Die MotoGP erlebt im Jahr 2024 die erwartet verrückte 'Silly Season', die in den vergangenen Wochen und Monaten schon so einige Überraschungen und unerwartete Wendungen parat hatte. Für eine solche sorgte zuletzt etwa auch Maverick Vinales mit seinem Wechsel von Aprilia ins KTM-Lager, wo er ab 2025 für das Kundenteam Tech3 starten wird. Am Medien-Donnerstag in Assen sprach der 29-Jährige erstmals öffentlich über seinen Aprilia-Abgang und offenbarte spannende Hintergründe.
"Der Hauptgrund für meinen Wechsel ist, dass ich meinem Instinkt folge", begann Vinales in der offiziellen MotoGP-Pressekonferenz und fügte an: "Ich sehe einfach, dass es [die KTM RC16, Anm.] in Zukunft vielleicht eher das Motorrad ist, auf dem du sitzen willst. Deshalb halte ich diesen Wechsel für den korrekten Weg." Hat der einmalige Grand-Prix-Sieger mit Aprilia also schlichtweg mehr Vertrauen in die Arbeit von KTM? "Ich bin erst vier Jahre hier, ich kann nicht beurteilen, wer hier besser oder schlechter arbeitet", winkt Vinales ab. "Ich habe einfach versucht, zu verstehen, was das Beste für meine Zukunft ist. Ich habe für mich überlegt, welches Motorrad in der Weltmeisterschaft das nächste große Ding sein wird und habe mich dann entsprechend entschieden."
Maverick Vinales erklärt KTM-Wechsel: Will immer so stark sein wie in Austin
Auf den ersten Blick eine durchaus überraschende Einschätzung, konnte doch Aprilia in den vergangenen 18 Monaten doch als einziger Hersteller neben Ducati einen Grand Prix gewinnen. KTM wartet hingegen seit fast zwei Jahren auf einen GP-Sieg in der MotoGP, in einem Trockenrennen war der österreichische Hersteller sogar letztmals 2020 erfolgreich. Aprilia gewann hingegen im Vorjahr gleich zwei Hauptrennen und einen Sprint mit Aleix Espargaro, ehe sich zu Beginn dieses Jahres auch Vinales in Portimao und Austin erstmals in die Siegerliste des Motorradbauers aus Noale eintragen konnte.
Doch genau jenes Wochenende Mitte April in Austin, als Vinales Sprint und Hauptrennen in beeindruckender Manier gewinnen konnte, spielte rückblickend auch einen essenziellen Teil in dessen Entscheidungsfindung pro KTM. "Zu sehen, welches Potenzial ich in Austin hatte und das im Anschluss aber nicht mehr wiederholen zu können, hat eine gewichtige Rolle gespielt", erklärt der Aprilia-Pilot, der seither nur noch im Sprint von Le Mans unter die besten Drei fahren konnte. Vielmehr kam er zuletzt in Mugello selbst mit einer "starken Leistung" nicht mehr über Platz acht hinaus.
"Ich habe schon seit Jerez über meine Zukunft nachgedacht", verrät Vinales nun, womit sich rückblickend auch dessen zurückhaltenden Aussagen in den vergangenen Monaten über eine Vertragsverlängerung bei Aprilia erklären lassen. "Nach Austin war ich schockiert, wozu ich fähig sein kann - aber eben nur in einem von 20 Rennen. Das hat mir nicht gefallen, ich will das viel häufiger schaffen. Deshalb habe ich viel nachgedacht." Die Verpflichtung Jorge Martins als Nachfolger von Aleix Espargaro soll dabei übrigens keine Rolle mehr gespielt haben. "Wir hätten ein wirklich gutes Team bilden können, aber ich hatte meine finale Entscheidung schon vor Mugello getroffen", lässt Vinales wissen. "Ich freue mich für sie, dass sie jetzt Jorge und Marco [Bezzecchi, Anm.] haben."
Enea Bastianini weiß: Mit KTM kann ich gewinnen!
Besonders kurios war die Verpflichtung Vinales' durch KTM übrigens, weil zeitgleich auch direkt dessen neuer Teamkollege bei Tech3 präsentiert wurde: Enea Bastianini. Ein Fahrer, der bei Aprilia 'Wunschkandidat Nr. 1' auf die Nachfolge der Startnummer 12 gewesen wäre. Doch das monatelange Flirten von Aprilia-Racing-CEO Massimo Rivola stieß bei 'La Bestia' letztlich auf taube Ohren. "Ich habe mich recht früh entschieden, weil ich nicht zu viel darüber nachdenken wollte. Du musst das mit einer gewissen Überzeugung machen und KTM war für mich der beste Weg", erklärt dieser.
Zuvor hatte Bastianini bis zum Schluss auf einen Verbleib im Ducati-Werksteam gehofft und mit dem zweiten Platz im Italien Grand Prix ein letztes Lebenszeichen gesendet. Doch dieses kam zu spät, die Entscheidung gegen ihn war bereits gefallen. "Es war nicht einfach für nach dem Mugello-Rennen", blickt er zurück. "Ducati hatte sich entschieden und der Markt bewegte sich wirklich schnell. Daher war es keine leichte Entscheidung. Ich hatte gute Angebote. Im Projekt von KTM habe ich jedoch die Möglichkeit gesehen, gewinnen zu können. Das motiviert mich und stimmt mich positiv für die Zukunft."
Wenn ihr noch wissen wollt, warum sich etwa Jorge Martin für Aprilia und gegen KTM entschied, könnt ihr hier alles Wichtige nachlesen:
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