Bestzeit im 2. Freien Training, Pole Position samt neuer Rekordrunde im Qualifying und schließlich der Sprintsieg: Der MotoGP-Samstag in Barcelona hätte für Lokalmatador Aleix Espargaro kaum besser laufen können. Einzig die schnellste Rennrunde fehlte ihm, auf diese verzichtete er jedoch bewusst. Denn im sechsten Sprint der MotoGP-Saison 2024 lieferte der 34-jährige Routinier eine Meisterleistung ab und führte seine Konkurrenten vor - nicht mit reinem Speed, sondern mit seiner ganzen Erfahrung.

Die Startphase war für den Aprilia-Piloten nämlich so überhaupt nicht nach Plan verlaufen. Ihm unterlief zwar keinesfalls ein schlechter Rennstart von der Pole Position, aber die umliegende Konkurrenz kam einfach noch viel besser weg. Hinter Francesco Bagnaia, Pedro Acosta, Raul Fernandez und Brad Binder bog Espargaro deshalb nur als Fünfter in die erste Kurve ein, in der dritten Runde ging auch noch sein guter Freund Jorge Martin vorbei. Auf Platz sechs liegend schien der erhoffte Heimsieg plötzlich in großer Gefahr, zumal Aprilia-Kollege Fernandez an der Spitze des Feldes ordentlich Druck machte und sich zum Ende des ersten Renndrittels schon fast eine Sekunde Vorsprung herausgefahren hatte.

Aleix Espargaro macht sich MotoGP-Erfahrung zu Nutze: Du musst taktieren!

Doch Espargaro blieb cool und wartete ab, während die Konkurrenz Fehler um Fehler machte. Erst stürzte Raul Fernandez in Kurve zehn, dann Brad Binder und schließlich auch Francesco Bagnaia in der schwierigen Bergab-Linkskurve T5. "Ich habe schon am Donnerstag gesagt, dass du auf 80 Prozent der Strecken im Kalender bis zum Ende Vollgas fahren kannst. Aber es gibt eben auch ein paar Kurse, wo du taktieren musst, wo es nicht nur um den reinen Speed geht", offenbarte 'El Capitano' am Samstagabend. "Ich hätte am Anfang auch so schnell fahren können wie sie, ich stand schließlich auf der Pole Position. Aber ich sagte mir, dass sie über dem Limit unterwegs sind und ihre Reifen zu stark abnutzen. Das konnte ich von hinten sehen. Ich wusste, dass sie stürzen oder ihre Vorder- und Hinterreifen zerstören würden. Ich wusste, dass ich am Ende des Rennens meine Chancen bekommen würde und ich behielt Recht."

Ein Sieg der Routine also für Espargaro, der am Sonntag seinen 327. Grand-Prix-Start absolvieren wird - weit mehr als jeder andere Pilot. MotoGP-Superstar Marc Marquez folgt erst mit 252 GP-Auftritten. "Ich habe vor dem Rennen die Pace aller Fahrer analysiert. Ich war der Einzige, der gezeigt hatte, dass er mehrere Runden unter der 1:39.5er-Marke fahren kann. Da sie diese Pace gefahren sind, wusste ich, dass sie über dem Limit unterwegs waren", erklärt Espargaro. "Ich konnte diese Pace mitgehen, aber wenn ich versucht hätte, sie zu überholen, wäre auch ich über dem Limit gefahren. Ich sagte mir daher, dass ich fünf Runden abwarten muss. Dann wird ihr Grip nachlassen und ich bekomme meine Chance."

Aleix Espargaro lag zwischenzeitlich nur auf Platz sechs, Foto: LAT Images
Aleix Espargaro lag zwischenzeitlich nur auf Platz sechs, Foto: LAT Images

MotoGP-Oldie Aleix Espargaro jubelt : Erfahrung zahlt sich aus!

Der Katalane sollte Recht behalten: Schon in Runde vier ging er wieder an WM-Leader Jorge Martin vorbei, der am Samstag keine große Rolle im Kampf um die vordersten Plätze spielte. Zu Beginn des achten Umlaufs schnappte sich die #41 dann auch Pedro Acosta auf Start/Ziel, nachdem dieser deutlich schlechter aus der letzten Kurve herausgekommen war. Als dann noch Bagnaia in der letzten Runde stürzte, war der Weg zum emotionalen Heimsieg schließlich frei. "Ich habe keine Worte. In Sachen Resultate geht es nicht besser. Pole, Sprintsieg und all die Menschen auf den Tribünen, die mir zugejubelt haben. Ich hätte mir keinen besseren letzten Heim-GP vorstellen können", findet der Aprilia-Pilot und weiß: "Der Sprint ist kurz, aber kein Qualifying. Ich bin glücklich, manchmal zahlt sich Erfahrung eben doch aus."