Es sind weiterhin schwere MotoGP-Zeiten für die Honda Racing Corporation. Auch in Austin hinkt Honda der MotoGP-Konkurrenz in den Trainings nur hinterher, auf dem Circuit of the Americas belegen die vier japanischen Traditionsmaschinen die Plätze 19 bis 22. Selbst zum Leidensgenossen Yamaha fehlte am Freitag einiges an Performance. Vor einem Jahr noch war HRC an selbigem Ort siegreich, als Alex Rins den USA-Grand-Prix 2023 gewann. Werkspilot Joan Mir sprach nach dem Trainingsauftakt der dritten Saisonstation 2024 nun aber von einer falschen Richtung, die in der Entwicklung des MotoGP-Bikes eingeschlagen wurde.

Die Ergebnisse vom Freitag sprachen eine deutliche Sprache: Honda ist ganz klar das Schlusslicht der Königsklasse. Johann Zarco pilotierte mit einer Rundenzeit 2:03.014 Minuten die schnellste RC213V, dabei fehlten dem Franzosen mehr als 1,6 Sekunden auf den Spitzenreiter Jorge Martin. Joan Mir lag auf der 20. Position weitere 0,4 Sekunden dahinter. Obwohl der ehemalige MotoGP-Weltmeister auf seiner schnellsten Runde zu Sturz kam, sah er keine Chance auf einen Einzug in die Top-10.

Joan Mir: Jetzt bezahlen wir für unsere Entwicklung

"Meine Position ist nicht wirklich realistisch, weil ich im letzten Versuch gestürzt bin", erklärte der Spanier. "Aber ich hätte auch so keine Chance gehabt, in das zweite Qualifying einzuziehen." Befindet sich Honda also in einem noch tieferen Loch als 2023? Nach den Wintertests und dem Saisonauftakt in Katar versprühten die ehemaligen MotoGP-Dominatoren noch Zuversicht und Optimismus, nur fünf Wochen später ist davon nichts mehr übrig. Die Japaner sind zurück auf dem Boden der Tatsachen.

"Das ist die Realität. Wir haben ehrlich gesagt mehr Probleme, als wir nach den Tests befürchtet haben. Und leider schaffen wir es nicht, das Problem auszubessern, im Gegenteil, wir haben eine falsche Richtung eingeschlagen und jetzt bezahlen wir dafür", gestand Joan Mir am Freitagabend in Austin. Die Honda des Jahrgangs 2024 hat laut ihm dabei eine entscheidende Schwäche. "Auf der Bremse und im Turning war das alte Bike [aus dem Vorjahr, Anm.] ziemlich gut, es war agiler als die anderen Motorräder. Jetzt ist es das nicht mehr." Somit tun sich die Honda-Piloten vor Allem bei der Jagd nach der besten Rundenzeit sehr schwer.

"Letztes Jahr fiel es mir leichter eine schnelle Runde zu drehen. Das macht ein Wochenende jetzt nicht einfacher. In Katar und Portimao waren wir über eine Runde viel langsamer als über die Renndistanz. Jetzt ist es schwieriger, das Beste aus den frischen Reifen herauszuholen", verglich er die Vor- und Nachteile der Honda-Bikes.

Joan Mir: Müssen schnell die Richtung ändern

Hoffnung auf Besserung dürfen Honda-Anhänger zumindest haben, schließlich stehen den MotoGP-Sorgenkindern seit dem Beginn der Saison die umfangreichen Concessions zur Verfügung, die zahlreiche Testfahrten und eine Weiterentwicklung des Motors erlauben. "Es ist jetzt wichtig, die Verantwortung zu übernehmen und zu verstehen, was gerade passiert. Wir müssen schnell die Richtung ändern und bei den Tests sehr clever sein", mahnt der 26-Jährige.

Offizielle Testfahrten der Königsklasse stehen noch in diesem Monat in Jerez nach der vierten Saisonstation an, vier Wochen später wartet eine weitere Gelegenheit in Mugello. Ob Honda sich so schnell aus dem Leistungsloch befreien kann? "Ich hoffe es wirklich sehr, aber ich denke nicht, um ehrlich zu sein", seufzte Joan Mir am Freitag.