Update: Wenige Stunden nach dem öffentlich ausgetragenen Machtkampf um den Valencia-Grand-Prix wurden am Freitagabend Fahrer und Teams der MotoGP von Promoter Dorna darüber informiert, dass das geplante Saisonfinale abgesagt wird. Ersatzkandidaten für einen späteren Termin stehen bereit.

Die tragischen Unwetter, welche in dieser Woche in der Region um Valencia niedergingen, haben auch die MotoGP in eine handfeste Krise gestürzt. In Anbetracht der katastrophalen Zerstörung vor Ort und bereits über 150 registrierten Todesfällen schien eine Absage des von 15. bis 17. November am Circuit Ricardo Tormo angesetzten Saisonfinales so gut wie sicher. Am Donnerstag war sich das gesamte MotoGP-Feld einig: Ein Rennwochenende in Valencia wäre nicht nur unpassend, sondern würde auch wichtige Ressourcen bündeln, die derzeit anderweitig dringender gebraucht werden.

MotoGP sucht verzweifelt nach Valencia-Ersatz

Tatsächlich bemühte sich MotoGP-Promoter Dorna auch schnell um einen möglichen Ersatz, doch diese Suche gestaltet sich schwierig. Nur wenige Strecken machen sowohl logistisch als auch wettertechnisch zu dieser Jahreszeit Sinn, etwa Jerez, Portimao oder Losail. Auch ein zweites Rennwochenende in Sepang, wo die MotoGP ja in diesen Tagen gastiert, stand im Raum. Doch egal wohin es für die Königsklasse geht - Moto2 und Moto3 könnten aufgrund der dort bereits feststehenden Weltmeister für das Finale ohnehin gestrichen werden - der Originaltermin des Valencia-GP scheint nicht zu halten. Denn die für das dortige Rennwochenende produzierten Reifen kommen sonst lediglich auf Phillip Island und am Sachsenring zum Einsatz. Michelin müsste also neue Pneus produzieren, was 15 bis 20 Tage dauert. Ein mögliches Saisonfinale andernorts müsste also möglicherweise bis in den Dezember verschoben werden.

MotoGP bangt um Saisonfinale: Diese Szenarien gibt es (08:27 Min.)

Die Verantwortlichen von Promoter Dorna und Motorradweltverband FIM scheinen deshalb trotz der Flutkatastrophe am Valencia-Grand-Prix festhalten zu wollen. Laut Informationen von Motorsport-Magazin.com machte sich Dorna-Sportdirektor Carlos Ezpeleta bereits vor Ort ein Bild von den Zuständen. Sein Vater und Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta teilte am Donnerstag gegenüber 'As' seinen Willen mit, das Saisonfinale in Valencia auszutragen: "Sowohl die lokalen Behörden als auch die MotoGP sind nach wie vor entschlossen, die Veranstaltung am geplanten Datum abzuhalten und werden unermüdlich daran arbeiten, dies zu erreichen. Die Strecke selbst wurde nicht beschädigt und es wird daran gearbeitet, die Zufahrtsstraßen in Stand zu setzen."

Marc Marquez kontert FIM-Präsident: Geht nicht um Geld

Ganz ähnlich klingen die Pläne von FIM-Präsident Jorge Viegas. "Ich bin dafür, dass wir in Valencia fahren", erklärt er bei 'GPone'. "Wir wollen den Grand Prix organisieren und gleichzeitig Spenden zu lukrieren. Das Rennen würde Geld in die Region bringen." Ein Vorschlag, der unter den MotoGP-Piloten wenig Begeisterung hervorruft. Marc Marquez fand am Freitag in Sepang besonders deutliche Worte: "Es geht nicht um Geld. Es geht um helfende Hände. Es ist sinnlos, momentan über ein Rennwochenende dort nachzudenken."

Dass die MotoGP-Bosse derart verpicht auf ein 20. Rennwochenende sind, ist wohl in erster Linie auf den offenen Titelkampf zwischen Jorge Martin und Francesco Bagnaia zurückzuführen. Diesen möglicherweise durch eine völlige Absage des Finales zu entscheiden, wäre sportlich natürlich ein Horrorszenario für die Königsklasse. Doch selbst Bagnaia, in diesem Aspekt wahrscheinlich größter Leidtragender einer Absage, stellt sich gegen die Pläne von Dorna und FIM. "Selbst wenn es bedeutet, dass ich mein ultimatives Ziel, den WM-Titel zu gewinnen, verpasse, bin ich nicht bereit, in Valencia zu fahren", stellte er am Freitag in Sepang klar. "Ich hoffe sehr, dass sie bedenken, dass das in Anbetracht der Lage ethisch einfach nicht korrekt ist."

Welche Seite sich in diesem Konflikt um eine Austragung des Valencia-Grand-Prix durchsetzt, scheint momentan völlig offen. Es ist aber durchaus denkbar, dass die Entscheidung den Verantwortlichen von den lokalen Behörden abgenommen wird. Stimmen sie einer Austragung des Rennwochenendes im Katastrophengebiet nicht zu, muss die MotoGP einen Ersatz finden - oder ihre Saison vorzeitig beenden.