Alex Marquez ist die positive Erscheinung der MotoGP-Saison 2025, das haben wir bereits am Dienstag festgehalten. Und wenn wir diesem Muster weiter folgen, müssen wir auch ganz ehrlich zugeben: Am anderen Ende des Spektrums stellt KTM nach den ersten zwei Rennwochenenden 2025 die große Enttäuschung dar. Wollte man in diesem Jahr eigentlich endlich Ducati angreifen, könnte der österreichische Motorradbauer aktuell kaum weiter von einem WM-Kampf mit den Dominatoren aus Borgo Panigale entfernt sein.

KTM rutscht ab: Nur noch vierte MotoGP-Kraft

Während Marc Marquez bislang alle vier Rennen gewann, Ducati jegliches Podium stellte und im Argentinien-GP zuletzt einen Fünffachsieg feierte, wartet KTM in der laufenden Saison noch auf die erste Top-Fünf-Platzierung überhaupt. Rang sechs von Pedro Acosta aus dem Buriram-Sprint gleich zu Beginn der Saison stellt weiterhin das beste Resultat des laufenden Kalenderjahres dar. Im Vorjahr zum gleichen Zeitpunkt schon dreimal auf dem Podium, ist KTM nun hinter Ducati, Aprilia und Honda sogar nur noch die vierte Kraft im MotoGP-Hersteller-Ranking.

"Ich bin überhaupt nicht zufrieden. Es ist schwierig zu verstehen, was da gerade passiert", schäumte KTM-Goldjunge Acosta bereits am Samstag nach dem Sprint in Termas de Rio Hondo vor Wut. Von Position fünf gestartet, wurde er dort bis auf den letzten Punkteplatz neun durchgereicht, verlor in zwölf Runden ganze 11,229 Sekunden auf Rennsieger Marquez - im Schnitt also fast eine Sekunde pro Runde. Ein Schlag ins Gesicht für den ambitionierten Youngster.

Und auch am Rennsonntag wurde es kaum besser: Brad Binder verlor als KTM-Speerspitze in 25 Runden nun 14,294 Sekunden auf Marquez, vor allem aber auch 6,807 Sekunden auf die Honda von Johann Zarco. "Platz sieben ist wirklich nicht das, was wir uns zum Ziel gesetzt haben", zeigte sich auch der Südafrikaner anschließend maximal enttäuscht, nachdem er am Samstag in Folge einer Kollision mit Franco Morbidelli schon punktlos geblieben war.

Brad Binder hatte Mühe, Ai Ogura hinter sich zu halten, Foto: IMAGO / PsnewZ
Brad Binder hatte Mühe, Ai Ogura hinter sich zu halten, Foto: IMAGO / PsnewZ

KTM-Fahrer leiden: RC16 bietet keinen Grip

Das große Problem, das aktuell alle KTM-Fahrer haben: Der fehlende Grip am Heck. "Wir wissen genau, was wir verbessern müssen. Das Fenster, in dem unser Motorrad vernünftig arbeitet, ist zu klein. Bietet der Asphalt wenig Grip, bekommen wir große Probleme", analysiert Binder und ergänzt: "Wenn der Hinterreifen abbaut, werden unsere Rundenzeit viel, viel langsamer. Ich konnte dann nur noch versuchen, irgendwie das bestmögliche rauszuholen." Teamkollege Acosta stimmt zu: "Wir haben wahrscheinlich das schwierigste Bike, wenn es darum geht, das Heck unter Kontrolle zu behalten. Wir müssen verstehen, wie wir mehr Traktion erzeugen und mehr Motorleistung auf den Boden bringen können."

Immerhin: Mit ein paar Setupanpassungen gelang Acosta bereits eine Verbesserung von Samstag auf Sonntag. Dass es dennoch erneut nur zu Platz neun reichte (vor der Disqualifikation von Ai Ogura) lag daran, dass dafür nun die Front und der eigene Körper Probleme machten. "Wir müssen verstehen, warum die Performance unseres Motorrads vom einen Tag auf den anderen, von der einen Session auf die andere so stark schwankt", rätselt die Nummer 37. "Anfangs hatte ich Probleme mit dem Luftdruck. Es wurde erst besser, nachdem ich mich etwas hinter Joan Mir zurückfallen hatte lassen. Dann lief es besser, in der Schlussphase lag es an mir. Ich hatte ähnliche Symptome wie beim Armpump und große Probleme beim Richtungswechsel. So konnte ich nicht mehr attackieren."

Maverick Vinales und Enea Bastianini erneut unter ferner liefen

Derweil froh gewesen, wenn sie im Argentinien-GP überhaupt in ähnlichen Sphären hätten kämpfen können, wären wohl Maverick Vinales und Enea Bastianini. Die beiden KTM-Neuzugänge offenbarten in Termas de Rio Hondo weiterhin große Anpassungsprobleme an die RC16, teilten nach den Ausfällen von Miguel Oliveira und Lorenzo Savadori am Sonntag sogar die letzte Startreihe untereinander auf. Der negative Höhepunkt einer bislang sehr enttäuschenden Zeit im Tech3-Team. Immerhin: Zumindest Vinales konnte am Sonntagabend Fortschritte vermelden, nachdem er mit P12 seine ersten WM-Punkte der laufenden Saison eingesammelt hatte.

Maverick Vinales hatte in Argentinien nichts mit dem Spitzenfeld zu tun, Foto: IMAGO / PsnewZ
Maverick Vinales hatte in Argentinien nichts mit dem Spitzenfeld zu tun, Foto: IMAGO / PsnewZ

"Ich habe meine Position auf dem Bike etwas verändert und das war gut. Ich konnte dann sofort einen höheren Speed in die Kurven mitnehmen und härter bremsen", berichtet er. "Das Rennen war gut. Natürlich fahre ich nicht auf den Positionen, wo ich sein möchte, aber mein Rhythmus war jetzt identisch zu den KTM-Werksfahrern. Das ist ein gutes Zeichen. Wir sehen jetzt Licht am Ende des Tunnels und müssen einfach konzentriert weiterarbeiten, um weitere Schritte nach vorne zu machen. Das braucht Zeit, aber wir geben nicht auf."

Moment der Wahrheit für KTM in Austin

Vinales bleibt also kämpferisch, steht nun aber vor einem heftigen Realitätscheck. Denn als nächstes macht die Motorrad-WM bekanntlich in Austin (28. - 30.03.) Station - also dort, wo die Startnummer 12 im letzten Jahr die Pole holte und beide Rennen gewann. Es würde wohl ein Wunder benötigen, um 2025 auch nur in die Nähe solcher Erfolge zu kommen. "Mal schauen, was möglich ist. Ich möchte einfach schnelle Rundenzeiten fahren können", hält sich Vinales daher auch bewusst zurück.

Doch nicht nur für ihn, sondern für das gesamte MotoGP-Projekt von KTM dürfte Austin zum Moment der Wahrheit werden. "Wir hatten letztes Jahr ein Motorrad, das dort gut funktioniert hat", weiß Acosta, der im Amerika-GP 2024 Zweiter wurde und lange um den Sieg kämpfte. "Die Strecke hat viel Grip, die Bedingungen sollten sehr ähnlich wie danach in Europa sein." Bleibt man auch dort nur vierte Kraft, könnte die Stimmung bei den Orangenen bald kippen. "Niemand mag, wie es aktuell läuft. Nicht ich, nicht Brad, nicht Maverick, nicht Enea und auch unsere Bosse nicht. Es ist klar, dass wir so nicht mehr lange weitermachen können. Wir müssen Gas geben", sendet Acosta eine deutliche Botschaft.

Marquez-Brüder im MotoGP-Rampenlicht: Absprachen und Respekt (06:56 Min.)

Die Zweifel am langfristigen Verbleib des jungen Spaniers bei KTM dürften damit nur größer werden. Vor dem Argentinien-GP hatte es bereits Gerüchte um einen Wechsel zu VR46-Ducati gegeben. Die Hintergründe dazu könnt ihr hier nachlesen: