Nico Hülkenberg bekam nach seinem vorletzten Einsatz für Force India in Austin ein delikates Geschenk von seiner Crew: eine Kuckucksuhr. Nicht wenige Briten glauben, dass dieser altmodische Wecker aus der Schweiz stammt. Ein kleiner Seitenhieb zu Hülkenbergs Wechsel zum Schweizer Sauber-Team. Dass die Kuckucksuhr eigentlich aus dem deutschen Schwarzwald stammt, wollte Hülkenberg dem Team nicht verraten - kein böses Blut zum Abschied, sozusagen. Hülkenberg hat den Vogel auch bei seinem letzten Grand Prix für Force India in Brasilien im Gepäck. "Ein bisschen Wehmut ist schon dabei", sagte er und dachte dabei an die vergangenen beiden Jahre. "Es wird ein emotionaler Abschied, das geht nicht einfach so an mir vorbei."

Gleichzeitig freut er sich auf die neue Herausforderung beim Team aus Hinwil. Kurze Zeit nach dem Formel-1-Finale in Interlagos reist Hülkenberg zum ersten Mal in die Sauber-Hallen, um das Team kennen zu lernen und sich einen ersten Eindruck seines neuen Arbeitsplatzes zu verschaffen. Sorge hat er nicht vor dem Unbekannten, schließlich ist Sauber bereits das dritte Team seiner noch jungen F1-Karriere. "Die Teams arbeiten nicht alle identisch, aber doch sehr ähnlich", sagte Hülkenberg.

Seit der Bekanntgabe seines Wechsels zu Sauber blüht Hülkenberg, den Teamchef Vijay Mallya als einen der Stars dieser Saison bezeichnete, regelrecht auf. In den vergangenen fünf Rennen fuhr er viermal in die Punkte. 22 Zähler nahm er aus den fünf Grands Prix mit, Noch-Teamkollege Paul di Resta brachte es lediglich auf zwei Pünktchen. "Ich glaube schon, dass man stabiler ist, wenn die Zukunft geklärt ist", räumte Hülkenberg ein. "Aber es ist nicht so, dass ich das Fahren neu erlernt hätte. Davor hatte ich auch ein paar starke Rennen."

Sein persönliches Saisonhighlight war der Belgien Grand Prix, als Hülkenberg mit Platz vier das bislang beste Resultat seiner F1-Karriere feierte. Während es beim jungen Deutschen sehr gut lief, steckt sein Vorgänger bei Sauber in der Krise: Sergio Perez schaffte es seit fünf Rennen nicht mehr in die Punkteränge. Kamui Kobayashi setzte ein paar Highlights, punktete aber nicht gerade mit Konstanz. "Ich weiß nicht, warum es bei Sauber zuletzt nicht so gut lief", sagte Hülkenberg. Um seine eigene Zukunft machte er sich aber keine Sorgen.

"Die Formel 1 ist ein so schnelllebiges Geschäft, nächstes Jahr gibt es neue Autos", blieb Hülkenberg entspannt. "Wenn ich mir die Rundenzeiten anschaue, sehe ich, dass das Auto konkurrenzfähig ist." Zuletzt in Austin sei der Sauber-Bolide sogar schneller gewesen als sein Force-India-Pendant. Sauber hat in Interlagos sogar noch die Chance, Mercedes vom fünften Platz der Konstrukteurs-Wertung zu verdrängen - der Rückstand auf die Silberpfeile beträgt nur noch zwölf Punkte.

Der fünfte Platz würde Sauber einen netten Bonus einbringen, von dem am Ende auch Hülkenberg profitiert. Deshalb war es nicht verwunderlich, wem er in Brasilien die Daumen drückt. "Ich hätte nichts dagegen, wenn Sauber vor Mercedes landet", sagte Hülkenberg mit einem Grinsen.