Während die ungewisse Lage um das Saisonfinale in Valencia derzeit das Tagesgeschehen in der MotoGP bestimmt, trugen Jorge Martin und Francesco Bagnaia am Trainingsfreitag zum Malaysia Grand Prix die nächste Runde ihres packenden Titelkampfes 2024 aus. Während dabei erste Psychospielchen die Schlagzeilen bestimmten, scheint Titelverteidiger Bagnaia mit einem ungewohnten Blitzstart die Oberhand in Sepang gewonnen zu haben.
Der Italiener war am Freitag nämlich Schnellster Mann in Malaysia. Dabei überraschte aber weniger Bagnaias Trainingsbestzeit - schon die siebte der laufenden Saison - sondern vielmehr dessen Bestmarke im 1. Freien Training. Damit gelang es dem Ducati-Piloten nämlich erst zum zweiten Mal in seiner MotoGP-Karriere, beide Trainingseinheiten am Freitag anzuführen. Zum ersten Mal war Bagnaia dies bei der Dutch TT vor rund vier Monaten gelungen. Damals holte er dann auch die Pole Position und beide Rennsiege. Ein gutes Omen also? Nun, zumindest einmal ein bewusstes Zeichen im WM-Kampf!
Francesco Bagnaia mit bewusster Ansage im MotoGP-WM-Kampf
"Ja, denn ich weiß, wie wichtig das ist", antwortete Bagnaia am Freitag auf die Frage, ob er im Malaysia-GP gezielt stärker starten wollte als üblich. Die Möglichkeit dazu verschaffte dem Italiener der Sepang International Circuit, der traditionell zu seinen stärksten Strecken zählt. "Es ist wie in Assen. Wenn ich weiß, dass mir die Strecke so liegt, dann ist es einfacher, schnell zu fahren", erklärt er und verrät: " Selbst als wir heute Morgen auf dem harten Hinterreifen begannen, war die Pace und auch mein Gefühl gut. Wir haben uns daher entschieden, schon im FP1 mit dem Medium-Hinterreifen zu fahren, um in der schlechtesten Grip-Situation anzufangen. Der Reifenverschleiß hier ist enorm. Wir wollten daher einen Abbau haben und versuchen, trotzdem konkurrenzfähig zu bleiben. Das hat sehr gut funktioniert."
Trotz Sessionbestzeit handelte es sich bei Bagnaias Reifenwechsel von Hard auf Medium im FP1 also nicht um eine gezielte 'Timeattack', sondern eine vorgezogene Rennsimulation. Am Nachmittag knüpfte er dann mit 1:59.5er-Zeiten an den begonnenen Longrun an und bewegte sich damit auf einem ähnlichen Niveau wie Martin, der erst zu Beginn des Trainings auf den Medium-Hinterreifen wechselte. Mithalten konnte da einzig Enea Bastianini vereinzelt, aber nicht konstant. Ein Problem für Bagnaia, braucht er doch möglichst viele Piloten zwischen sich und Martin, um Punkte im WM-Kampf aufholen zu können.
"Ich wusste schon vor dem Wochenende, dass Jorge schlechtesten falls Zweiter werden wird. Wir sind den anderen einfach einen kleinen Schritt voraus", kommentiert Bagnaia und hofft auf eine Leistungssteigerung seines Teamkollegen - wenn auch nicht zu sehr. "Ich hoffe wirklich, dass Enea morgen ein Fortschritt gelingt und er die Lücke etwas schließen kann", meint der amtierende Weltmeister und ergänzt: "Ich weiß aber auch, dass er mir nicht helfen wird. Ich muss also etwas schneller als beide sein."
Jorge Martin crasht im Malaysia-Training
Am Freitag gelang Bagnaia dies, trotz der Nebengeräusche um den Valencia-GP und einen potenziellen Streik. "Ich weiß, dass ich so oder so gewinnen muss. Für mich ist das das Ziel", lässt sich die Startnummer 1 nicht ablenken. Zumindest einen kleinen mentalen Vorteil könnte der 27-jährige Turiner damit haben, denn Martin fehlten am Freitag zwar nur 0,050 Sekunden zur Tagesbestzeit, aber er musste auch einen Sturz kurz vor Sessionende wegstecken.
Ein kleiner Wehrmutstropfen in einen sonst ordentlichen Tag für den WM-Leader. "Meine Time-Attack war in Ordnung, obwohl ich auch auf der Runde fast gestürzt wäre. Dann war ich auf der Start-Ziel-Geraden und habe gesehen, dass ich nur Zweiter war. Da sagte ich mir: 'Okay, jetzt muss ich mich noch etwas steigern'. Es war aber schon in Kurve 1 zu viel, ich bin einfach gestürzt", berichtet der Pramac-Pilot, der die Front seiner Ducati verloren hatte. Als Rückschlag wollte er Crash jedoch nicht dastehen lassen: "Ich sehe es auch positiv, dass ich heute gestürzt bin. Ich verstehe jetzt das Limit und warum ich gestürzt bin. Es war also gut, heute zu stürzen. Ich stürze lieber jetzt als im Rennen."
Trotz Martin-Sturz: WM-Duell der MotoGP völlig offen
Generell zeigte sich der 'Martinator' am Freitag unbeeindruckt ob der starken Vorstellung seines WM-Verfolgers. Zu vielversprechend sah die eigene Pace bis zum Sturz aus. "Ich mag diese Strecke und das Motorrad funktioniert wirklich gut", unterstreicht er. "Am Anfang war es ein bisschen zu heiß, zumindest zu Beginn des Trainings. Ich fühlte mich aber stets konkurrenzfähig und war immer an der Spitze dabei. Wir haben gute Arbeit geleistet." Die Basis ist also geschaffen, nun sollen an Samstag und Sonntag einfach keine verrückten Dinge gemacht werden: "Ich will einfach meine normalen Dinge machen und nichts ändern. Wenn ich so herangehe, bin ich schnell!"
Auch Bagnaia sollte also gewarnt sein, der MotoGP steht am restlichen Wochenende ein offener Kampf zwischen den beiden Titelrivalen ins Haus. Was denkt ihr: Wer behält am Samstag in Qualifying und Sprint die Oberhand? Gebt uns eure Tipps in den Kommentaren ab!
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