Jorge Martin und Ducati gehen nach der Saison 2024 getrennte Wege. Ab der kommenden Saison wird der 26-Jährige für Aprilia in der MotoGP auf Trophäenjagd gehen und Ducati den Konkurrenzkampf erklären. Bis dahin gilt es aber die aktuelle Saison über die Bühne zu bringen, in der Martin beste Chancen hat, sich mit Pramac Ducati zum Weltmeister der Königsklasse zu küren. Nun stellt sich natürlich die Frage, ob sich an der Herangehensweise des Herstellers aus Borgo Panigale oder an jener von Martin etwas ändert.
Jorge Martin: WM-Leader und trotzdem aussortiert
Jorge Martin wird natürlich brutal enttäuscht sein. Nicht, weil er zu Aprilia wechseln muss. Seinen Ducati-Abgang im Falle einer Nichtberücksichtigung für den Werksplatz hat er selbst angekündigt und schlussendlich auch durchgezogen. Dass Ducati ihn aber nicht für den richtigen Mann für die Box neben Francesco Bagnaia hält, wird ihn natürlich schwer enttäuschen. Schließlich sieht sich der 'Martinator' bereits zum zweiten Mal hintergangen. Bereits zur Saison 2023 entschieden sich die Desmo-Bosse gegen ihn und beförderten stattdessen Enea Bastianini ins Werksteam. Martin hatte das Nachsehen und wurde zumindest mit einem Ducati-Vertrag bei Pramac getröstet.
Nun erfährt er bereits die zweite Klatsche. Die sportlichen Vorzeichen sprachen diesmal eine deutlichere Sprache als zwei Jahre zuvor und klar für Martin. Er befindet sich in überrangender Form, beendete die Vorsaison als Vizeweltmeister hinter Francesco Bagnaia und konnte sich in diesem Jahr sogar noch einmal steigern. Nach sieben Grands Prix ist er der WM-Führende der MotoGP. Die Schlacht um den Werksplatz gegen Marc Marquez hat er an einer anderen Front verloren.
Verwehrt Ducati ihm neue Updates an der GP24?
Nun stellt sich also die Frage, wie sich die jüngsten Ereignisse im Ducati-Lager kurzfristig auf die sportliche Situation ausüben werden. Wird Jorge Martin weiterhin mit den aktuellsten Updates an der Desmosedici GP24 ausgestattet oder bekommt Marc Marquez nun jene Zugeständnisse von Ducati? Gleiches gilt für Enea Bastianini, dessen Zeichen wohl ebenfalls auf Abschied stehen. Nehmen Martin und Bastianini nun keine Rücksicht mehr auf die Interessen ihres Arbeitgebers?
Zunächst ist zu erwähnen, dass die technischen Pakete der MotoGP-Fahrer genaustens in den Verträgen zwischen ihnen, den Teams und den Herstellern festgehalten sind. Wie genau die Vereinbarungen aussehen, ist nicht bekannt. Pramac wird aber seit Jahren von Ducati wie ein zweites Werksteam behandelt und bekommt neue Teile zum identischen Zeitpunkt wie die Werksmannschaft geliefert. Daran wird sich wohl auch im Laufe der Saison nichts ändern. Jorge Martin hat also weiterhin das identische Paket wie Francesco Bagnaia zur Verfügung.
Wenn MotoGP-Piloten zur Konkurrenz abwandern, ist es aber üblich, dass Piloten nicht mehr mit den wichtigsten Informationen betraut werden, schließlich werden sie diese ja zur Konkurrenz weitertragen. Ducati hält davon allerdings wenig, wie es Jack Miller in der Saison 2022 bewies. "Es gibt nichts Schlimmeres als wenn du keine Updates bekommst oder Daten vor dir zurückgehalten werden", erklärte der Australier damals. Millers Ducati-Aus und der folgende KTM-Wechsel wurde damals ebenfalls Anfang Juni bestätigt. "Ducati ist aber zu hundert Prozent transparent mir gegenüber und stellt mir weiterhin Updates zur Verfügung", ließ Miller damals verlautbaren. Es ist also davon auszugehen, dass Ducati auch Jorge Martin keine Weiterentwicklungen vorenthalten wird.
Nun bleibt noch die Frage, ob Jorge Martin sein Verhalten ändern wird. Bisher lief die Zusammenarbeit zwischen ihm und den Ducati-Kollegen immer sachlich und kollegial ab. Eine Kollision mit Markenkollege Bastianini in Mugello war schnell aus der Welt geschafft. Dies könnte sich in den folgenden Monaten aber ändern. Martin will den Ducati-Bossen sicherlich beweisen, dass sie die falsche Wahl getroffen haben und sie mit dem MotoGP-Titelgewinn bestrafen. Ein Titelgewinn des Privatteams Pramac wäre zwar kein Weltuntergang, aber für die stolzen Tifosi eben nicht mit einem Erfolg des roten Werksteams gleichzusetzen.
Im WM-Kampf mit Francesco Bagnaia und Marc Marquez muss Jorge Martin die Ellbogen ausfahren, um sich durchzusetzen. Auch ein Aufstieg ins Werksteam hätte daran nichts geändert. Sicherlich wird beim Pramac-Piloten aber nun ein gewisses Bauchgefühl mitfahren, eine 'Jetzt erst Recht'-Mentalität.
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