Es ist endgültig offiziell: Barcelona wird als Ersatz für Valencia das Saisonfinale der MotoGP-Saison 2024 abhalten. Eine fürchterliche Flutkatastrophe mit über 200 Toten machte eine Austragung des traditionellen Saisonendes unmöglich, und nicht vertretbar. Nun wird stattdessen also auf dem Circuit de Barcelona gefahren, der bereits Ende Mai den Katalonien GP austrug. Die MotoGP-Fahrer haben dazu unterschiedliche Gedanken.
Marco Bezzecchi erleichtert: Valencia-Rennen wäre respektlos gewesen
Schon vor der offiziellen Meldung waren sich alle Fahrer einig: Die Absage Valencias war alternativlos, sowohl aus moralischer als auch aus Sicht der Prioritäten, die dort nun gelten sollten. "In Valencia zu fahren, wäre respektlos gegenüber den betroffenen Menschen dort gewesen. Wir haben an dem Ort, in dem ich lebe [Viserba, nördlich von Rimini, Anm. d. Red.], vor einiger Zeit ähnliches durchmachen müssen. Ich weiß, wie es sich anfühlt und dort war es nun noch viel schlimmer. Gut, dass sie eine andere Lösung gefunden haben", zeigte sich Marco Bezzecchi daher über die Verlegung erfreut. Barcelona empfindet er vor allem geographisch als gute Entscheidung: "Ich bin froh in Montmelo das Rennen zu fahren. Wenn ich das mit noch einem Rennen außerhalb Europas vergleiche, dann ist das besser." Zuvor hatte die MotoGP zwei Triple Header innerhalb von 7 Wochen in Asien durchgepeitscht.
Eigentlich sollte sich auch Marc Marquez freuen. Der Katalane und Fan des FC Barcelona fährt damit das Finale noch näher an der Heimat. Wäre da nicht die Strecke. Obwohl er bei der ersten Austragung 2024 auf das Podest fuhr, ist es sein unliebster Kurs. Ein Blick in die Statistik zeigt das auch: Nur in den Überjahren 2014 und 2019 konnte er dort gewinnen. Daher herrscht bei ihm wenig Begeisterung, auch aufgrund der Jahreszeit: "Natürlich hätte ich eine andere Strecke bevorzugt, aber sie haben es in den Kalender aufgenommen, also werden wir versuchen, 100% zu geben. Mit Sicherheit werden es schwierige Wetterbedingungen. Wir haben November, da kannst du nie wissen."
Aleix Espargaro bekommt besonderes MotoGP-Karriereende
Einem anderen Katalanen geht es da ganz anders. Aleix Espargaro erhofft sich für das letzte Rennen seiner Karriere als Stammpilot (Wildcards mit Honda sind bereits geplant) noch einmal einen starken Auftritt: "Das letzte Mal, als ich dort war, war es ein fantastisches Wochenende. Ich hätte mir kein besseres wünschen können. Ich bin also positiv. Hoffentlich ist es wieder gut. Es wird nicht so heiß sein. Da leidet die Aprilia am meisten. Mit Sicherheit wird uns das ein besseres Gefühl geben." Die RS-GP geht gut bei den schwierigen Gripverhältnissen in Barcelona. Espargaro gewann im Mai den Sprint bei seinem Heimrennen.
"Ich werde versuchen ein gutes Rennen abzuliefern. Es wird etwas Besonderes sein, mein letztes Rennen nah an Zuhause mit Familie und Freunden zu bestreiten", freut er sich auf die Möglichkeit, seinen letzten Ritt mit seinen Liebsten zu genießen. Angesichts der furchtbaren Bilder aus Valencia relativierte der 35-Jährige jedoch: "Das ist aber das einzig Positive."
Barcelona-Test als Chance für Yamaha und Honda?
Während es bei anderen um Moral, Konkurrenzfähigkeit und Abschied ging, hatten die Fahrer der japanischen Hersteller schon etwas im Kopf, das noch gar nicht offiziell bestätigt ist. Nach dem letzten Rennwochenende gibt es traditionell am Dienstag einen Test an selber Stelle. Normalerweise ist dieser in Valencia und sorgt aus zwei Gründen für besondere Aufmerksamkeit. Zum einen fahren wechselnde Piloten erstmals für ihre neue Mannschaften, also diesmal z.B. Marc Marquez in Rot und Jorge Martin für Aprilia. Zum anderen werden dort die neuen Motorräder für die kommende Saison getestet. Letzteres interessiert Fabio Quartararo und Joan Mir in Barcelona besonders.
"Wenn ich über uns und den Test nachdenke...Wir wissen, dass Barcelona in den letzten beiden Jahren eine sehr schwierige Strecke für uns war. Der Grip ist sehr gering, es fehlt uns dort massiv daran. Das ist unsere größte Schwäche. Also ist es schön für uns, da einen Test zu haben", meint der Yamaha-Pilot. Dass sich dort die Schwächen seiner Maschine am besten angehen lassen, hofft auch sein Honda-Pedant Mir: "Barcelona ist das schlimmste Szenario für unser Motorrad. In Sachen Ergebnis [am Rennwochenende, Anm. d. Red.] ist es also nicht gerade fantastisch. Aber dort zu testen und das neue Bike auszuprobieren, das macht es sehr interessant." Trotz der ausständigen Bestätigung wird von einem Test nach dem Rennen fest ausgegangen.
Wie sich die Wahl des Circuit de Barcelona auf das WM-Duell zwischen Jorge Martin und Francesco Bagnaia auswirken könnte, wurden die beiden natürlich gefragt. Hier könnt ihr ihre Antworten (und Hoffnungen) lesen:
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