Andrea Iannone durfte in diesem Jahr nach langer Wartezeit wieder Motorradrennen fahren. Beim Auftakt der Superbike-WM auf Phillip Island fuhr der mittlerweile 34-jährige Italiener mit seiner Ducati sofort auf das Podest. Die vier Jahre Dopingsperre sind dennoch nicht so einfach am Ex- MotoGP-Piloten vorübergegangen.
Andrea Iannone: Hatte mein ganzes Leben verloren!
"Am Anfang war es dramatisch. Es ist schwierig zu verstehen und sich anzupassen, weil ich mein ganzes Leben verloren habe", erinnerte sich Iannone im Interview auf worldsbk.com. Seine Lage war mit nichts zu vergleichen: "Wenn man alles verliert, ist man ein wenig desorientiert. Es ist wie ein schwerer Unfall. Aber wenn man einen schweren Unfall hat, setzt man vielleicht ein Jahr lang aus. Ich habe vier Jahre lang ausgesetzt. Es ist schwer, diese Situation zu erklären."
Angesichts dieser schwierigen Zeiten wusste Iannone, bei wem er sich zu bedanken hat: "Ich habe viel Unterstützung von meinen Fans, meiner Familie und meinen Freunden erfahren, aber es war nicht einfach. Vor allem im ersten Jahr war ich etwas verschlossener, aber Schritt für Schritt habe ich angefangen, ein normales Leben zu führen." Dabei veränderte sich auch sein Interesse am Motorradsport: "Ich habe aufgehört, die MotoGP zu verfolgen und angefangen, Superbike zu schauen. Ich weiß nicht, warum, aber das ist die Wahrheit."
Ducati ermöglicht das Comeback
Vor dem Fernseher entstand dann der Wunsch nach dem Comeback: "Als ich einige Rennen verfolgte, hatte ich das Gefühl, dass ich bei den Rennen und dem Kampf dabei sein wollte, und deshalb begann ich manchmal mit Gigi Dall'Igna zu telefonieren." Am Ende überzeugte er das Ducati-Mastermind persönlich: "Eines Tages bin ich mit meinem Vater nach Misano gefahren und habe ihn getroffen. Wir unterhielten uns ein wenig und er sagte: 'Andrea, du willst das? Und du glaubst, du bist bereit?'. Ich sagte ihm, ich sei bereit."
Und so organisierte Ducati seinem Ex-MotoGP-Piloten den Platz beim GoEleven-Team, für das 2023 noch Phillip Öttl am Start gewesen war. Für Iannone ist es eine zweite Chance: "Ich freue mich sehr über dieses Comeback. Ich bin glücklich, ich lebe diesen Traum. Ich werde nicht zurückgewinnen, was ich verloren habe, das ist unmöglich, aber zumindest teilweise möchte ich versuchen, mein Glück wiederzufinden."
Und das scheint sportlich auch zu gelingen. Gleich bei seinem ersten Superbike-Rennen auf Phillip Island kämpfte der Italiener um die Spitzenplätze und erreichte am Ende mit Rang Drei das Podest. Im zweiten Hauptrennen ließ er mit Rang Vier eine weitere Spitzenplatzierung folgen. Damit liegt er auch in der WM-Wertung auf dem vierten Rang. Die Rückkehr fiel ihm augenscheinlich nicht schwer, was er selbst bestätigt: "Als ich das Motorrad im Oktober in Jerez ausprobierte, war ich sofort schnell. Wir beendeten den ersten Test auf dem fünften Platz mit einer Rundenzeit, die nicht schlecht war. Das Gefühl mit dem Motorrad war sofort gut."
Superbike-WM als neue Heimat in der 'zweiten' Karriere
Dennoch war dann das Ausmaß seiner Konkurrenzfähigkeit auch für ihn überraschend. "Mit diesem Ergebnis habe ich nicht gerechnet. Wenn man einmal auf dem Podium steht, ist das ein wirklich tolles Ergebnis. Es ist ein ganz besonderes Comeback für mich und ich werde diesen Moment und dieses Wochenende nie vergessen. Nach langer Zeit habe ich mal wieder einen schönen Moment erlebt. Ich habe mit den besten Fahrern der Superbike-WM gekämpft, an meinem ersten Wochenende und in meinem ersten Rennen", beschrieb er seine Wiederauferstehung.
Nach diesem Erlebnis denkt Iannone auch weiterhin nicht mehr an die MotoGP. Er hat seine neue Heimat gefunden: "Die Superbike-WM ist wirklich gut. Die Atmosphäre in diesem Paddock ist fantastisch. Ich habe viel Leidenschaft für den Motorsport und die Motorräder gespürt, das ist eine wirklich gute Energie für mich. In dieser Phase meiner Karriere ist das für mich die beste Meisterschaft. Jetzt bin ich hier und will es genießen." Am kommenden Wochenende geht es mit der Superbike-WM in Barcelona weiter.
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