Valentino Rossi gegen Max Biaggi oder gegen Jorge Lorenzo: Das waren Duelle, die auch über das Geschehen auf der Strecke hinausgingen. Den MotoGP-Stars waren damals alle Mittel recht, ihren Kontrahenten zu diffamieren, zu schwächen oder zu manipulieren. Zeiten, nach denen sich einige wohl stark sehnen. Im aktuellen WM-Kampf zwischen Jorge Martin und Francesco Bagnaia wird ein solcher Konflikt von vielen Seiten verzweifelt heraufbeschworen. Die Formel 1 hat es ja mit 'Drive to Survive' vorgemacht, wie sowas geht. Doch dies könnte nicht ferner von der Realität entfernt sein.
MotoGP-Saison 2024: Trotz Titelduell keine haarigen Szenen
Viel wurde in der Königklasse auf vier Rädern zuletzt darüber gesprochen, ob Max Verstappen mit seinen Manövern nicht den Bogen überspannt. In der MotoGP gibt es diese Diskussionen um die Titelrivalen nicht, denn es bietet sich schlichtweg kein Anlass. Bagnaia kollidierte in Portimao mit Marc Marquez. Martin wurde in Misano von Enea Bastianini in einem grenzwertigen Manöver überholt. Doch Kontroverse im direkten Duell der beiden Titelrivalen? Fehlanzeige.
Den ultimativen Beweis lieferten sie bei ihrem fantastischen Zweikampf in den ersten Runden des Malaysia GP. Satte 16(!) mal überholten sie sich gegenseitig. Nie wurde einer abgedrängt und musste die Strecke verlassen. Nie war einer gezwungen zurückzustecken, damit es nicht krachte. Es war auf höchstem Niveau und auch manchmal hart, aber komplett fair. Danach gratulierten sich die beiden zu einem fantastischen Rennen. Genau das scheint ein paar Beobachtern, insbesondere aus Reihen der Medien, zu missfallen. Sie suchen nach Kontroverse, Kollisionen und Beschuldigungen. Sie sind das aus Zeiten der großen Motorrad-Kriege so gewohnt, dass der Sport auch durch das Geschehen neben der Strecke definiert ist.
Francesco Bagnaia stellt klar: Bin nicht der Typ, der sowas macht
Doch sie sollten akzeptieren lernen, dass die beiden Protagonisten der heutigen Königklasse von einem anderen Schlage sind. 'Pecco' und der 'Martinator' sorgen vielleicht nicht für so gute Schlagzeilen, aber sie sind faire Sportsmänner. Das gilt es zu würdigen und ihnen dafür Respekt zu zollen. Und nach fast zwei Jahren des Titelkampfes gegeneinander ist zu erwarten, dass sich daran auch kaum mehr etwas ändern wird.
Wie sie es schaffen so fair zu bleiben, wollte nach dem Rennen in Sepang ein Journalist wissen. Bagnaia gab sofort eine klare Antwort: "Für mich ist das sehr leicht. Ich bin nicht der Typ, der neben der Strecke unverschämt sein will. Dann will ich aber auch nicht auf der Strecke so sein, dass ich jemanden aggressiv rausdrängen und meine Rivalen nicht respektieren will. Ich war nie so und ich werde auch niemals so sein."
Konflikt ist nicht das Naturell des Italieners und er lässt sich auch nicht von außen dazu hinreißen. Nur einer könnte daran theoretisch etwas ändern: "Wenn Jorge so etwas anfängt, dann ändere ich mich vielleicht. Aber Jorge verhält sich genauso. Mit Sicherheit ist Respekt die Hauptsache und aus meiner Sicht war das schon immer so. Ich verstehe also nicht, warum wir neben der Strecke Feinde sein sollten und nicht mehr miteinander reden sollten. Ich bevorzuge es so, wie es ist."
Jorge Martin betont: Gutes Verhältnis zu Bagnaia soll auch in Zukunft bleiben
"Da kann ich eigentlich nicht viel hinzufügen. Wir kennen uns seit 2015 sehr gut. Wir waren sehr gute Freunde in der Vergangenheit. Jetzt haben wir diese Art von Beziehung nicht mehr, aber wir behandeln uns gegenseitig gut", stimmt Martin sofort zu. Die beiden waren schon 2015 Teamkollegen in der Moto3 und verbrachten viel Zeit miteinander. Allerdings ging es damals natürlich noch nicht um so viel wie einen Weltmeistertitel in der Königsklasse.
An ihrem Umgang miteinander auf und neben der Strecke haben die seitdem vergangenen 9 Jahre aber nichts geändert. "Wir können kämpfen, das haben wir gezeigt. Es war ein fantastischer Zweikampf für die Geschichtsbücher. Aber dann können wir uns auch normal darüber unterhalten. Wir beide haben es genossen", kommentierte WM-Favorit Martin das Malaysia-Rennen. Und er fügte hinzu: "Wenn es in der Zukunft auch so bleiben könnte, dann wäre das perfekt. Ich hoffe, dass es immer so bleibt." Wer hier einen Krieg sucht, der wird viel Zeit verschwenden.
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