Spektakulär. Dieses Wort fällt Rennsportfans wohl zuerst ein, wenn sie an das Autodromo Internaional do Algarve in Portimao denken. Die portugiesische Achterbahn bietet rasante Kurven und Höhenunterschiede. Doch leider hat diese Strecke auch eine Schattenseite, zumindest für den Motorsport auf zwei Rädern. In den letzten Jahren ereignete sich dort eine besorgniserregende Anzahl an Unfällen und Verletzungen in der Motorrad-Weltmeisterschaft. Vor dem Portugal GP 2024 blicken wir zurück und erklären, was die Strecke so gefährlich macht.
Morbidelli bei weitem nicht der Erste: MotoGP erlebt 2023 Horror in Portiamo
Leider müssen wir noch nicht einmal ins Vorjahr zurückblicken, um den letzten Vorfall in Portimao zu finden. Pramac-Neuzugang Franco Morbidelli kam Ende Januar bei einem Trainingstag auf einem Superbike zu Sturz und zog sich eine schwere Gehirnerschütterung zu. Der Italiener musste bei den Testfahrten zusehen und beim Saisonauftakt in Katar einen Kaltstart hinlegen. Er ist damit das jüngste 'Opfer' der Algarven-Achterbahn.
2023 fuhr die MotoGP in Portimao den Saisonauftakt und auch die Testfahrten, da die Strecke in Katar zu diesem Zeitpunkt modernisiert wurde. Die Bilanz: Nicht weniger als fünf Verletzte. Fabio di Giannantonio erwischte es schon während des Tests. Er musste ebenfalls mit einer Gehirnerschütterung beim letzten Testtag passen. Pol Espargaro hatte dann im zweiten Training einen furchtbaren Unfall, der ihn für die nächsten Wochen ans Krankenbett fesselte. Erst viereinhalb Monate und acht Rennwochenenden später konnte der Spanier in Silverstone wieder zurückkehren.
Die weiteren Verletzen ergaben sich aus dem Renngeschehen. Enea Bastianini verletzte sich nach Kontakt mit Luca Marini im Sprint an der Schulter. Es war der Beginn einer von Rückschlägen geprägten Saison für den Italiener. Dasselbe lässt sich auch für Miguel Oliveira - der MotoGP-Pechvogel 2023 - sagen. Der Lokalmatador wurde im Rennen bei einem übermütigen Manöver von Marc Marquez abgeräumt und verpasste so das nächste Rennen. Zu allem Überfluss verletzte sich auch noch Marquez selbst dadurch an der Hand und fiel für drei Rennen aus.
Verletzungsfaktor Kiesbett: Härter als Asphalt!
Nun sind letztere Verletzungen Rennunfällen und Fehlern von Piloten geschuldet, die so auch auf anderen Strecken passieren könnten. Für Di Giannantonios und Espargaros Verletzungen gilt das aber nicht. "Das Kiesbett ist der Wahnsinn!", benannte 'Diggia' damals den Übeltäter. "Jedes Jahr beschweren wir uns darüber. Der Kies fühlt sich wie Steine an - wirklich große Steine. Wenn du auf sie fliegst, ist das schmerzhafter, als wenn du auf dem Asphalt landest." Da könne die MotoGP auch gleich in Monaco fahren, meinte der Italiener in seiner Wutrede.
Dass sich die MotoGP-Piloten schon vor dem Rennen von 2023 so über die Kiesbetten beschwerten, kommt nicht von ungefähr. Schon 2021 erlebte die Königklasse einen ähnlich schlimmen Unfall wie den von Pol Espargaro. Der damalige Rookie Jorge Martin kam damals im FP3 zu Sturz und wurde wie wild durch das harte Kiesbett geschleudert. Der Spanier erlitt mehrere Brüche und musste operiert werden. Die drei nächsten Rennen verpasste er daraufhin.
Höhenunterschiede und Wetter: Moto2 zeigt weitere Portimao-Gefahren auf
Doch nicht nur aus der MotoGP lassen sich Vorfälle berichten. Ein Sturz aus der Moto2 zeigte eine weitere Problematik der Rennstrecke neben den harten Kiesbetten auf. 2020 kam Aron Canet nach Kurve 9 zu Fall und blieb auf der Strecke liegen. Das Problem: Bei Kurve 9 ist eine Kuppe, die nur schwer zu überblicken ist. Die großen Höhenunterschiede machen die Strecke spektakulär, erschweren aber auch die Einsicht auf die kommenden Passagen. Canet hatte damals gewaltiges Glück, dass die folgenden Piloten ihn allesamt verfehlten.
Dazu kann dann auch noch das Wetter für Gefahr sorgen. Auch dies musste die Moto2 erleben. Beim Rennen 2022 schüttete es auf einmal in Kurve 1 und es kam zu einem gewaltigen Massencrash. Am Japaner Ai Ogura flogen links und rechts nur knapp zwei Bikes vorbei. Dass von den acht abgeflogenen Fahrern niemand ernsthaft verletzt wurde, glich einem Wunder. Der Führende Aron Canet wurde bspw. ähnlich heftig durch das Kiesbett geschleudert wie Jorge Martin im Jahr zuvor.
Morbidelli fürchtet Rückkehr nicht: Mag die Strecke!
Und nun kommt die Motorrad-WM wieder auf ihre vielleicht gefährlichste Strecke. Der zuletzt dort gestürzte Franco Morbidelli hat mit seiner Rückkehr kein Problem: "Es ist eine Strecke, die ich mag. Natürlich ist es auch die Strecke meines Unfalls, aber daran erinnere ich mich nicht." Eine Einstellung, die ein Rennfahrer wohl haben muss, wenn er in Portimao ans Limit gehen will. Wie dies Morbidelli und seinen MotoGP-Kollegen am Wochenende gelingt, erfahrt ihr natürlich wie immer auf Motorsport-Magazin.com. Wir hoffen von spannenden Rennen und nicht von weiteren Stürzen und Verletzungen berichten zu dürfen.
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