Die schreckliche Flutkatastrophe in der Region Valencia mit mittlerweile fast 100 bestätigten Todesopfern und großer Zerstörung lässt natürlich auch das MotoGP-Paddock nicht kalt. Die Fahrer sprechen am Donnerstag in Malaysia das aus, was Konsens im Fahrerlager ist: Die Menschen in Valencia haben viel Wichtigeres zu tun, als das Saisonfinale der Motorrad-WM auf dem Circuit Ricardo Tormo abzuhalten.

Aleix Espargaro & Co. entsetzt: Menschen haben keine Häuser mehr!

"Ich bin sehr besorgt darüber, was in Valencia und einem großen Teil Spaniens durch diesen Sturm passiert ist. Ehrlicherweise ist jetzt alles Sportliche zweitrangig", stellte Joan Mir klar. Die Anteilnahme war groß, zumal die Motorrad-WM zu einem großen Teil spanisch geprägt ist. "Es ist unglaublich. Die Bilder und Videos, die man auf Social-Media sieht, sind noch gar nichts. Ich habe mit einigen Freunden gesprochen, die in einem kleinen Dorf außerhalb Valencias leben. Sie sagten mir, dass alles kollabiert und zerstört ist. Sie haben keine Häuser mehr, keine Autos", berichtete Aleix Espargaro. Seine Gefühlslage ist daher derzeit mehr als nur unruhig: "Es ist herzzerreißend und eine sehr schwierige Situation."

Honda-Pilot Joan Mir
Joan Mir befürwortet eine Absage, Foto: LAT Images

Dennoch drehte sich die Frage im Kontext der MotoGP natürlich auch darum, was nun aus dem für Mitte November geplanten Saisonfinale in Valencia wird. Die Antworten waren sehr eindeutig. "Theoretisch haben wir dort einen Grand Prix, aber ich denke, alle Anstrengungen der Regierung sollten sich auf die Leute konzentrieren, die ihre Häuser verloren haben. Wir haben bereits 100 Menschen verloren", äußerte sich Marc Marquez.

Fahrer einig: Wichtige Ressourcen nicht für ein MotoGP-Rennen verschwenden

Damit traf er den Tenor, der durchweg herrschte. "Hoffentlich werden Carmelo [Ezpeleta], die Dorna und die Regierung die richtige Entscheidung fällen. Es geht nicht um die Anlage. Die kann in zwei Wochen wohl relativ leicht repariert werden. Es geht um die Situation. Die Krankenhäuser sind voll, die Menschen sind in einer schwierigen Lage. Das ist wichtiger, als dahinzugehen und eine Sport-Show abzuziehen", stellte auch Espargaro klar.

Aleix Espargaro in Thailand
Aleix Espargaro sorgt sich um Freunde und Landsleute, Foto: LAT Images

Auch die Nicht-Spanier im Feld vertraten diese Meinung. Jack Miller sprach sich ebenfalls für eine Absage aus: "Wenn du dir die verfügbaren Ressourcen ansiehst, dann ist die Priorität, dass die Menschen einen Ort haben, an dem sie sicher sind. Ich finde nicht, dass die Ressourcen der Aufräumarbeiten in Richtung einer Rennstrecke gehen sollten, damit da ein Rennen abgehalten werden kann. Da sollte man sich auf Hauptverkehrsadern und ähnliches konzentrieren, damit die Menschen wieder so weit wie möglich ins normale Leben zurückkehren können. Ich komme aus Nord-Queensland und wir haben dort auch Erfahrungen mit Überflutungen. Ich fühle definitiv mit den Menschen, die betroffen sind."

Absage auch moralische Frage: MotoGP-Rennen wäre falsches Signal

Doch nicht nur das logische Argument der nun geltenden Prioritäten kam zu Zuge. Es ging auch um die Moral. Ein Rennen zu fahren, das Saisonfinale abzuhalten und den neuen Weltmeister zu feiern, während die Menschen in Valencia unter den katastrophalen Zuständen leiden, wäre nicht zu verantworten und schlichtweg pietätlos. "Welches Signal würde das an die Gesellschaft schicken, wenn die Leute durch solch schwere Zeiten gehen?", fragt Joan Mir völlig zurecht. Es herrscht also kein Zweifel: Die Beteiligten der MotoGP würden eine Absage des Valencia GP klar befürworten.

Da die (einzig richtige) Entscheidung zur Absage wohl nurmehr eine Frage der Zeit ist, wird im Hintergrund bereits nach alternativen Austragungsorten für ein Saisonfinale gesucht. Wir haben euch diese Alternativen einmal zusammengestellt: