Es geht in die heiße Phase der MotoGP-Weltmeisterschaft 2024. Jorge Martin oder Francesco Bagnaia, wer wird Weltmeister? Der Italiener muss in Malaysia angreifen, um im letzten Rennen noch gute Chancen zu haben. Doch genau dieses letzte Rennen ist angesichts der furchtbaren Flutkatastrophe in Valencia eine große Unwägbarkeit.

Francesco Bagnaia im Angriffsmodus: Kann mehr riskieren als Jorge!

"Ich möchte wie in Thailand bestmöglich starten. Ich weiß, was ich dann am Samstag [im Sprint, Anm. d. Red.] falsch gemacht habe und will das verbessern. Dieses Wochenende müssen wir versuchen mehr als 3 Punkte wie beim letzten Wochenende aufzuholen", gab der Weltmeister die Marschrichtung für den Sepang International Circuit vor. In gewisser Weise sieht sich Bagnaia sogar im Vorteil: "Ich kann mehr als Jorge riskieren. Jorge muss zurückhaltender sein. Er hat einen Vorsprung von 17 Punkten, darf sich aber keiner Fehler erlauben."

Francesco Bagnaia und Jorge Martin im Japan-GP
Bagnaia ist auf der Jagd nach Martin, Foto: MotoGP

Klar ist aber trotzdem, dass der Titelverteidiger in der Bringschuld ist. Dessen ist er sich voll bewusst: "Es stimmt, dass ich keinen Fehler machen möchte, aber momentan muss ich attackieren und noch mehr Gas geben. Ich muss das Maximum versuchen und beide Rennen gewinnen. Ich muss die Lücke deutlicher schließen. Wenn ich eine gute Chance für das letzte Wochenende haben möchte, dann muss ich dieses mit weniger als 10 Punkten Rückstand verlassen." Und der Ducati-Pilot gibt seinem Rivalen noch ein bisschen seiner Erfahrung mit: "Jorge ist in der besseren Lage in der Meisterschaft. So war es bei mir letztes Jahr und du hast das Gefühl, dass du ruhig bleiben musst. In diesem Moment konkurrenzfähig zu sein, ist auch nicht einfach."

Jorge Martin selbstsicher: Aus Nervosität und Fehlern von 2023 gelernt

Doch Martin scheint davon unbeeindruckt. 2023 war das noch anders. "Letztes Jahr war es aufregend, und ich war sehr nervös", gibt der Spanier im Nachhinein zu. 12 Monate später sieht es anders aus: "Dieses Jahr ist sicherlich auch Druck da, aber ich habe mich stark verbessert und bin erwachsener geworden." Der 'Martinator' verriet sein Erfolgsrezept: "Ich habe versucht, aus schmerzhaften und schlechten Momenten zu lernen. Da lernst du mehr. In einer gewissen Art und Weise ist es also sogar aufregend, zu verlieren. Ich habe auf allen Ebenen gearbeitet, um ein besserer Fahrer zu werden. Mir ist es gelungen."

Tatsächlich darf er ab jetzt sogar gegen Bagnaia verlieren. Wird er immer Zweiter, so holt er den Titel. Sich zurückhalten will er dennoch nicht, obwohl das Risiko durchaus klar ist: "Wir haben beide bereits einige Fehler begangen. Jetzt ist es an der Zeit, keine mehr zu machen. Ich weiß aber nicht, ob ich ein bisschen Gas rausnehme. Was mich hierhergebracht hat, war, dass ich der beste Jorge sein wollte, der ich sein kann. Ich werde dieses Wochenende dasselbe wie sonst machen, das bestmögliche Resultat anstreben."

Teammanager unmissverständlich: Keine Benachteiligung Martins, keine Teamorder

Dass dies auch unter fairen Umständen möglich ist, betonten beide Teammanager am Donnerstag ausdrücklich. Pramacs Gino Borsoi versicherte, dass seine Mannschaft von Ducati nicht benachteiligt werde, obwohl 2025 der Wechsel zu Yamaha bevorsteht: "Nächstes Jahr wird eine neue Geschichte. Ducati hat sich niemals gegen uns gestellt, was unsere Ausrüstung und die Unterstützung angeht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie die einzigen im Paddock sind, die uns die Möglichkeit zum Kampf um den Titel gegeben hätten." Daher bedankte er sich beim italienischen Hersteller: "Ich muss Ducati danken, denn sie haben uns alle Unterstützung zukommen lassen, damit wir so konkurrenzfähig sein konnten."

Doch nicht nur beim Material, sondern auch auf Fahrerseite könnte Werkspilot Bagnaia theoretisch bevorzugt werden. Mit Teamkollege und Malaysia-Vorjahressieger Enea Bastianini hätte er einen potenten Helfer. Doch Davide Tardozzi schob diesen Überlegungen klar einen Riegel vor: "Nein, wir haben nicht mit Enea gesprochen. Enea kämpft mit Marc [Marquez] um den dritten Rang [in der WM-Wertung, Anm. d. Red.]. Jeder von ihnen hat seinen eigenen Kampf in der Meisterschaft. Selbst Rang Drei ist viel besser als Rang Vier. Also gibt es keine Team-Order bei uns. Es gab keinerlei Diskussionen darüber." Martin und Bagnaia müssen es also selbst auf der Strecke ausmachen.

Gino Borsoi und Davide Tardozzi
Gino Borsoi und Davide Tardozzi betonten die Fairness bei Ducati, Foto: LAT Images

Was wird der Valencia-Ersatz? Martin: Bloß nicht Assen...

Doch Einfluss nehmen kann sehr wohl noch die Dorna mit einer sehr wichtigen Entscheidung. Es erscheint klar, dass das Saisonfinale nicht in Valencia stattfinden kann, nachdem eine Flutkatastrophe dort große Zerstörung angerichtet und fast 100 Menschleben gefordert hat. Hinter den Kulissen wird bereits nach einem Ersatzort gesucht. Ausfallen soll das letzte Rennen nicht, was auch Bagnaia einfordert: "Das wäre nicht fair, aber ich bin nicht die Person, die das entscheidet."

Für die beiden WM-Rivalen ist die Frage, welche Strecke Valencia vertreten wird, natürlich eine wichtig. Jorge Martin könnte seinen Heimvorteil verlieren. Auf die Frage nach einem Wunsch für ein Ersatzrennen weiß er mit einem Augenzwinkern zu antworten: "Valencia ist die beste Strecke für das letzte Rennen, aber jetzt vermutlich unmöglich. Wir werden abwarten müssen. Sicherlich will ich nicht nach Assen, wo Pecco [Bagnaia] zu stark ist." Bagnaia ging sofort darauf ein, und äußerte einen weiteren Wunsch: "Assen wäre gut, aber da ist es zu kalt. Mugello vielleicht?" Letztlich betonten aber beide ihr vertrauen in die Entscheidungsträger. "Was die Dorna entscheiden wird, wird gut und fair sein. Ich denke, dass es viele Optionen [für Alternativen zu Valencia, Anm. d. Red.] gibt", zeigte sich Bagnaia unbesorgt, dass die MotoGP-Saison um ihr Grande Finale gebracht werden könnte.