Knapp zwei Wochen ist es inzwischen her, dass MotoGP-Weltmeister Jorge Martin im Barcelona-Test erstmals auf der Aprilia RS-GP Platz nahm. Dort beginnt der 26-jährige Spanier einen neuen Lebensabschnitt: Nach vier Jahren bei Pramac Racing wird er 2025 erstmals in seiner MotoGP-Karriere nicht mehr auf einer Ducati Desmosedici sitzen und die Mission 'Titelverteidigung' stattdessen auf der Aprilia angehen.
Denn Ducati wollte den 'Martinator' bekanntlich nicht mehr. Die Roten hatten in den vergangenen Jahren gleich dreimal die Möglichkeit, ihn ins Werksteam zu befördern, entschieden sich aber stets für andere Fahrer. 2022 und 2023 bekam Enea Bastianini den Vorzug, im vergangenen Frühsommer dann Marc Marquez. Martin zog daraufhin enttäuscht seine Konsequenzen und ließ seinen Drohungen Taten folgen: Er unterschrieb ab 2025 bei der italienischen Konkurrenz aus Noale.
Jorge Martin und Ducati: MotoGP-Trennung im Guten
Nicht wenige Experten und Fans rechneten daraufhin mit dem endgültigen Bruch zwischen Ducati und Martin, doch dazu kam es nie. Vielmehr blieb das Verhältnis zwischen dem scheidenden Pramac-Piloten und der italienischen Führungsebene um Gigi Dall'Igna, Davide Tardozzi, Mauro Grassilli und Claudio Domenicali stets respektvoll. Ducati bremste Martin im Titelkampf mit dem eigenen Goldjungen Francesco Bagnaia zu keinem Zeitpunkt aus und ermöglichte ihm bis zum Schluss den Kampf mit gleichen Waffen - wohl wissend, dass der eigene Werkspilot dadurch am Ende den Kürzeren ziehen könnte.
Für die stolze Werksmannschaft war es eigentlich das Worst-Case-Szenario, vom eigenen Kundenteam geschlagen zu werden. Doch Ducati ging dieses Risiko bewusst ein - und das hatte wohl einen guten Grund. Denn wie nun spätestens am Rande der Ducati-Feierlichkeiten 'Campioni in Festa' klarwurde, wollten beide Seiten offensichtlich keine verbrannte Erde hinterlassen und sich alle Optionen für die Zukunft offenhalten.
Jorge Martin kann sich Ducati-Rückkehr ab 2027 vorstellen
"Sie haben nie gesagt, dass ich nicht gut genug gewesen wäre für ein Werksbike. Vielleicht waren einfach andere Dinge für sie interessanter. Ich habe daher kein Problem mit ihrer Entscheidung, wenn sie denken, dass es so am besten war. Ich bin glücklich mit meiner Zukunft. Wir behalten uns eine gute Beziehung bei. Du weißt ja nicht, was in zwei Jahren und mit dem nächsten Vertrag passieren wird", kommentierte Martin schon am Donnerstag vor dem Barcelona-Finale seinen Ducati-Abschied vielsagend und legte nun nochmal nach: "Ducati hat mir die Möglichkeit gegeben, bis zum Schluss um die Weltmeisterschaft zu kämpfen. Dafür kann ich ihnen nur dankbar sein. Wer weiß, vielleicht finden wir in der Zukunft nochmal zusammen."
Worte, die das Aprilia-Lager um Racing-CEO Massimo Rivola sicherlich nicht gerne hören wird. Nachvollziehbar sind sie allerdings durchaus. Denn der Hersteller aus Noale hinkte Ducati in der abgelaufenen Saison deutlich hinterher, auch wenn Aleix Espargaro und Maverick Vinales gemeinsam einen Grand Prix und drei Sprintrennen gewinnen konnten. Vereinzelte Siege genügen einem Weltmeister wie Martin allerdings nicht, er will auch in Zukunft um WM-Titel kämpfen. Dass Aprilia dazu in der Lage ist, muss erst noch erwiesen werden. Unmöglich ist es wahrlich nicht, dass sie ihren Rückstand auf Ducati schon zur neuen Saison aufholen können, gilt allerdings als äußerst unwahrscheinlich.
Verläuft auch 2026 enttäuschend, könnte sich Martin nach Ablauf seines Zweijahresvertrages schon wieder nach Alternativen umsehen - und dann könnte Ducati erneut interessant werden. Denn auch dort laufen die Verträge von Francesco Bagnaia und Marc Marquez mit Saisonende 2026 aus. Ein Abgang von Bagnaia wirkt zwar nicht sonderlich wahrscheinlich, bei Marquez ist jedoch alles möglich. Der Spanier wird Anfang 2027 schon 34 Jahre alt und könnte mit einem potenziellen neunten WM-Titel im Gepäck seine Karriere beenden oder nochmal eine andere Herausforderung - etwa bei Honda - annehmen.
Kommt Jorge Martin 2027 zurück? Ducati-CEO: Warum nicht!
Dann müsste sich Ducati wieder nach einem neuen Teamkollegen für Bagnaia umsehen und Martin könnte in Borgo Panigale nochmal Thema werden. Schließlich hat er inzwischen bewiesen, dass er WM-Titel einfahren und gleichzeitig eine freundschaftliche, respektvolle Beziehung zu Bagnaia pflegen kann. Der Teamfrieden wäre mit einer Bagnaia-Martin-Paarung also nicht in Gefahr. Ducati-Corse-CEO Domenicali schließt daher nichts aus: "Wir lieben Martin. Wir sind im Guten auseinandergegangen und wer weiß, was in zwei Jahren passiert. Ob er zu Ducati zurückkommt? Warum nicht! Er ist ein starker Fahrer und genau nach solchen suchen wir."
Bekommt Jorge Martin den Ducati-Werksplatz im vierten Anlauf also doch noch? Sagt uns eure Meinung dazu in den Kommentaren!
diese MotoGP Nachricht