Dass Ducati auch in Spielberg der Favorit sein würde, war allen im MotoGP-Paddock klar. Doch beim Heimspiel wollte KTM die Dominatoren zumindest ein bisschen ärgern. Stattdessen setzte es die heftigste Niederlage der Saison. Der Österreich GP hinterließ ratlose Gesichter in Mattighofen.

Brad Binder: Ergebnis hört sich besser an, als es ist

"Ich habe vom Start bis zum Ende mein Bestes gegeben und hatte als Bonus einen großartigen Start", berichtet Brad Binder. "Ich hätte dieses Rennen nicht eine Sekunde schneller fahren können", ist sich der Südafrikaner sicher. Ducati konnte dies aber, und zwar achtzehnfach. Satte 18,6 Sekunden lag Binder am Ende hinter Sieger Francesco Bagnaia. Das ist der größte Abstand des besten KTM-Fahrers in dieser Saison, und das ausgerechnet beim Heimrennen.

"Die Position hört sich besser an, als es die Lücke nach vorne ist. Ein fünfter Platz wären normalerweise ein paar Sekunden, vielleicht drei oder vier. Aber 18 sind gewaltig. Wir haben eindeutig Arbeit vor uns, wenn wir da wieder mitmischen wollen", konnte sich Binder über das eigentlich ordentliche Resultat nicht freuen. Seinen Teamkollegen Jack Miller erwischte es mit einem Sturz sogar noch schlimmer.

Pedro Acosta völlig ratlos: Ich verstehe es nicht!

Doch die KTM-Krise hat mittlerweile auch das GasGas-Team um Wunderkind Pedro Acosta erfasst. Bei ihm waren es nicht 'nur' 18, sondern mehr als 33 Sekunden Verspätung, mit denen er auf Rang 13 ins Ziel kam. Der junge Spanier war geschafft: "Das war eines der härtesten Rennen meines Lebens." Eine Erklärung für sein Debakel konnte er nicht liefern: "Ich kann nicht sagen, woher unsere Probleme kamen. Momentan verstehe ich sie nicht." Zumindest ist klar, wo es haperte: "Es war beim Herausbeschleunigen. Aber wir hatten keinen durchdrehenden Reifen. Deswegen ist es ja so eigenartig."

Pedro Acosta in der Gasgas-Box
Pedro Acosta war nach dem Rennen komplett ratlos, Foto: LAT Images

Sein Teamkollege Augusto Fernandez (P15) fährt im Gegensatz zum Rookie bereits die gesamte Saison hinterher und hatte nurmehr Galgenhumor übrig: "Zumindest habe ich auf dem Niveau meines Teamkollegen gelitten." Acosta hingegen blickte auf die Gesamtsituation des MotoGP-Projekts aus Mattighofen mit besorgter Miene: "Manchmal muss es auch wehtun, damit du lernst. Ich glaube diesen Grand Prix verlässt jeder bei KTM, Fahrer und Mechaniker, mit einem Stich ins Herz."

Pol Espargaro macht Hoffnung: Neues KTM-Motorrad mit Potential, aber...

Zumindest einer vermochte einen kleinen Silberstreif zu sehen. Auch wenn Wildcard-Pilot Pol Espargaro die Niederlage nicht verleugnete: "Ich glaube alle im Starterfeld, die nicht auf einer Ducati sitzen, hätten sich etwas mehr erwartet." Der Testfahrer fuhr eine RC16 mit Entwicklungen für das kommende Jahr. Und da scheint es Hoffnung zu geben: "Es gibt einige Anzeichen. Zum Beispiel über eine Runde ist es schneller."

Espargaro bewegte sich das gesamte Wochenende an der Grenze der Top 10. Am Ende wurde er Elfter. Er gab aber zu bedenken, dass er nicht den KTM-Maßstab liefert: "Ich hatte es in den Händen der schnellste [KTM-Fahrer, Anm. d. Red.] zu sein. Die Idealzeit [im Qualifying] wäre das gewesen. Wenn wir jetzt noch bedenken, dass Brad, Jack, Augusto und Pedro mindestens drei Zehntel schneller als ich sein sollten, dann hat das Motorrad eine gute Leistungsfähigkeit, wenn der Grip da ist."

Pol Espargaro, Red Bull KTM Factory Racing
Pol Espargaro machte etwas Mut für 2025, Foto: LAT Images

Wenn er da ist, wie auf eine Runde mit frischen Michelins. Im Rennen geht es aber um den Verschleiß. "Wenn der Grip weniger wird, dann hatten wir aber einige Probleme, die wir nicht erwartet haben", musste Espargaro zugeben. Die Zuversicht ließ er sich aber dennoch nicht nehmen: "Ich bin dennoch zufrieden mit den Resultaten. Wir werden weitermachen. Dani [Pedrosa, Anm. d. Red.] wird das Motorrad in Misano testen und dann werden wir weitersehen." Aktuell bleibt KTM auch nichts anderes übrig als weiterzuarbeiten.