Wieder einmal schreibt die MotoGP verrückte Geschichten. Der Sprint der Königsklasse in Barcelona war am Samstag bereits der zweite der laufenden Saison, in der es ein regelrechtes Sturzfestival zu sehen gab. Mit Raul Fernandez in Runde vier, Brad Binder in Runde fünf und Francesco Bagnaia im letzten Umlauf erwischte es gleich drei Piloten in Führung liegend. Am Samstagabend sehen die Erklärungen zu den Unfällen ganz unterschiedlich aus.
Vor allem für Francesco Bagnaia hat der Sturz in der zwölften und letzten Runde des Sprints einen besonders bitteren Beigeschmack, schließlich steckt der Ducati-Pilot mitten im harten WM-Kamp gegen Jorge Martin und Marc Marquez und kann somit jeden Zähler gut gebrauchen. Noch dazu wartet der 27-Jährige seit dem Malaysia-Grand-Prix der Vorsaison auf einen Sieg in einem Sprint. Den Grund für seinen Sturz sah der amtierende Weltmeister in den besonderen Streckenbedingungen.
"Ich habe mir viel Zeit genommen, um diesen Sturz zu verstehen. Ich war noch eine Stunde lang in der Box, um alles zu analysieren", erklärte Bagnaia den versammelten Journalisten. Seine gewonnenen Erkenntnisse fasst er daraufhin wie folgt zusammen. "Es sieht so: Du darfst hier nicht langsamer in die Kurven fahren und trotzdem genauso stark bremsen, weil du sonst stürzt. Normalerweise geht das, aber mit den schlechten Gripverhältnissen hier in Barcelona ist das ein Desaster."
Francesco Bagnaia: Habe nichts falsch gemacht
Bagnaia war also dabei den Sieg nach Hause zu fahren und pushte nicht mehr ans Limit. Von einem Konzentrationsfehler seinerseits will er nichts wissen. "Ich bin gecruist, war aber zu 100 Prozent fokussiert. Ich weiß, wie man gewinnt, ich habe das so schon oft gemacht und hatte alles unter Kontrolle. Ich habe alles perfekt gemacht. Wenn man in die Daten schaut, sieht der Moment des Unfalls auch ganz seltsam aus, weil es nicht zu dieser Situation passt." Aleix Espargaro erklärte nach dem Rennen, dass er Bagnaia absichtlich in einen Fehler treiben wollte, da er immer wieder kleine Fahrfehler seines Vordermannes erkannte.
Die Meinung seines MotoGP-Kollegen wies Bagnaia konsequent zurück. "Ich weiß nicht, welche Fehler Aleix gesehen haben will, ich war der Schnellste heute. Nur in Kurve fünf hatte ich ein Problem mit dem Getriebe, an dem wir derzeit noch arbeiten. Ansonsten bin ich fehlerfrei gefahren", stellte der Italiener klar.
Brad Binder: Ich sollte aufhören, besonders sauber zu fahren
Einige Runden vor Bagnaia kam auch Brad Binder zu Sturz. Ihn erwischte es ebenfalls in Kurve fünf. Der KTM -Pilot hatte am Abend auch schon eine Erklärung für seinen erneuten Ausfall parat. "Ich bin ein bisschen aufrechter in die Kurve gegangen als zuvor, das war wahrscheinlich das Problem. Da hat es mich dann ohne Vorwarnung weggehauen", nannte der Südafrikaner den Grund.
"Ich habe versucht, besonders sauber zu fahren. Das sollte ich besser lassen", schmunzelte Binder. Seine Aussage hat aber einen ernsten Hintergrund. "Wenn ich in die Kurven slide, habe ich weniger Probleme mit der Front, es verlagert wahrscheinlich das Gewicht an eine andere Stelle." Obwohl er den Sprint erneut ohne Punkte beendete, war er positiv gestimmt: "Es ist nie schön auszufallen, aber es ist besser, wenn du in Führung stürzt als irgendwo auf Rang 15 herumzufahren. Hier in Barcelona funktioniert das Motorrad wirklich gut, ich habe mich heute im Rennen sehr stark gefühlt und das macht mich glücklich."
Raul Fernandez selbstkritisch: War mein Fehler
Der Dritte und letzte im Bunde war Raul Fernandez. Der Trackhouse-Racing-Pilot fuhr seinem besten MotoGP-Ergebnis entgegen, nachdem er bereits im Qualifying den dritten Startplatz erreicht hatte. Fernandez erwischte es, anders als Bagnaia und Binder, in Kurve zehn. "Ich denke mein Crash, war einfach ein dummer Fehler. Ich habe versucht einen Fehler aus der Kurve zuvor gutzumachen", zeigte sich der 23-Jährige selbstkritisch. "In Kurve neun hatte ich eine Menge Bewegung im Motorrad, was Zeit gekostet hat. In Kurve 10 merkte ich dann, dass ich zu weit gehen würde. Ich habe die Linie aber trotzdem gehalten und bin dann gestürzt, ich wollte einfach zu viel. Das war zu 100 Prozent mein Fehler."
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