14, 11, 16, 18, 13, 13 und 19 - Was sich wie die Punkteausbeute des Viertplatzierten in der MotoGP-Weltmeisterschaft ließt, zeigt tatsächlich die einzelnen Startpositionen von Brad Binder in den ersten sieben Grands Prix der Saison 2025. Nicht einmal startete der Südafrikaner vor dem Aragon-GP aus den Top-Zehn in ein Rennen. Der Hauptgrund, warum er 2025 erst 34 Punkte angeschrieben hat und lediglich auf WM-Rang 14 liegt. "Wir müssen das Qualifying verbessern", war daher die klare Ansage. Und im Motorland gelang das auch, zu einem Spitzenresultat reichte es aber trotzdem nicht.

Denn endlich einmal auf einer guten Startposition stehend, erwischte Binder im Sprint einen Katastrophenstart. Sein Hinterreifen drehte - noch viel stärker als bei Polesitter Marc Marquez - völlig durch. Nach der ersten Kurve fand sich der KTM-Pilot daher schon wieder am hinteren Ende des Feldes wieder und musste zum wiederholten Male zu einer Aufholjagd ansetzen. Diese endete letztlich noch mit Platz neun und immerhin einem WM-Punkt, doch von Freude war nach Sprintende bei Binder keine Spur.

Brad Binder tobt nach Startdrama im Aragon-Sprint

"Erstmal kotzt mich das an, wenn du dich gut qualifizierst und so dann alles wegwirfst. Und dann ist das einfach auch verdammt gefährlich", schäumte die Startnummer 33 am Samstagabend. Die Gründe liegen auf der Hand: "Alle um mich herum kamen 30 bis 40 km/h schneller in Kurve eins an als ich. Wenn du einen solchen Geschwindigkeitsunterschied hast, bremst der eine schon, während ich noch beschleunige, weil ich noch gar nicht genug Speed habe, um überhaupt zur ersten Kurve zu kommen. Das ist so unübersichtlich und chaotisch!"

"Wir müssen da dringend eine Lösung finden", lautete die klare Botschaft des KTM-Piloten. Denn neu sind durchdrehende Hinterreifen beim Start in Aragon wahrlich nicht. Bereits im Vorjahr hatte es Diskussionen über die schlechten Gripverhältnisse auf Start-Ziel nach der Neuasphaltierung gegeben. Damals war allen voran WM-Anwärter Francesco Bagnaia auf Startplatz drei betroffen, kam sowohl in Sprint als auch in Grand Prix überhaupt nicht gut weg. Neun Monate später ereilten nun Binder eine Reihe weiter hinten die gleichen Probleme.

Brad Binder ahnte Startdrama: Wusste, dass ich am Arsch bin!

"Ich hatte schon ein schlechtes Gefühl, als ich in die Box gekommen bin und gesehen habe, dass ich Sechster wurde. Ich wusste, dass ich am Arsch bin, weil wir dieses Wochenende bei sämtlichen Probestarts abseits der Ideallinie durchdrehende Reifen hatten", gestand Binder. Sein Team tat daraufhin alles, um einen bestmöglichen Start in den Sprint zu erwischen, doch sämtliche Versuche blieben wirkungslos. "Wir haben alles getan, was wir konnten. Wir haben die Leistungsausgabe reduziert und alles so eingestellt, dass der Hinterreifen nicht durchdrehen würde. Es ist aber trotzdem passiert. Es war wie auf Eis."

"Sie müssen da etwas tun, zumindest die Startplätze der ersten 15 oder so säubern", stimmte auch KTM-Teamkollege Pedro Acosta zu, denn "wenn du hinten startest, ist das egal. Da hast du sowieso nur drei Fahrer hinter dir. Brad hatte aber 16 [tatsächlich waren es 15, Anm.] Fahrer hinter sich. Und das ist nicht gut, sondern sehr gefährlich." Das Problem: Besserung ist nicht in Sicht. Eine Reinigung der einzelnen Startplätze ist den Teams per Reglement verboten. Es wäre nur eine ganzheitliche Säuberung durch die Rennleitung möglich. "Sie sollen mit den Safety-Cars ein paar Burnouts machen", rät Binder daher scherzhaft, aber wohl auch mit einer gehörigen Portion Ernsthaftigkeit.

Brad Binder und KTM um Topresultat im Aragon-Sprint gebracht

Denn klar ist auch: Dem Südafrikaner ging durch sein Startdrama ein potenzielles Topresultat durch die Lappen. Gridnachbar Acosta holte im Sprint Platz fünf, kämpfte mit Fermin Aldeguer und Franco Morbidelli sogar um einen potenziellen Podiumsplatz. Dort hätte sich wohl auch Binder mit einem guten Start einsortieren können, denn die Pace war im weiteren Rennverlauf sehr ähnlich. "Es nicht schlecht, aber auch nicht gut", gab Acosta nach Rennende zu Protokoll. Dass es nicht zu Platz drei gereicht hatte, begründete er in überhitzenden Vorderreifen. "Hinter Morbidelli hat alles überhitzt. Die Front hat blockiert, es war schrecklich. Ich konnte das Bike nicht mehr richtig stoppen und dadurch hat mich Aldeguer überholt." Immerhin: "Morgen steht ein neues Rennen mit anderen Reifen an."

Im Grand Prix wird am Heck der Medium die bevorzugte Reifenwahl sein. Ein Gummi, mit dem die RC16 historisch gut harmoniert. "Wir können zuversichtlich sein", meint Acosta daher. Doch für ein gutes Rennen - und das hätte KTM nach den schwachen Leistungen der letzten Wochen auch dringend nötig - braucht es zunächst einmal einen guten Start. Ähnlich sieht es bei Francesco Bagnaia aus, der am Samstag ein völliges Debakel erlebte. Alles dazu in unserem neusten Video:

Francesco Bagnaia im freien Fall: Neuer MotoGP-Tiefpunkt (06:12 Min.)