Nächstes MotoGP-Rennen, nächste Wende im WM-Kampf! Nachdem Titelverteidiger Francesco Bagnaia beim Emilia-Romagna-GP vor sechs Tagen in Misano im Kiesbett gelandet war, patzte diesmal sein WM-Rivale folgenschwer. Im Qualifying noch mit Rekordrunde auf die Pole Position gestürmt, warf Jorge Martin seine Führung im Indonesien-Sprint schon zum Ende der ersten Runde in Kurve 16 weg und blieb trotz beachtlicher Aufholjagd letztlich punktlos. Er hatte die Front verloren und damit für einen weiteren Sturz über das Vorderrad in Mandalika gesorgt.
"Ich will gar nichts sagen. Es sieht so aus, als wäre das dieses Jahr eine Weltmeisterschaft der Fehler", kommentierte Bagnaia das 'Geschenk' seines Titelkontrahenten am Samstag mit einem Schmunzeln im Gesicht. Den Abflug Martins hatte er dabei vom besten Platz des Hauses verfolgen können. Der Pramac-Pilot rätselte in seiner Medienrunde anschließend, was schiefgelaufen war. Bagnaia hatte hingegen eine klare Sicht der Dinge: "Als ich Jorge in dieser Kurve gesehen haben, wusste ich, dass ich 12 Punkte aufholen würde, wenn er diese Linie beibehält. Er war viel schneller mit deutlich mehr Schräglage [als normal, Anm.]."
Francesco Bagnaia: Michelin trägt Mitschuld an Martin-Crash!
Ein simpler Fahlfehler also, der Martin da zum Verhängnis wurde? Nicht ganz, denn laut Bagnaia steckt noch etwas mehr dahinter. Der Ducati-Star glaubt, dass auch MotoGP-Einheitslieferant Michelin eine Rolle spielt. "Die Hinterreifen haben einen riesigen Schritt nach vorne gemacht, sie helfen uns sehr in der Bremszone. Wir haben aber auch größere Probleme, weil wir in den Kurven viel schneller sind", beschreibt er. Die Vorderreifen, die erst 2026 eine neue Karkasse erhalten sollen, könnten den Belastungen da schlicht nicht mehr standhalten und würden vermehrt nachgeben, was in weiterer Folge die zahlreichen Stürze über die Front im Jahr 2024 erklären könnte.
"Wenn du am Limit bist, kannst du schnell so stürzen. Das müssen wir für die WM im Hinterkopf behalten und konzentriert bleiben", meint Bagnaia, der selbst schon in Barcelona oder zuletzt eben in Misano über die Front weggerutscht war. "Mir ist bewusst, dass es bis zum Sprint kein gutes Wochenende für mich war. Wir konnten uns jedoch in jeder Session verbessern und haben vor dem Qualifying etwas gefunden, dass ich dann nur aufgrund der Gelben Flaggen nicht umsetzen konnte. Ich wusste aber, dass meine Pace gut genug ist, damit ich um den Sieg kämpfen kann."
Francesco Bagnaia im Kontrollmodus: Bloß kein Sturz in Turn 16!
Eine Bestätigung dessen blieb Bagnaia am Samstag zumindest teilweise schuldig. Denn nach Martins Crash veränderte der amtierende MotoGP-Weltmeister seine Taktik. Das Motto? Bloß nicht den gleichen Fehler wie der Pramac-Pilot machen. "Nach seinem Sturz wollte ich in den ersten drei Sektoren besonders schnell fahren, um im vierten Sektor etwas vorsichtiger sein zu können", verrät Bagnaia. "Ich wollte den letzten Sektor kontrollieren können und das hat funktioniert."
Wozu der Ducati-Star insgesamt fähig ist, bleibt vor dem Indonesien GP am Sonntag also noch ein Rätsel. Klar ist einzig: Seine WM-Rivalen konnten im Sprint zumindest phasenweise noch schneller, speziell Enea Bastianini machte in der Schlussphase einen sehr starken Eindruck. Aber auch Martin ist nach seinem Patzer auf Wiedergutmachung aus. Der Titelkampf bleibt also spannend, Bagnaia schiebt den Druck dem WM-Leader zu: "Ich bin in der schlechteren Position, aber er muss mehr aufpassen. In Momenten wie heute habe ich nichts zu verlieren, ich kann nur noch gewinnen. Und wenn du hinten liegst und gewinnen musste, ist es - aus welchen Gründen auch immer - einfacher zu gewinnen. Wenn du vorne bist, fängst du an, dir zu viele Gedanken zu machen. Das hilft nicht, aber die Jungs hinter uns pushen auch extrem. Wir kämpfen zu viert um diese Weltmeisterschaft."
Ihr wollt wissen, wieso Jorge Martin nichts von Pecco Bagnaias Einschätzungen zum folgenschweren Sturz in Runde eins hält? Dann findet ihr hier alle Antworten.
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