Jorge Martin machte mit seinem dominanten Sprintsieg auf Phillip Island einen weiteren Schritt in Richtung MotoGP-Titel 2024, die Schlagzeilen schrieben am Samstag allerdings Marco Bezzecchi und Maverick Vinales. Das Duo kollidierte im Sprint drei Runden vor Schluss am Ende der Start-Ziel-Geraden und donnerte mit weit über 200 km/h ins Kiesbett. Zwar konnte schnell Entwarnung gegeben werden, Bezzecchi musste sicherheitshalber aber trotzdem zu weiteren Untersuchungen ins Krankenhaus gebracht werden. Auch dort konnten keinen schwerwiegenden Verletzungen festgestellt werden, nach seiner Rückkehr ins MotoGP-Paddock wurde er am Sonntagmorgen von den Stewards jedoch mit einer Longlap-Penalty belegt.

Eine umstrittene Entscheidung, bezichtigten am Samstag in ihren jeweiligen Medienrunden doch sämtliche MotoGP-Piloten - Unfallgegner Vinales ausgenommen - den Saugeffekt der immer weiter komplexer werdenden Aerodynamik an den MotoGP-Motorrädern als Auslöser der üblen Highspeed-Kollision. Die Stewards um Freddie Spencer erkannten nach Auswertung von Videomaterial und aller verfügbarer Daten jedoch ein 'unverantwortliches Fahren' bei Bezzecchi, weshalb dieser als schuldig erkannt und folglich bestraft wurde.

MotoGP-Tragödie nur eine Frage der Zeit? (06:47 Min.)

Marco Bezzecchi kontert MotoGP-Stewards: Konnte nichts machen!

Eine Tatsache, die der VR46-Pilot am Sonntag nach dem Australien-GP nicht so stehen lassen wollte. "Das war eine merkwürdige Situation. Maverick hat mich dank des Windschattens sehr nah überholt, wodurch mein Bike nach links gezogen ist. Ich habe mich dann dem entgegengelehnt, um das Bike wieder nach rechts und weg vom Curb an der Außenseite zu bekommen, weil auch der Wind nach links gedrückt hat", beschreibt er die Augenblicke vor der Kollision und ergänzt: "Als ich das getan habe, hat Maverick direkt vor mir und sehr früh gebremst. Im Video siehst du, dass er bremst, die Bremse dann nochmal öffnet und erneut bremst. Wenn du am richtigen Punkt gebremst hättest, hättest du die Bremse nicht nochmal öffnen müssen."

Damit widerspricht Bezzecchi den Erkenntnissen der Stewards, die in ihrer Strafbegründung noch erkannt haben wollten, dass Vinales "normal und konstant" gebremst habe, "wie auch in den drei Runden zuvor." Erst ein Richtungswechsel und ein später Bremspunkt Bezzecchis hätten die Kollision dann unvermeidbar gemacht. Eine Ansicht, die Bezzecchi am Sonntag zweifelsohne nicht teilte. Der 25-jährige Italiener erklärt: "Ich wollte weiter nach rechts, wurde dann aber vom 'Slipstream' eingesaugt und konnte nichts mehr machen, um den Kontakt zu verhindern."

Marco Bezzecchi donnerte heftig in Maverick Vinales, Foto: MotoGP.com/Screenshot
Marco Bezzecchi donnerte heftig in Maverick Vinales, Foto: MotoGP.com/Screenshot

Marco Bezzecchi unterstellt Maverick Vinales unkameradschaftliches Verhalten

Da Bezzecchi die Longlap-Strafe zum Zeitpunkt seiner Aussagen aber ohnehin schon abgesessen und den Australien-GP nach einem Sturz in Turn 4 vorzeitig beendet hatte, wollte er sich nicht mehr groß über die Entscheidung der Stewards echauffieren. Vielmehr kommentierte der künftige Aprilia-Pilot und Vinales-Nachfolger: "Natürlich wäre es mir lieber gewesen, wenn ich keine Strafe bekommen hätte, aber das ist mir jetzt egal. Ich beschwere mich nicht, ich habe die Longlap absolviert. Was mich aber sehr wohl beschäftigt, ist das Verhalten von Vinales direkt nach dem Crash."

Während Bezzecchi sichtlich durchgerüttelt im Kiesbett liegen geblieben war und letztlich gar per Trage von den Marshals von der Strecke gebracht werden musste, hatte Vinales mit einigen wütenden Handgesten in Richtung des Italieners sofort seinen Unmut klargemacht und Bezzecchi schließlich sogar den Stinkefinger gezeigt. "Das hat mir nicht gefallen", meint Bezzecchi nun und fordert mehr Nachsicht: "Wenn es andersherum gewesen wäre, wäre ich zu ihm gegangen und hätte nach ihm gesehen, anstatt den Mittelfinger zu zeigen und mir mehrmals zu sagen, dass ich mich ficken soll, nachdem wir gerade bei 300 km/h abgeflogen sind."

Maverick Vinales unbeeindruckt: Soll ich ihm einen Kuss geben?

Eine durchaus verständliche Meinung, hätte Bezzecchi nach dem üblen Highspeed-Crash schließlich auch schwerer verletzt sein können. Doch Vinales zeigte wenig Einsicht. "Er hat mich bei 300 km/h abgeschossen. Was soll ich da machen? Ihm einen Kuss geben?", kommentierte der scheidende Aprilia-Pilot bereits am Samstag in seiner Medienrunde nach der Mittelfinger-Geste befragt und goss am Sonntag nachträglich nochmal etwas Öl ins Feuer: "Bezzecchi ist immer noch nicht zu mir gekommen, um sich zu entschuldigen."

Gut möglich also, dass dieser Disput schon am kommenden Donnerstag am Rande des Thailand-GPs in die nächste Runde geht, wenn Bezzecchi wieder auf die Aussagen Vinales' reagieren kann. Wir sind gespannt, wie es weitergeht. Doch was meint ihr: Könnt ihr Bezzecchis echauffierte Ansicht nachvollziehen oder seid ihr Team Vinales? Sagt uns eure Meinung in den Kommentaren!