team über einen Test in Kenntnis zu setzen. Whiting habe diese Informationen an Mercedes-Teamchef Ross Brawn übergeben, dabei jedoch betont, dass es sich dabei nicht um eine verbindliche Zusage handele. Howard dazu: "Diese Kommunikation war kein Einverständnis der FIA - es war nichts anderes als Whitings und Bernards Interpretation des Artikel 22."

Auch hätten Pirelli und Mercedes keine Anstrengungen gezeigt, andere Teams über den Test in Kenntnis zu setzen. Howard: "Es gab kein Bemühen seitens Mercedes, andere Teams zu involvieren, um sicherzustellen, dass es keine Annahme eines erhaltenen Vorteils geben würde", erklärte Howard. "Mercedes sammelte während des Tests Wissen darüber, wie das Auto funktioniert. In dieser Angelegenheit ist es irrelevant, ob Mercedes wirklich einen Performance-Vorteil erhalten hat."