Was war der Auslöser des Skandals?

Mercedes soll zwischen dem Spanien und dem Monaco GP auf dem Circuit de Catalunya 1000 Testkilometer abgespult haben - im Auftrag von Pirelli. Drei Tage lang sollen Nico Rosberg und Lewis Hamilton auf dem Kurs in der Nähe von Barcelona mit dem aktuellen Boliden getestet haben. Abgesehen von den bekannten Tatsachen ging die Konkurrenz auch auf die Barrikaden, weil sie über den Test nicht Bescheid wussten und erst über Umwege davon erfuhren.

Wieso geht es vor das FIA-Tribunal?

Zunächst ging der Vorfall an die Renn-Stewards, die nach mehrstündiger Diskussion zu dem Schluss kamen, nicht dafür zuständig zu sein. "Nachdem Informationen eingeholt wurden, werden die Stewards einen Report an die FIA schreiben, der den Vorfall vor das Internationale Tribunal bringen wird", hieß es in einem offiziellen Statement.

Wie die FIA erklärte, wurde sowohl gegen Mercedes als auch gegen Pirelli Anklage erhoben. Während Mercedes mit dem Einsatz eines 2013er-Autos gegen das sportliche Reglement verstoßen hat, ist unklar, auf welcher Grundlage das Verfahren gegen Pirelli basiert, da es sich beim Reifenhersteller um keinen Wettbewerber in der Formel 1 handelt. Mit Waltraud Wünsch und Dirk-Reiner Martens gehören auch zwei Deutsche dem Tribunal an.

Wie wollen Mercedes & Pirelli ihre Unschuld beweisen?

Mercedes will bei der Anhörung vor dem FIA Tribunal in Paris einen schriftlichen Beweis dafür vorlegen, dass der Test in Barcelona erlaubt war. Die Trumpfkarte soll eine E-Mail sein, in der FIA Renndirektor Charlie Whiting die ausdrückliche Erlaubnis erteilt, den Test durchzuführen. "Wir hätten den Pirelli-Test nicht gemacht, wenn wir nicht davon ausgegangen wären, dass wir es dürfen", sagt Ross Brawn, der Mercedes am Donnerstag vor dem FIA-Tribunal vertritt.

Niki Lauda und Toto Wolff sind in Paris nicht vor Ort. Letzterer zeigte sich vor der Verhandlung zuversichtlich: "Unsere Überzeugung ist, nichts Falsches getan zu haben. Wir haben unsere Unterlagen aufbereitet, mehr können wir nicht machen." Auch Pirelli blickt dem Tribunal entspannt entgegen. "Wir wollen unsere Situation und unsere Sicht der Dinge darlegen Manchmal ist es nicht schön, Dinge zu hören - wenn man sich still verhält, nutzen die Leute ihre Fantasie. Aber der Sinn eines Tribunals ist es, alle Daten und Fakten auf den Tisch zu legen und anzusehen", sagte Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembery.

Wer könnte zum Bauernopfer werden?

Während bei Mercedes Ross Brawn die Verantwortung für den Test eingeräumt und sich damit für viele ganz oben auf der Abschussliste positioniert hat - auch wenn Mercedes einen Brawn-Rauswurf aufgrund von Reifen-Test-Gate bestreitet - droht Pirelli bei weitreichenden Sanktionen sogar mit dem kompletten Rückzug aus der Königsklasse. Auf Seiten der FIA kristallisiert sich Charlie Whiting immer mehr als Bauernopfer heraus. Mit Giorgio Ascanelli und Herbie Blash stehen bereits zwei potenzielle Nachfolger bereit.

Welche Strafen drohen Mercedes?

Die Straf-Szenarien sind vielzählig: Mercedes könnte eine Geldstrafe in Millionenhöhe wie McLaren 2007 drohen, was durchaus weitreichende Folgen haben könnte. Schon jetzt gehen die Aktionäre auf die Barrikaden. "Mercedes muss raus aus der Formel 1. Hier gibt der Konzern dreistellige Millionenbeträge aus, die niemandem etwas bringen", unterstrich Aktionär Michael Muders seine Forderung und bezeichnete die jüngsten Triumphe als "Tropfen auf den heißen Stein."

Abgesehen von einer Geldstrafe könnte Mercedes auch Punkte in der Konstrukteurswertung abgezogen werden. Das Worst-Case-Szenario sieht den völligen Ausschluss des Rennstalls aus der WM vor. Im Gegensatz dazu könnte Mercedes auch straffrei davonkommen, sollte das Tribunal der Meinung sein, dass das Team nichts falsch gemacht hat.

Wann steht die Entscheidung des Tribunals fest?

Nach Abschluss der Anhörung gibt der Präsident Datum und Tag der Urteilsverkündung bekannt. Die FIA hat bereits mitgeteilt, dass man zu einer schnellen Entscheidung kommen will. Die Beteiligten dürfen vor dem FIA International Court of Appeal (ICA) in Berufung gehen. Auf Motorsport-Magazin.com bist Du immer auf dem neuesten Stand.