Eigentlich wollte KTM in der MotoGP-Saison 2025 endlich ganz oben angreifen. Bereits im vergangenen Sommer wurde dafür mit der Beförderung von Superrookie Pedro Acosta ins Werksteam und den Verpflichtungen von Maverick Vinales und Enea Bastianini für das Tech3-Team die Basis gelegt. Doch auch mit dem stärksten Fahrer-Lineup der MotoGP-Geschichte KTMs gelang es den Orangenen nicht, den nächsten Schritt zu machen und Dominator Ducati herauszufordern - bis zum Katar-Grand-Prix am vergangenen Wochenende.
Dort zeigte Maverick Vinales plötzlich groß auf, führte einige Runden und überquerte die Ziellinie letztlich nur 1,8 Sekunden hinter Rennsieger Marc Marquez. Die mit Abstand beste Leistung eines KTM-Fahrers im Jahr 2025, doch die Freude über Platz zwei wehrte nur kurz. Denn die Startnummer 12 wurde knapp zwei Stunden nach dem Rennen aufgrund einer Unterschreitung des Mindestreifendrucks auf P14 zurückgestuft. Statt 20 Punkten sammelte Vinales in Katar plötzlich nur noch deren zwei Zähler.
KTM und Maverick Vinales pfeifen auf MotoGP-Strafe - zunächst
Eine Tatsache, von der sich der Spanier unbekümmert zeigte. "Die Strafe ist mir eigentlich egal. Ich bin glücklich über das Resultat, weil wir dieses Erfolgserlebnis für unser Projekt wirklich gebraucht haben", kommentierte Vinales direkt nach dem Katar-GP und auch KTM-Motorsportchef Pit Beirer meinte am 'ServusTV'-Mikrofon zunächst: "Scheiß drauf! Wir haben gezeigt, es geht noch, das Bike funktioniert und einfach gezeigt, was drin ist, wenn das Team zusammenhält. Und wir kämpfen hier wirklich als Mannschaft, zuhause bei KTM wird gekämpft. Der Neustart von KTM wird organisiert und ich hoffe wir konnten hier ein kleines Zeichen setzen, dass das ein Wendepunkt ist für die ganze Firma, aber speziell natürlich für das MotoGP-Projekt hier."
KTM hatte über den Winter bekanntlich in großen finanziellen Problemen gesteckt, musste auch abseits der Rennstrecke viel durchmachen. Kein Wunder also, dass die Mattighofener trotz des nachträglichen Verlustes von Platz zwei hocherfreut über Vinales' starke Performance waren. Endlich hatte das MotoGP-Projekt mal wieder Lebenszeichen gesendet. Je mehr Zeit seit dem Katar-Grand-Prix vergangen ist, desto mehr scheint die 16-Sekunden-Zeitstrafe für die Unterschreitung des Reifendrucks KTM-Boss Beirer im Nachgang jedoch zu wurmen.

Pit Beirer schießt gegen schwachsinnige Reifendruckregel
"Dass die Reifenregel Schwachsinn ist, das steht sowieso außer Frage", begann der 52-Jährige vom Bodensee im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com und machte sich nachträglich nochmal Luft. "Diese Woche hat den Regelhütern mehr geschadet als uns, glaube ich. Ich will auch mit niemandem über unsere Penalty reden, weil die Regeln für alle gleich sind. Es hat andere getroffen, jetzt hat es uns getroffen. Das ist kein Thema", führt Beirer aus. Aber man könne von einem Fahrer schlicht nicht erwarten, dass er im Zweikampf mit einem Marc Marquez und unter Flutlicht noch die Zeit habe, den Reifendruck im Auge zu behalten.
Besonders wurmte Beirer rückblickend, dass Vinales im Grunde sogar dafür bestraft wurde, besser gefahren zu sein, als ihm sein eigenes Team das zugetraut hatte. "Wir haben zwar normalerweise echt ein unerschütterliches Selbstvertrauen, aber dass wir den Reifen nicht so hergerichtet haben, dass wir in Führung liegen, dass die Temperatur nach unten geht - also da ich muss gestehen, darauf waren wir nicht vorbereitet", sagt der KTM-Motorsportchef. Sein Schützling mischte dennoch ganz vorne mit und wurde um den verdienten Lohn gebracht, weil er sich nicht a la Marquez in Thailand zurückfallen lassen konnte. "Momentan hat keiner so viel Reserven, dass er einen Marc Marquez wieder vorbeilassen kann, den Reifendruck hochbringt und dann wieder an ihm vorbeifährt. Du riskierst dein Leben und alles was du hast, um den Marc Marquez einmal zu überholen", meint Beirer. "Und dann musst du auf den Reifendruck aufpassen. Also das ist wirklich kontraproduktiv für den Sport!"
KTM-Motorsportchef fordert neue Reifendruckregel
Bereits bei ihrer Einführung im Spätsommer 2023 hatte die Reifendruckregel viel Kritik abbekommen und geändert hat sich daran seither wenig. Ex-MotoGP-Pilot und ServusTV-Experte Alex Hofmann tobte etwa schon nach den Ereignissen des Thailand-GPs Anfang März. "Die Kacke muss weg", war damals unter anderem zu hören. Beirer will nun ebenfalls Veränderungen sehen. "Man muss Regeln finden, wie wir in der Startaufstellung den Reifendruck für alle überprüfen", schlägt er vor. "Wir müssen alle gleich einstellen und dann müssen wir losfahren. Und wenn halt der, der vorne fährt, dann 0,2 bar weniger hat, wie der, der im Verkehr fährt, dann ist das sein Vor- oder Nachteil. Fertig. Aber wir können nicht als Techniker und als Regelhüter von den Fahrern verlangen, dass sie den Reifendruck managen."
Wie seid ihr der Reifendruckregel gegenüber eingestellt? Braucht es Veränderungen, wie sie Pit Beirer fordert oder kann alles so bleiben, wie es aktuell gehandhabt wird? Sagt uns eure Meinung unbedingt in den Kommentaren!
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