Die MotoGP-Saison 2024 biegt auf die Zielgerade ein! Maximal 74 Punkte sind in Sepang (01. - 03.11.) und Valencia (15. - 17.11.) noch zu holen, lediglich 17 Zähler trennen die beiden verbliebenen Titelrivalen Jorge Martin und Francesco Bagnaia vier Rennen vor Schluss in der Fahrer-WM. Alles noch offen also, beide Ducati-Piloten haben noch realistische Chancen auf die Weltmeisterschaft. Motorsport-Magazin.com nennt je drei Gründe, die vor dem Malaysia-GP für einen WM-Gewinn von Martin bzw. Bagnaia sprechen.

Jorge Martin: Natürlicher Grundspeed vorhanden

Francesco Bagnaia gilt traditionell als ein Pilot, der zunächst einige Sessions braucht, um auf Speed zu kommen. Bei Jorge Martin gilt das nicht, er legt für gewöhnlich schon mit der ersten fliegenden Runde im FP1 schnell los. Das kommt dem Pramac-Piloten zugute, denn er muss sich in Sepang und Valencia auf keine lange Findungsphase einstellen, vielmehr kann er gleich mit der Feinarbeit loslegen. Das gibt ihm die Möglichkeit, in den frühen wichtigen Sessions des Wochenendes - Qualifying und Sprint - Nadelstiche gegen den noch nicht bei 100 Prozent befindlichen Bagnaia zu setzen und seine WM-Führung um wenige Punkte auszubauen. Nicht viel, aber in einem solch engen Titelkampf womöglich entscheidend.

Jorge Martin startet traditionell schneller in ein MotoGP-Wochenende als Bagnaia, Foto: LAT Images
Jorge Martin startet traditionell schneller in ein MotoGP-Wochenende als Bagnaia, Foto: LAT Images

Francesco Bagnaia: Große Comeback-Qualitäten

Dass man Francesco Bagnaia auch in schier aussichtslosen Situationen nie abschreiben sollte, weiß auch unser Markus. Denn der 27-jährige Turiner verfügt über enorme Comeback-Qualitäten, das hat er nicht nur in der laufenden Saison wiederholt unter Beweis gestellt. Wann immer Bagnaia am Boden lag, meldete er sich eindrucksvoll mit Siegen zurück. Die benötigt der Ducati-Star nun erneut, doch seine Lage ist mit 17 Punkten Rückstand bei weitem nicht hoffnungslos. Jorge Martin ist aus dem Vorjahr gewarnt. Wer Bagnaia jetzt schon abschreibt, ist selbst schuld.

Jorge Martin: Die WM-Geschichte auf seiner Seite

Statistiken sind letztlich nur Zahlen, es gibt immer die Ausnahme der Regel. Doch klar ist auch: Jorge Martin hat in diesem Jahr die Wahrscheinlichkeitstheorie auf seiner Seite. In mittlerweile 22 Jahren MotoGP-Geschichte findet sich nur ein Fall, in dem derjenige Fahrer, der die Weltmeisterschaft zwei Grand Prix vor Schluss anführte, nicht auch Weltmeister wurde: Valentino Rossi im Jahr 2015. Einzig der 'Doktor' ließ sich seinerzeit - mit Blick auf den 'Sepang-Clash' allerdings auch selbstverschuldet - noch von Jorge Lorenzo abfangen. Die Wahrscheinlichkeit eines WM-Gewinns von Martin liegt historisch gesehen vor dem Malaysia-GP also bei 95,5 Prozent. Dazu kommt, dass sich seit Beginn der MotoGP-Ära 2002 auch 18 der 22 WM-Führenden zur Saisonhalbzeit zum Weltmeister krönen konnten. Weitere 82 Prozent also, die für Martin sprechen.

Francesco Bagnaia: Grand-Prix-König der MotoGP

Wie eingangs bereits erwähnt: Francesco Bagnaia benötigt gut und gerne mal etwas Zeit, ehe er auf Betriebstemperatur kommt. Hat er diese allerdings einmal erreicht, ist der Ducati-Pilot nur noch schwer zu bremsen. Pünktlich zum Grand Prix läuft er in aller Regel zur Höchstform auf und dort gibt es nun mal die Bigpoints zu holen. Neun Hauptrennen hat Bagnaia 2024 bereits gewonnen, mehr als je zuvor. Zweifelsohne muss ihm also zugetraut werden, dass der Titelverteidiger auch die letzten beiden GPs noch gewinnt und dann muss Jorge Martin erstmal seine zweiten Plätze einfahren, um in der Gesamtwertung vorne zu bleiben. Übrigens: Mehr als acht GP-Siege in einer Saison schafften sonst nur Marc Marquez, Valentino Rossi, Jorge Lorenzo und Casey Stoner. Alle wurden dabei stets Weltmeister.

Francesco Bagnaia, Ducati Team
Francesco Bagnaia gewann bereits neun Grand Prix, Foto: LAT Images

Jorge Martin: Heimvorteil in Valencia

37 Punkte gibt es nach dem Malaysia-GP noch zu holen, bei nur 17 Punkten Vorsprung für Jorge Martin scheint ein Titelgewinn in Sepang also äußerst unwahrscheinlich. Die Entscheidung wird vielmehr erst in Valencia fallen - und damit in der spanischen Heimat des Pramac-Piloten. Kein zu unterschätzender Faktor, denn die spanischen Fans könnten bei Martin die letzten entscheidenden Prozentpunkte freischalten, die es zum Titelgewinn braucht. Mit Blick auf die Historie der beiden Piloten auf dem Circuit Ricardo Tormo erwartet die MotoGP ein Duell auf Augenhöhe, das zeigte auch das Vorjahr. Von der Heimkulisse beflügelt könnte Martin dann jedoch den entscheidenden Vorteil auf seiner Seite haben.

Francesco Bagnaia: Ducati-Rivalen auf der eigenen Seite

Auf dem Papier ist die MotoGP-WM 2024 inzwischen auch offiziell zum Zweikampf geworden. Doch das heißt nicht, dass andere Piloten keinen entscheidenden Einfluss mehr nehmen werden. Im Gegenteil: Speziell Marc Marquez und Enea Bastianini haben das Potenzial, in allen vier verbliebenen Rennen ganz vorne mitzumischen. Offiziell wird keiner von beiden Partei ergreifen wollen, doch inoffiziell dürften beide eher zur Bagnaia-Seite tendieren.

Bagnaia hofft auf Schützenhilfe von Marc Marquez - vergeblich! (06:33 Min.)

Bastianini ist - unabhängig von einer möglichen Teamorder durch Ducati - Italiener und dürfte damit lieber einen Landsmann gewinnen sehen als einen Spanier. Trotz Ducati-Abschied kommt er weiterhin gut mit Bagnaia aus, während das Verhältnis zu Martin nach den harten Kämpfen um den Platz im Werksteam in den Jahren 2022, 2023 und 2024 zumindest mal angeknackst sein dürfte. Marquez wiederrum hätte als Spanier sicherlich kein Problem damit, wenn Martin den Titel holen würde. Allerdings fährt der MotoGP-Superstar im kommenden Jahr eben selbst für das Ducati-Werksteam an der Seite Bagnaias. Kaum vorstellbar also, dass er sich im Zweifelsfall Bagnaia in den Weg stellen und für sich selbst damit für einen schwerstmöglichen Start in Rot sorgen würde.

Doch was glaubt ihr: Wer holt sich den MotoGP-Titel 2024? Gebt uns eure Tipps und Prognosen in den Kommentaren ab!